Werder (Havel): Resortcharakter und Urlaubslaune: Opulente Pläne für die Blütentherme
Die Blütentherme in Werder (Havel) soll 2018 eröffnet werden, sieben Jahre nach der Grundsteinlegung. Ein neues Planungsbüro will dem Projekt nun auf die Sprünge helfen, mit opulenten Plänen für das Bad und das umliegende Areal.
Werder (Havel) - Die Werderschen mögens opulent, dementsprechend ist auch das Gesamtkonzept für die Blütentherme und ihre benachbarten Bauareale geraten. Das Planungsbüro GBP Project Hamburg, dessen Inhaber deutschlandweit an Neu- und Umbauten von Bädern beteiligt ist und dessen Referenzen sich darüber hinaus auf Hotels, Ferienresorts, Bahnhöfe und Stadtquartiere erstrecken, soll nun Werders Blütentherme im städtischen Auftrag nun wieder auf den Weg helfen.
Für das Rathaus soll bei der Auswahl der Planer mitentscheidend gewesen sein, dass sie bereits mit allen deutschen Badbetreibern zusammengearbeitet haben - bis auf die mittelfränkische Kristall Bäder AG, von der sich die Stadt als Projektpartner wegen der Kostenentwicklung, eigenmächtigen Umplanungen und jahrelangen Bauverzögerungen vor Kurzem bekanntermaßen getrennt hat.
Das Thema Wasser soll in allen Bereichen eine Rolle spielen
GBP-Geschäftsführer Gerhard Geising stellte dem Badausschuss nun am Mittwochabend in einer bildreichen Präsentation Planspiele für das Badgrundstück und die zweieinhalb Hektar großen Nachbarflächen vor, die manche Anleihen in Großstädten und ausgewiesenen Ferienregionen nehmen. Eine Vielzahl von Nutzungen und Gebäuden soll Resortcharakter und Urlaubslaune vermitteln, das Thema Wasser in allen Bereichen eine Rolle spielen.
Allein die Therme soll durch zwei nördlich vom Bad liegenden Außenbecken - ein „Splash“ mit Kinderattraktionen und einen von Gastronomiebauten gerahmten Lido - erheblich an Attraktivität gewinnen. Eine Saunainsel in der Havel mit Panoramascheibe nach dem Vorbild der Fontanetherme in Neuruppin soll den Komplex mit der Havel verbinden, an der Stichhafeneinfahrt sind ein Leuchtturm mit Panoramarestaurant und ein Dampferanleger vorgesehen.
Hotel, Wassersäule, exklusives Wohnkarree
Die Nutzungen in der Umgebung sollen in ihrer enormen Dichte ganz augenscheinlich die Augen verschiedener Investoren auf Werders Badprojekt lenken. Ganz vorn steht das Hotel, das näher an das Bad rücken und Wege für Hotelgäste zu den Spaß- und Wellnessbereichen verkürzen soll. Es steht nun fast zwischen Bad und Stichhafen und einige der Zimmer sollen direkt auf das „Splash“-Becken ausgerichtet sein.
Innen soll das Thema Wasser durch eine Wassersäule nach dem Vorbild des Aquadoms im Berliner Radisson Blue fortgeführt werden. Westlich angedockt an das Hotel ist in Richtung Hafenbrücke ein exklusives Wohnkarree, im Atrium mit überdachtem Hafenbecken, das für verschiedene Events geeignet sein soll. Es soll vom Stichhafen aus tatsächlich für Boote erreichbar sein, mit Hebebrücke über der Einfahrt.
Ein Wohnpark für Senioren geplant
Dritte Nutzung wäre ein Wohnpark für Senioren auf der anderen, südlichen Seite der Therme, Geising gibt ihm die wohlklingende Überschrift „grapevine 51“. Das Publikum in der zweiten Lebenshälfte könnte hier im Grünen am Wasser wohnen, die Therme nutzen, Gäste empfangen oder sich auch monatsweise einmieten. Statt der Geschossbauten auf der anderen Badseite soll es hier Einzel-, Doppel- und Gartenreihenhäuser geben. Nachts soll das Tor der Gated Community verschlossen werden. Der bisherige Parkplatz wird für all die Nutzer nicht reichen und soll nun durch ein begrüntes Parkdeck ergänzt werden.
