Ohne Geburtenstation: Bad Belzigerin gebärt im Krankenwagen
Die Geburtenstation in Bad Belzig wurde geschlossen, jetzt kam ein Kind unterwegs zu Welt. Diesmal lief alles glimpflich ab - mit Glück. Die Bürgermeisterin fordert jetzt erneute Verhandlung.
Bad Belzig - Nach der Schließung der Geburtenstation in Bad Belzig im Frühjahr hat nun zum ersten Mal eine Frau aus der Kreishauptstadt ihr Kind im Krankenwagen zur Welt bringen müssen. Am vergangenen Wochenende hatte die Frau im Rettungswagen auf der Bundesstraße 102 in Schwanebeck ohne Komplikationen entbunden, zur nächsten Geburtsstation nach Brandenburg/Havel wäre es von dort aus noch eine halbe Stunde Fahrtzeit gewesen. Bad Belzigs Bürgermeisterin Hannelore Klabunde-Quast hat nun einen Brief an Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) geschrieben, in dem sie ein nochmaliges Überdenken der Schließung der Bad Belziger Station fordert.
Nun kämen die Kinder aus Bad Belzig auf der Straße zur Welt, heißt es darin. „Jetzt ist noch Sommer. Wie sieht es im Winter aus?“, fragt die Bürgermeisterin im Brief. „Schon jetzt ist man fast eine Stunde ins nächste Krankenhaus unterwegs, im Winter wird das sicher noch schlimmer“, sagt Klabunde-Quast den PNN. „Alles ist besser, als ein Kind im Auto zur Welt zu bringen.“
Klinikum in Brandenburg wollte Geburtsstation Bad Belzig sichern
Vom Gesundheitsministerium ist die Bürgermeisterin enttäuscht. „Wir hatten ein ausgefeiltes und tragfähiges Konzept zur Kooperation mit dem Klinikum in Brandenburg, zur Vorstellung kam aber noch nicht einmal eine Staatssekretärin.“ Wie berichtet wollte das Brandenburger Klinikum den Betrieb der Bad Belziger Geburtenstation sichern. Das Ministerium hat laut Klabunde-Quast eine Chance vergeben, ein Pilotprojekt für den ländlichen Raum auszuprobieren. Nach der Rettungswagen-Geburt müsse noch einmal über die Kooperation mit Brandenburgs Klinikum verhandelt werden.
Golzes Ministerium konnte am gestrigen Freitag noch keine Aussage zum Brief treffen, man müsse sich erst informieren.
Klinikum: Für Schwangere gebe es doch Busse nach Potsdam
Vom Klinikum „Ernst von Bergmann“, das das Bad Belziger Krankenhaus betreibt und die Schließung der dortigen Geburtenstation wegen zu wenigen jährlichen Niederkünften forcierte, hieß es gegenüber den PNN, dass man die Mitarbeiter des Rettungsdienstes entsprechend geschult habe. „Es wird immer Situationen geben, wo Frauen im Rettungswagen entbinden. In dem Fall gab es auch keine Probleme“, so Klinikumssprecherin Damaris Hunsmann. Es sei auch nicht die Regel, dass Frauen innerhalb von 30 Minuten gebären. Für Schwangere gebe es Busse, die fünfmal täglich zwischen Bad Belzig und Potsdam pendeln. Auch im Winter werde der Transport der Schwangeren funktionieren, wer bereits in den Wehen liege, werde schließlich vom Rettungswagen abgeholt. „Die Besatzung ist so geschult, dass sie entscheiden kann, wann der Wagen am Straßenrand halten und die Geburt dort erfolgen muss“, so Hunsmann. Schwangere, bei denen Komplikationen zu erwarten sind, wären ohnehin schon seit Jahren nicht mehr in Bad Belzig entbunden worden, sondern nach Potsdam oder Brandenburg/Havel gekommen.
Risiken bei Geburten
Für den Chefarzt der Frauenheilkunde im Brandenburger Klinikum, Peter Ledwon, eine fadenscheinige Entschuldigung. Schließlich gebe es auch Risiken bei Geburten, die man nicht abschätzen könne. „Es wird in den nächsten Jahren ein vermeidbares Ereignis mit Schäden an Mutter oder Kind geben“, so Ledwon, der in Bad Belzig wohnt und dort noch Sprechstunden anbietet. Schulungen bei Rettungssanitätern könnten schließlich keine jahrelange Ausbildung zur Hebamme oder ein Studium zum Frauenarzt ersetzen. Im Notfall könne selbst ein Hubschrauber die Frau kaum schneller als in einer Stunde in den Kreißsaal bringen, da viele Geburten nachts sind und eine Sondergenehmigung für den Flug benötigt würde. Außerdem gibt es nicht immer günstig gelegene Landeplätze.
Frauen, die zum ersten Mal Mutter werden, seien auch verunsichert, wann die Geburt wirklich losgeht. Wer nach dem ersten Verdacht ins Krankenhaus fahre, wird oft noch einmal nach Hause geschickt. Früher mit der Geburtenstation in der Kreisstadt kein Problem, heute würde so eine Fahrt eine Stunde dauern. „Die Frau, die im Krankenwagen entbinden musste, hätte zum Bad Belziger Krankenhaus laufen können“, so Peter Ledwon.
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