Von Pflegeheim bis Wochenmarkt: Ideen für die Zukunft der Waldschänke gesammelt
Was soll aus dem Traditionslokal Waldschänke werden? Die Stahnsdorfer konnten bei einem Rundgang Ideen äußern. Zudem gibt es einen Termin für den nächsten Rundgang.
Stahnsdorf - Über den Hintereingang geht es auf Zeitreise: Wer die seit knapp zwei Jahren leerstehende Traditionsgaststätte Waldschänke in Stahnsdorf betritt, fühlt sich in die 60er- und 70er-Jahre zurückversetzt. Das Ambiente erinnert an dunkle Möbel, Stil Eiche rustikal, ein klassisches deutsches Wirtshaus eben. Doch das Haus, das seit 1920 durchgängig als Restaurant betrieben wurde, hat seine besten Zeiten hinter sich. Im Flur riecht es nach abgestandenem Wasser, der Keller ist schimmlig, im Obergeschoss hängt vergilbte Blümchentapete an den Wänden.
Abreißen oder erhalten? Darum ging es hauptsächlich in den Gesprächen der rund 50 Besucher, die am Freitagnachmittag an einer öffentlichen Besichtigung der Waldschänke teilnahmen. Einige von ihnen sind interessierte Stahnsdorfer, etliche neue Gemeindevertreter, die sich ein Bild machen wollen über das, worüber sie schon bald entscheiden sollen. Alle Besucher sind erschrocken, wie heruntergekommen das Haus von innen ist.
Eingeladen zum ersten der beiden geplanten Rundgänge hat Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger). Er will, dass jetzt, nach gut anderthalb Jahren Ruhe, wieder Bewegung in die Diskussion kommt. Es soll endlich entschieden werden, was aus der Waldschänke wird. Die zentral gelegene Immobilie gehört Stahnsdorf. Albers will per Online-Umfrage herausbekommen, was sich die Stahnsdorfer an dieser zentralen Stelle des Ortes wünschen. Daher auch der Rundgang, um sich selbst ein Bild zu machen. Sollte sein Vorhaben grünes Licht von den Gemeindevertretern am 28. November bekommen, dann könnte ein externer Dienstleister, der die Umfrage durchführen soll, im Frühjahr 2020 Ergebnisse der Bevölkerung präsentieren. Mitmachen darf jeder Stahnsdorfer ab 16 Jahren.
Ideen für die Waldschänke gibt es viele: Die 32-jährige Elisa Wegener wünscht sich ein Mehrgenerationenhaus mit einer Kita und einem Bistro oder einem kleinen Café. Sie ist für den Abriss, das Haus habe für sie nichts charmantes und erhaltenswürdiges. Wegeners Sohn, der siebenjährige Leo, kann sich ein Pflegeheim vorstellen – wenn die Oma alt wird.
Etwas für die Jugend hingegen wünscht sich Dorena Hochreither. Damit meint sie ein Angebot für 16- bis 25-Jährige, denn für diese Altersgruppe gebe es in Stahnsdorf so gut wie nichts. Ihr 18-jähriger Sohn müsse zum Feiern nach Potsdam oder Berlin. Auch Hochreither ist für den Abriss: „Ich war hier als Gast drin und hätte nicht gedacht, dass es in so einem schlechten Zustand ist.“
Wie schlecht es um das Haus wirklich steht und ob ein Abriss tatsächlich günstiger ist als eine Renovierung, würde die 46-jährige Sabine Elvert gerne von einem Sachverständigen geklärt haben. Als Nutzung für die Waldschänke schwebt ihr ein Haus für Vereine vor. „So könnte das Haus komplett über Fördermittel finanziert werden.“ Elverts Bekannte wiederum hat andere Ideen, sie habe von einem Vorschlag gehört, anstelle des Lokals einen Wochenmarkt mit überdachten Holzständen zu errichten, der Markt würde den Namen Waldschänke bekommen.
Eine andere Idee, die schon öfter die Runde machte, nennt Rahel Lieb, 26 Jahre. Sie wünscht sich, dass die Waldschänke zu einer Kita umgebaut wird. Immer mehr junge Familien würden nach Stahnsdorf ziehen, der Bedarf an Kitaplätzen also immer größer werden.
Der Bereich um die Waldschänke hat sich mittlerweile zu einem Nahversorgungszentrum für Stahnsdorf entwickelt, mit Drogeriemarkt, Discounter, der Post und einigen Restaurants. Die Waldschänke war laut Albers nach der Wende das erste Haus am Platz.
Kritische Worte findet am Freitag das Stahnsdorfer Ehepaar Frenzel, das früher öfter zum Essen in die Traditionsgaststätte gegangen ist. Bis zum Schluss wäre das Restaurant vom ehemaligen Pächter Gunther Lassotta gut in Schuss gehalten worden. Der 58-jährige Peter Frenzel kann nur noch den Kopf schütteln, wie es jetzt dort aussieht. „Der Aufwand wird von Tag zu Tag, an dem man nichts macht, größer.“ Er befürchtet den Abriss und wünscht sich, dass die Waldschänke weiterhin ein Restaurant mit deutschem Essen bleibt. „Interessenten gab es ja, aber die Auflagen hätten erfüllbar sein müssen“, sagt die 54-jährige Steffi Frenzel. Die Gemeindevertreter hatten von den Interessenten wie berichtet für das sanierungsbedürftige Objekt eine monatliche Pacht von 2500 Euro verlangt – am Ende fand sich niemand.
Nächster Rundgang am 25.11 um 17 Uhr
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