Busverkehr in Potsdam-Mittelmark: Mehr Busse nach Werder
Ab Dezember sollen mehr Busse zwischen Werder und Potsdam verkehren, dafür will sich der Landkreis Potsdam-Mittelmark einsetzen. Die Finanzierung ist aber offen - und Werder reagiert überrascht.
Werder (Havel) - Es wäre ein kleiner Anfang, um Pendler zum Umsteigen zu bewegen: Zwischen Werder und Potsdam sollen ab Dezember deutlich mehr Busse fahren. Wie Vize-Landrat Christian Stein (CDU) am Mittwochabend im Verkehrsausschuss des Kreises ankündigte, soll der Kreistag im September über einen entsprechenden Vorschlag entscheiden. Demnach sollen in der Hauptverkehrszeit von 6.30 bis 8.30 Uhr und 14 bis 18.30 Uhr die 631er-Busse zwischen Bahnhof Werder und Hauptbahnhof Potsdam alle 15 statt 20 Minuten fahren. Die Linie 580 zwischen Lehnin, Werder und Potsdam soll in dieser Zeit halbstündlich statt stündlich fahren. Unterm Strich wären damit sechs statt vier Busse stündlich auf der stark frequentierten Pendlerstrecke unterwegs.
Die Taktverdichtung solle jährlich 322.000 Euro kosten. „Das ist kein Durchbruch, aber weitere Verbesserungen wären nur mit mehr Personal möglich“, sagte Landrat Wolfgang Blasig (SPD) den PNN. Im Gegenzug hofft man auf ein Signal aus Potsdam. Mehr Fahrten könne der Landkreis nicht alleine bezahlen. Die Aktion solle den guten Willen des Kreises zeigen, wenn nach den Sommerferien intensivere Diskussionen mit der Stadt Potsdam zum Nahverkehr folgen. Laut Blasig soll mit Potsdam eine weitere Intensivierung des Nahverkehrs abgestimmt werden.
Werder: Es fehlt ein ganzheitliches Konzept für Busse
In Werder ist man über den neuen Vorschlag des Kreises überrascht. „Wir sind für die Verbesserungen dankbar, aber es fehlt ein ganzheitliches Konzept, um den Verkehr in der Region besser zu ordnen“, sagte Werders 1. Beigeordneter Christian Große (CDU) den PNN. Die Pläne zur Taktverdichtung seien in Werder noch unbekannt. Werden die Pläne Potsdams zur Verengung der Zeppelinstraße umgesetzt, würden Große zufolge aber auch die Busse aus Werder im Stau stehen und das Verkehrsproblem nicht lösen.
Wie berichtet soll die Zeppelinstraße zwischen Kastanienallee und Geschwister-Scholl-Straße von zwei Fahrspuren auf eine Spur pro Richtung und eine Busspur umgebaut werden. Damit soll der Autoverkehr verringert werden, um Schadstoffgrenzwerte einhalten zu können. Wie Potsdams Bereichsleiter für Verkehrsentwicklung, Bernd Kahle, im Verkehrsausschuss verdeutlichte, müsse der Umbau so schnell wie möglich vonstatten gehen.
5000 weniger Autofahrer auf der Zeppelinstraße Potsdam
Das wäre nicht als Schikane der mittelmärkischen Autofahrer gedacht. Um die Zahl der täglichen Fahrten auf der Zeppelinstraße von 27.000 auf 22.000 zu reduzieren, müssten Mittelmärker und Potsdamer zu gleichen Teilen auf den Nahverkehr umsteigen. Dafür seien bereits jetzt Kapazitäten vorhanden, in den Straßenbahnen gebe es täglich etwa 1800 freie Plätze.
Kahle betonte, dass unabhängig von der Verengung der Zeppelinstraße eine Busspur von Potsdam nach Geltow gebaut werden soll, damit die Busse nicht im Stau stehen. Die Spur soll auf der Südseite der Bundesstraße 1 neben dem bestehenden Radweg entstehen.
Vorbereitende Arbeiten dafür sollen noch in diesem Jahr starten. Wie Martina Woiwode, Bereichsleiterin Verkehrsplanung der Landeshauptstadt, den PNN bestätigte, soll zunächst die Bundesstraße in Höhe der Zufahrt zum Seminaris-Hotel so umgebaut werden, dass die geplante Busspur unter der dortigen Eisenbahnbrücke Platz hat. Zudem soll die Zufahrt zum Parkplatz am Bahnhof Pirschheide für Autofahrer verbessert werden.
Kritik an der Busspur bis Geltow
Für die eigentliche Busspur zum Geltower Ortseingang habe die Stadt den Planungsauftrag ausgelöst. Woiwode hofft auf einen Baubeginn im kommenden Jahr, wenn die nötigen Genehmigungen rechtzeitig eintreffen.
Das Werderaner Kreistagsmitglied Hermann Bobka (CDU) kritisierte, dass die Busspur nur bis zum Geltower Ortseingang geführt werden könne und die Busse dann in Geltow im Stau stehen würden. Mit der Verengung der Zeppelinstraße verstoße Potsdam gegen seine Fürsorgepflicht als Oberzentrum, wenn es die Mobilität der Bewohner der Umlandgemeinden einseitig einschränke. Schließlich würden auch Fahrten zu Ärzten oder Krankenhäusern erschwert.
Wer zahlt für den Busverkehr: Potsdam oder Landkreis?
Im Hintergrund gibt es noch einen ganz anderen Streit: Zur Finanzierung des Busverkehrs gibt es seit Jahren Spannungen zwischen Potsdam und dem Landkreis. Nach PNN-Informationen zahlt Potsdam derzeit für jeden Kilometer, den Busse der mittelmärkischen Verkehrsgesellschaften in Potsdam zurücklegen, 80 Cent. Wie mehrere Fachleute den PNN bestätigten, sei für einen kostendeckenden Betrieb ein Betrag von zwei Euro nötig. Landrat Blasig betonte aber, dass die Zusammenarbeit mit der Stadtspitze in jüngster Zeit vielversprechend verlief.
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Die leichte Angebotsverbesserung wird kaum jemanden dazu bringen, vom Auto auf den Bus umzusteigen und so die luftverschmutzte Potsdamer Zeppelinstraße zu entlasten. Ein Kommentar:
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