Kriminalität: Kommunen sagen Dieben den Kampf an
In Potsdam-Mittelmark sind die Einbruchszahlen zum Teil drastisch angestiegen. In Teltow, Stahnsdorf und Beelitz betreiben Kommunen und Bürger Prävention.
Teltow/Beelitz – Sie kommen gerade jetzt, im Schutz der Dunkelheit, überwinden ungesicherte Gartentore und suchen sich über schlecht einsehbare Terrassen einen Weg ins Haus. Einbrecher haben Konjunktur, doch zu oft haben sie auch leichtes Spiel.
Gerade dort, wo Nachbarn noch Fremde sind, etwa in neu entstandenen Wohngebieten. Vor allem im Speckgürtel Berlins sind die Einbruchszahlen drastisch angestiegen, in Teltow im Vergleich zum Vorjahr sogar um fast 70 Prozent. Deshalb wird heute in der Sitzung der Stadtverordneten über die Bildung eines Kommunalen Kriminalpräventionsrates beraten.
Netzwerk für ein sichereres Gefühl
Als erste Kommune hatte wegen der gestiegenen Einbruchszahlen Stahnsdorf bereits im März einen Kommunalen Kriminalpräventionsrat gegründet. Ein kommunales Netzwerk, das helfen soll, das Sicherheitsgefühl im Ort zu erhöhen. Nun zieht – nachdem bereits die Fachausschüsse ein positives Votum abgegeben haben – auch Teltow nach.
Die künftigen Aufgaben des geplanten Netzwerks werden sich an den aktuellen sicherheitsrelevanten Themen und der polizeilichen Kriminalstatistik festmachen, erklärte Stadtsprecherin Andrea Neumann den PNN auf Anfrage. Bevor der Rat an die Arbeit gehen kann, müsse er sich aber erst einmal konstituieren, sagte sie. Den Ratsvorsitz wird Teltows Bürgermeister, Thomas Schmidt (SPD), übernehmen. Neben ihm sollen dem Rat Vertreter der Polizei und Stadtverwaltung, Stadtverordnete, Ausschussmitglieder und auch Teltower Bürger angehören.
In Stahnsdorf ist der erste Schritt mit der Gründung zwar schon erfolgt, jedoch müssten auch dort noch konkrete Ziele für die Gemeinde benannt werden, erklärte Gemeindesprecher Stephan Reitzig. Aufgrund des eng gesteckten Terminkalenders aller Teilnehmer werden diese dazu erst Anfang 2018 zusammenkommen können.
Das Wir-Gefühl stärken
Nach Angaben der Präventionsberater der Polizei können Kommunen mit vielfältigen Maßnahmen dazu beitragen, das Sicherheitsgefühl der Menschen positiv zu beeinflussen – ob in der Schule oder im Verein. Dabei gehe es vor allem darum, das Wir-Gefühl zu stärken, als Nachbar aufmerksam zu sein und so Einbrechern keine Chance zu lassen.
Nach der aktuellen Statistik wurde im vergangenen Jahr mit 147 gemeldeten Fällen am häufigsten in Kleinmachnow eingebrochen, in Teltow schlugen Diebe 137 Mal zu. Stahnsdorf verzeichnete mit 44 Delikten zwar deutlich geringere Einbruchszahlen als die Nachbarkommunen, trotzdem hatte sich auch hier die Einbruchsquote im Vergleich zum Vorjahr um 41 Prozent erhöht (PNN berichteten).
Die aktuelle Sicherheitslage sei zuletzt im Bauausschuss der Kommune durch die Polizei thematisiert worden, sagte Stephan Reitzig. Im gesamten Berliner Speckgürtel bleibe der „wachsame Nachbar“ eine wichtige Ergänzung der Polizeiarbeit, erklärte er. Vor diesem Hintergrund würden derzeit auch die vier Sicherheitspartner der Gemeinde verstärkt um neue Mitstreiter werben.
Sicherheitspartnerschaften haben Erfolg
Das Konzept der Sicherheitspartner war Mitte der 1990er Jahre landesweit eingeführt worden, um die Zusammenarbeit von Polizei und Kommunen zu fördern und Straftaten wirksam zu bekämpfen.
Dort, wo sie besonders aktiv sind, zeigen sich bereits Erfolge. Ein Beispiel dafür ist der Beelitzer Ortsteil Fichtenwalde. Während noch vor zwei Jahren 27 Mal in dem waldreichen Ortsteil eingebrochen worden sei, sank die Zahl der Delikte im vergangenen Jahr auf sieben. In diesem Jahr wurden dagegen nur noch zwei Einbrüche und ein Einbruchsversuch registriert.
„Die Sicherheitspartner laufen nicht nur Streife im Ort, sie leisten eine umfangreiche Präventions- und Aufklärungsarbeit“, sagte der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth. Deshalb wolle die Kommune die 20 ehrenamtlichen Mitarbeiter ab dem kommenden Jahr auch finanziell mit städtischen Mitteln unterstützen, sagte er am Rande einer Veranstaltung mit Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD). Er sprach von einem vierstelligen Betrag. Genaueres müsse aber noch geklärt werden.
Beispiel Beelitz
Die Spargelstadt beschreite damit völlig neue Wege, lobte Reinhard Scheiper, Leiter der Fichtenwalder Sicherheitspartner. Und auch Innenminister Karl-Heinz Schröter hob hervor: „Beelitz hat die Bedeutung des gesamtgesellschaftlichen Agierens erkannt, wenn es darum geht, vor Ort die Kriminalität und die Angst davor zu reduzieren. Ich wünsche mir sehr, dass weitere Kommunen diesem Beispiel folgen werden.“ Landesweit gibt es rund 70 Sicherheitspartnerschaften mit über 400 Mitgliedern.
Auch in den besonders einbruchgebeutelten Kommunen Kleinmachnow und Teltow sind Sicherheitspartner aktiv. In Kleinmachnow wurden sie zuletzt mit neuen Jacken bestückt, zudem zur Sicherung der Schulwege mit ins Boot geholt.
Kleinmachnow hatte unmittelbar nach Veröffentlichung der aktuellen Kriminalitätsstatistik im Frühjahr mit einer öffentlichen Podiumsdiskussion zum Thema reagiert. Auch weiterhin finden regelmäßig Präventionsveranstaltungen statt.
3000 Menschen beim Sicherheitstag
Insgesamt bieten die Kommunen immer mehr Möglichkeiten an, sich über sicherheitsrelevante Fragen zu informieren. In Teltow war im Juni ein „Sicherheitstag“ organisiert worden, zu dem mehr als 3000 Menschen kamen, im September gab es in Stahnsdorf beim Familienfest Informationen aus erster Hand durch die Polizei.
Derzeit werde außerdem überlegt, die gleichzeitig stattfindende Gewerbeschau im nächsten Jahr um Unternehmen aus der Sicherheitsbranche zu erweitern, erklärte Gemeindesprecher Stephan Reitzig den PNN. Gegenüber einem reinen Sicherheitstag ließe sich so eine noch breitere Bevölkerungsschicht sensibilisieren, sagte er.
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