Klipps Pläne für Zeppelinstraße in Potsdam: 2500 Autofahrer sollen umsteigen
Baudezernent Matthias Klipp verteidigt seine Pläne für die verengte Zeppelinstraße - und stellt erste konkrete Alternativen für Pendler vor. Die dürften nicht jeden freuen.
Potsdam - Trotz anhaltender Kritik hält Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) an seinen Plänen fest, die bisher vierspurige Zeppelinstraße für Autofahrer auf drei Spuren zu reduzieren. Ob der Umbau aber noch dieses Jahr kommt, ist offen. Zugleich stellte Klipp am Dienstag vor Journalisten weitere Maßnahmen vor, mit denen er die Zahl der täglichen Fahrten auf der Hauptverkehrsader von jetzt 27.000 auf 22.000 reduzieren will – um damit an der Straße die zu hohen Abgaswerte zu senken.
Unter anderem sind häufigere Busfahrten und bessere Angebote für Radfahrer geplant – etwa zusätzliche Radwege und 100 neue Stellplätze am Bahnhof Charlottenhof. Zugleich erhöht sich die Fahrzeit für Autofahrer, die über die Zeppelinstraße stadteinwärts fahren wollen, um durchschnittlich fünf Minuten, in Spitzenzeiten wird es wohl noch länger dauern.
Klipp: "Das ist zu schaffen"
Klipp sagte, nach einem Umbau werde in den ersten Tagen geprüft, ob zum Beispiel neue Schleichwege entstehen: „Da haben wir immer die Möglichkeit, noch einmal nachzubessern.“ Insgesamt gehe er von je 1250 Fahrern in Potsdam-Mittelmark und in Potsdam-West aus, die pro Tag ein anderes Verkehrssystem als das Auto nutzen müssten: „Das ist zu schaffen.“ Eine – eigentlich schon längst vorgesehene – Mobilitätsagentur solle in Abstimmung mit dem Landkreis ab kommendem Jahr verstärkt für die Bildung von Fahrgemeinschaften werben, so Klipp.
Die Entscheidung über das weitere Vorgehen will Klipp zunächst den Stadtverordneten überlassen. Er habe dabei den Eindruck, dass die Politik den nötigen Beschluss „gern“ dem Oberbürgermeister oder der Straßenverkehrsbehörde überlassen wolle: „Mit dem Thema lassen sich eben keine Meriten verdienen.“ Unter anderem drohen Klagen von Anwohnern und Strafzahlungen an die EU, wenn die Grenzwerte für giftiges Stickstoffdioxid in der Straße nicht eingehalten werden – wie es aktuell knapp der Fall ist. Je länger man mit einer Entscheidung warte, desto größer seien die negativen Folgewirkungen, so Klipp – und führte aktuelle Studien ins Feld, wonach schlechte Luft in Städten eine Hauptursache „für vorzeitiges Ableben“ sei. Andere Vorschläge – etwa eine in Berlin bestehende Umweltzone oder die ohnehin wegen Lärmschutz vorgesehene Tempo- 30-Regelung für fast die gesamte Zeppelinstraße – seien nicht geeignet, die Abgaswerte genügend zu senken, so Klipp. Ein Lkw-Fahrverbot sei wegen zu hohen Kontrollaufwands praktisch nicht umsetzbar und werde zu einer übermäßigen Belastung etwa der Forststraße führen, hieß es.
Stadtpolitiker üben Kritik an Klipps Plänen
Die Anfang des Jahres bekannt gewordenen Umbaupläne für die Zeppelinstraße sorgen seit Monaten für Debatten. Die Stadtverordneten hatten Klipp im April gezwungen, eine weitere Verkehrssimulation vorzulegen – was nun aber nur teilweise erfolgt ist. Am Abend sollten die Pläne im Bauausschuss vorgestellt werden, schon im Vorfeld hagelte es Kritik aus mehreren bereits informierten Fraktionen. So kritisierte der den Klipp-Plänen bisher aufgeschlossene Grünen-Fraktionschef Peter Schüler gegenüber den PNN, die nötige Überzeugungsarbeit für den Straßenumbau könne Klipp nicht dadurch leisten, einfach zu sagen: „Ich habe Recht.“ Der SPD-Stadtverordnete Kai Weber monierte, man benötige die eigentlich zugesagten konkreten Zahlen für eine konstruktive Debatte. Auch der Linke-Kreischef Sascha Krämer warf Klipp vor, „einseitig zu prüfen“.
Klipp verteidigte sich: Er habe eben gerade nicht noch einmal jene Varianten untersuchen lassen, die nicht zur Einhaltung von Grenzwerten beitragen könnten. Für seine favorisierte Variante der Verengung zeigte er einen Simulationsfilm, bei dem sich die künftigen Verkehrsströme erahnen lassen. Unter anderem wird auf der Zeppelinstraße stadteinwärts ein Rückstau an der Kreuzung zur Kastanienallee erwartet – damit von dort aus Busse auf die Hauptstraße samt einer neuen Extra–Busspur einbiegen können. Ebenso ist bis 2016 eine separate Busspur von Geltow aus geplant.
Busse sollen häufiger fahren
Abstimmungsbedarf gibt es noch viel: Unter anderem sollen die Buslinien 580 und 631 von Werder nach Potsdam – im Berufsverkehr – pro Stunde einmal häufiger verkehren. Bisher verkehrt die 631 bereits dreimal pro Stunde. Mit den Extrafahrten könnten potenziell 320 Pendler zusätzlich in den öffentlichen Nahverkehr gelockt werden, hofft Klipp. Der 631’er wird von der Beelitzer Verkehrs- und Servicegesellschaft betrieben – dort teilte eine Sprecherin mit, zur nötigen Finanzierung der zusätzlichen Fahrten gebe es bereits Gespräche zwischen der Stadt und dem Landkreis Potsdam-Mittelmark.
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