10. Agrarkonvent in Klaistow: Grünen-Chef Habeck fordert einfachere Dürre-Hilfen
Die Vorsitzenden von Grünen und Bauernverband kritisieren in Klaistow Hürden für Dürrehilfen und wollen die Verteilung von Fördermitteln reformieren.
Klaistow - Die strenge Trennung zwischen ökologischer und konventioneller Landwirtschaft sollte aufgehoben werden und Bauern sollten nach Naturkatastrophen einfacher an Hilfe kommen: In diesen Punkten waren sich der Grünen-Bundesvorsitzende Robert Habeck und Wolfgang Vogel, Vize-Präsident des Deutschen Bauernverbandes, beim 10. Agrarkonvent des Ostdeutschen Sparkassenverbandes am Montag in Klaistow einig.
Habeck will den Bauern die Antragstellung erleichtern
„In diesem Jahr ist der Drops gelutscht. Aber künftig sollten Dürrehilfen lieber nach dem Anteil der Grünfläche im Betrieb gezahlt werden, statt nur an Betriebe, die nachweisen können, dass sie durch die Dürre insolvenzbedroht sind“, so Habeck vor etwa 500 Gästen am dem Klaistower Spargelhof. Das würde den Bauern die Antragsstellung erleichtern und niemanden benachteiligen, der in den Vorjahren gut gewirtschaftet hat und daher Rücklagen besitzt. Vor der Diskussion zwischen Habeck und Vogel hatte Paul Becker, Vize-Präsident des Deutschen Wetterdienstes, erklärt, dass vor allem in Brandenburg künftig vermehrt mit Dürreperioden zu rechnen ist.
„Was in diesem Jahr vom Landwirtschaftsministerium aufgelegt wurde, ist kein Programm zur Dürrehilfe, sondern ein Skandal“, so Wolfgang Vogel. Noch nie habe es solche Zugangshürden wie in diesem Jahr für die Förderung gegeben, Bauern müssten praktisch ihre Betriebsbilanz der vergangenen drei Jahre offenlegen. Selbst unter der Grünen-Landwirtschaftsministerin Renate Künast seien Hilfen einfacher ausgezahlt worden als in diesem Jahr, so Vogel.
Gleichzeitig warb er dafür, künftig in der Landwirtschaftsförderung weniger zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft zu unterscheiden. „Auch konventionelle Bauern müssen nachhaltig arbeiten“, sonst ginge die Existenzgrundlage verloren. Auch müssten sich Vogel zufolge alle Bauern dem Ausstoß von Treibhausgasen stellen, durch sogenanntes Präzisionsfarming mit digitalen Maschinen ließe sich aber schon jetzt der Einsatz von Düngemitteln reduzieren, wodurch weniger Schadstoffe ausgestoßen würden.
Auf dem Podium gab es nicht nur Harmonie
Robert Habeck warb in Klaistow dafür, Fördergelder nach einem neuen Punktesystem zu verteilen. So könnten Landwirte etwa Prämien erhalten, wenn sie auf den Einsatz bestimmter Pflanzenschutzmittel verzichten oder punktuell andere Anbaumethoden anwenden. „So kann ein konventioneller Landwirt andere Sachen ausprobieren und dafür Geld erhalten, ohne dass er gleich den ganzen Hof aufwendig auf ökologische Landwirtschaft umstellen müsste“, so der Grünen-Vorsitzende.
Zwischen Vogel und Habeck gab es jedoch nicht nur Harmonie auf dem Podium: Auf die Aussage des Bauernvertreters „Es gibt nach wie vor genügend Insekten“ und Landwirte seien nicht schuld an einem Insektensterben, erwiderte Habeck, dass die Bauern die Probleme nicht leugnen sollten. „Schlauer wäre es doch, die Sorgen der Verbraucher ernst zu nehmen und ihnen dann zu erklären: Wenn ihr wollt, dass Glyphosat verboten wird, müsst ihr auch höhere Lebensmittelpreise in Kauf nehmen, da wir dann mehr grubbern müssen.“ Das Pflanzenschutzmittel Glyphosat ist umstritten, da sein Einsatz in Zusammenhang mit einem großflächigen Sterben von Insekten auf Feldern gebracht wird.
Einen kleinen Trost hat der Wetterdienst für die Bauern
Von der Bundesregierung fordert Robert Habeck, finanzielle Ausgleichsmöglichkeiten für Landwirte zu schaffen, die „vom Höchstleistungsbetrieb weg wollen“: Wenn etwa Landwirtschaft weniger intensiv betrieben wird und es Einbußen beim Lebensmittelverkauf gibt, gleichzeitig aber Gewässer in der Nähe geschont würden, müsse es dafür Ausgleichszahlungen geben. Dieser Markt würde Habeck zufolge Betriebe auch weniger anfällig für Klimaschwankungen machen.
Mit denen ist in den kommenden Jahren häufiger zu rechnen: In Brandenburg werde sich künftig die Wasserbilanz aus Niederschlag und Verdunstung verschlechtern, Dürreperioden würden häufiger, so Paul Becker vom Deutschen Wetterdienst. „Der Klimawandel verlangsamt den Jetstream. Das bedeutet, dass das Wetter künftig über lange Zeiträume stabil bleiben wird.“ Zwar wird die Niederschlagsmenge im Jahresmittel in Deutschland gleich bleiben. Es werde jedoch vor allem mehr Niederschlag im Winter und trockene Perioden im Sommer geben. „Zwar kann in Deutschland jede Region von diesen Extremen betroffen sein“, so Becker. Im Osten werde die Gefahr für Dürren aber deutlich steigen, da dort schon jetzt weniger Niederschlag fällt als im Rest Deutschlands. Ein kleiner Trost für die Bauern: Einen Trend zu mehr Hagel, der Ernten zerstören kann, könne der Wetterdienst nicht erkennen.
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