Potsdam-Mittelmark: Kreistag will S-Bahn nach Stahnsdorf
Die S-Bahn-Strecke soll von Teltow bis nach Stahnsdorf verlängert werden, das fordern alle Fraktionen des Kreistages Potdam-Mittelmark. Aber das soll nur ein erster Schritt sein.
Region Teltow - Der Kreistag Potsdam-Mittelmark setzt sich geschlossen für eine Verlängerung der S-Bahn von Teltow zunächst zum Stahnsdorfer Gewerbegebiet ein. In einem gemeinsamen Antrag aller Fraktionen, der den PNN vorliegt, fordern die Mitglieder den „nachhaltigen Ausbau des S-Bahn-Verkehrs im Landkreis Potsdam-Mittelmark, insbesondere als ersten Schritt durch die zeitnahe Verlängerung der S-Bahnstrecke von der Stadt Teltow in die Gemeinde Stahnsdorf“. Die Kreisverwaltung soll an das Infrastrukturministerium alle nötigen Daten für eine Bewertung des Ausbaus liefern. Das Ministerium prüft bis Anfang 2016 mehrere Neubaustrecken aus dem Speckgürtel nach Berlin.
„Die Verlängerung nach Stahnsdorf soll ein erster Schritt sein, sie ist sicher nicht der letzte“, sagte Kreistagsmitglied Gerhard Enser (CDU), der den Antrag entwarf, am gestrigen Montag den PNN. Die Region wachse schließlich ständig. „Wir rechnen uns gute Chancen für eine Realisierung aus“, so Enser, einst Bürgermeister von Stahnsdorf.
Konkurrenz für Stahnsdorf aus Falkensee
Im Infrastrukturministerium wollte man sich zum möglichen Streckenbau noch nicht äußern. Laut Sprecher Steffen Streu würden derzeit alle Kreise, in denen über Streckenerweiterungen diskutiert wird, Daten wie Bevölkerungszahlen, vorhandene Nahverkehrslinien und Ähnliches an das Ministerium weiterleiten. Anfang 2016 werde das beendet, dann würde das Ministerium Priorisierungen vornehmen. „Es ist noch unklar, wieviel Geld wir dann für Neubauten zur Verfügung haben“, so Streu. Auch einen Zeithorizont für eventuelle Neubaustrecken gebe es noch nicht. Ob Stahnsdorf bessere Chancen hat als die Konkurrenz, da es derzeit im Gegensatz zu anderen Orten wie Falkensee (Havelland), das auch eine S-Bahn haben will, über keinen Schienenanschluss verfügt, konnte Streu nicht einschätzen. „Auch Parallelverkehre zu bestehenden Regionalbahnen können sinnvoll sein.“ Laut Gerhard Enser ist in Stahnsdorf der Vorteil einer S-Bahn jedoch größer als bei den Konkurrenten, da die Bahn im Vergleich zum Bus mehr Fahrzeit einspart als in den Regionen, die bereits eine Schienenanbindung haben.
Landrat Wolfgang Blasig (SPD) sieht den Kreistagsantrag positiv. „Ein einstimmiger Beschluss stärkt mir bei Verhandlungen den Rücken, auch wenn der Kreistag an sich nicht für das Thema zuständig ist.“ Ideal wäre laut Blasig der sogenannte Ringschluss, die Verlängerung von Stahnsdorf auf der Trasse der früheren Friedhofsbahn nach Wannsee. Allerdings sei die Trasse umkämpft, da sie hinter dem Techno-Park sehr dicht an Häusern vorbeiführen würde. „Wir müssen aber Stahnsdorf mit der Schiene erreichen, auch ein Anschluss vom Europarc ist ein Muss“, so Blasig. Die Region, die in absehbarer Zeit mehr Einwohner als Brandenburg / Havel haben werde, sei bisher nur rudimentär durch die S-Bahn nach Teltow angebunden.
In die S-Bahn umsteigen
Laut Blasig müsse auch die ehemalige Stammbahn von Zehlendorf nach Potsdam langfristig wieder aufgebaut werden, auch sie würde den Europarc anbinden. An der dortigen Kreuzung mit der Friedhofsbahn gab es einst einen Umsteigebahnhof, von dem aus man nach einem erfolgten S-Bahn-Ringschluss wieder nach Wannsee oder Teltow umsteigen konnte. Der Verkehr auf der Friedhofsbahn wurde nach dem Mauerbau eingestellt, auch die Stammbahn wurde unterbrochen. Züge fuhren auf ihr nur noch im Westteil Berlins. „Vom S-Bahnhof Zehlendorf bis zur Stadtgrenze liegen noch die Gleise, auf diesem Abschnitt könnte der Verkehr schnell wieder aufgenommen werden“, so Blasig. Erst einmal wolle man sich angesichts der knappen Mittel des Landes jedoch für die S-Bahn bis Stahnsdorf einsetzen. Dass es dabei nicht bleiben kann, glaubt auch Kreistagsmitglied Peter Weis von der Fraktion FDP / BiK-BiT. „Die Verlängerung bringt nur für Stahnsdorf einen Mehrwert, zudem würde der geplante Park-&-Ride-Platz im Gewerbegebiet ein Verkehrschaos auslösen.“ Schließlich würden dann noch mehr Menschen mit dem Auto ins Gewerbegebiet fahren. Weis setzt auf den Ringschluss, da dann in Dreilinden ein großer Parkplatz für Pendler errichtet werden könnte. Der böte zudem Autofahrern außerhalb der Teltower Region die Möglichkeit, auf die S-Bahn umzusteigen, da er direkt an der Autobahn 115 liegen würde.
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