Geising versicherte seine feste Überzeugung, dass alle Bausteine vermarktbar sind. Die Verdichtung rund um die Therme zielt ganz klar auch darauf ab, für ein Grundrauschen hinsichtlich der Gästezahlen zu sorgen, sich womöglich vertraglich Einnahmen zu sichern. Die Nachbarschaft schaffe größere Sicherheit für einen wirtschaftlichen Betrieb des kostenintensiven Bades, sagte Geising. So sah es auch Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU): Wohnpark und Hotel seien wie zwei Schultern für das neue Bad. Sie betonte aber auch, dass es sich um eine langfristige Vision handele. „Werder ist nicht verrückt geworden. Wir bauen das nicht alles selbst.“ Doch vor weiteren Bauarbeiten an der Therme selbst müsse man wissen, wie die Entwicklung des gesamten Geländes weitergehe.
Einige der Nutzungsideen hatte schon die Kristall Bäder AG im Gepäck, jetzt sei aber die Stadt am Zuge, ein Gesamtpaket für diesen touristischen Bereich zu schnüren, so die Bürgermeisterin. „Die Ergebnisse müssen sich in Änderungen des Bebauungsplanes widerspiegeln“, sagte Saß. Der Stadt dürften da noch einige Diskussionen bevorstehen. Mitglieder des Badausschusses fragten schon mal, ob der Zeitplan für das Bad, das an sich 2018 - sieben Jahre nach der Grundsteinlegung - endlich eingeweiht werden sollte, so noch einzuhalten ist. Zumal Architekt Geising davon sprach, dass die verschiedenen Bausteine am besten gleichzeitig gebaut und fertiggestellt werden sollten, denn wer will sich schon auf einer Dauerbaustelle erholen.
Wie werden sich die Kosten entwickeln?
„Wie müssen die Potenziale natürlich im Blick behalten“, sagte CDU-Fraktionsvize Ditmar Wick. „Aber die Seele des Ganzen ist die Therme, und da muss es jetzt zügig weitergehen.“ SPD-Ortschef Robert Dambon dachte laut darüber nach, wie sich das neue Umfeld und die Zusatzattraktionen auf die Kostenentwicklung des städtischen Thermen-Projektes auswirken wird. Fragen gab es auch, ob die exklusive und hochpreisige Ausstrahlung verschiedener Bereiche für Werders Stadtentwicklung tatsächlich gewollt ist. „Das sieht nicht so aus, als wenn ich das Geld habe, dort mit meiner Freundin mal einen schönen Tag zu verbringen“, sagte etwa der Stadtverordnete Henri Hinze (Linke).
Ausschussvorsitzende Anja Spiegel (SPD) wollte mit der Sitzung am Mittwochabend die weitere Marschrichtung festgelegt wissen, um die erforderlichen bauleitplanerischen Weichenstellungen vorbereiten zu können. Kosten, Investoren oder Bauzeiträume wurden keine genannt, die Diskussion ohne Beschlussfassung beendet. Bürgermeisterin Saß fragte, ob womöglich Bedarf an einer zusätzlichen Ausschusssitzung vor dem nächsten Sitzungstermin am 24. Juni besteht, wo der Fokus wieder auf die Blütentherme gerichtet werden soll. Völlig offen ist nach wie vor, ob nun die Stadt das Thermenprojekt fortführen wird oder sich einen Partner dafür suchen will.
Noch vor der Sommerpause sollen die Stadtverordneten abschließend darüber entscheiden, wie es zuletzt aus dem Rathaus hieß. Das klingt angesichts der neuen Vorschläge ambitioniert.
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