Ausstellung im Sans Titre: Weiße Kälte des Meeres
Walknochen, Muscheln, Felsen: Das Sans Titre möchte mit seiner Schau „Kunstwinter“ die ausgefallene Jahreszeit kommentieren.
Es sieht aus wie ein Vogel, ist aber keiner. Das Objekt von Mihailo Beli Ksranovic ist aus Draht, Tuch, Gittern und Stangen gefertigt. Der Künstler stammt aus Belgrad, arbeitet aber auch in Mailand. Der Potsdamer Künstler Mikos Meininger sah bei einem Besuch in Italien die vogelartigen Objekte und war sofort begeistert. Nun sind die Skulpturen Teil der Ausstellung „Kunstwinter“ im Sans Titre. Versammelt sind im Kunsthaus unterschiedliche Bilder und Skulpturen, die einen stimmigen Gesamtklang entwickeln und gar nicht so winterlich wirken.
Großformatige Skulpturen von Meininger bilden das Zentrum der beiden Ausstellungsräume. „Das sollte sich eigentlich geräuschlos bewegen“, kommentiert der Künstler eine meterlange Eisenskulptur mit sieben Nachformungen der Rückenwirbel eines Wales, die auf langen Stäben balancieren. Tritt der Besucher auf die Eisenplatten, auf denen die Stangen der Walknochen befestigt sind, schwingen die Knochen, allerdings mit ein wenig Gequietsche. Meininger hat große Pläne für die Walknochen, die er mittlerweile in mehreren Variationen gefertigt hat. Metergroße Betonskulpturen sollen davon entstehen und durch die ganze Welt reisen. Noch allerdings hängt die Finanzierung des Großprojektes ein wenig in der Schwebe.
Man möchte hineingreifen
Konkretisiert hat sich bereits eine andere Skulptur, betitelt „Der Freigang der Muschel“. Das sei das mit dem 3D-Drucker erstellte und vergrößerte Modell eines eigentlich ein wenig kleineren Objektes, so der Künstler. In vier Variationen ruhen die muschelartigen Gebilde auf Sockeln, muten an wie aus Bronze geformt und geben dem Betrachter einige Rätsel auf. Die schöne Form faltet sich in mehreren Schichten zu einem Rundgebilde, das mit seiner glatten Oberfläche zum Berühren und mit seiner großen Öffnung zum Hineingreifen aufzufordern scheint.
Auch Ölbilder präsentiert Meininger, „Vineta II“, „Schwimmer“, so unter anderem die Titel. Weitere Bilder zeigen ein vielschichtiges Ganzes aus gestischem Untergrund und darüberliegenden getropften und gewischten Schichten. Es entstehen dunkle Farbräume, die in Moll gehalten einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Mike Bruchner steuert die Bilder „Der Aufbruch“ und „Der Reiter“ bei. Die Kompositionen changieren zwischen Abstraktion und gegenständlich Erkennbarem. Vier als Schatten angedeutete Figuren bewegen sich beim „Aufbruch“ durch das Bild. Ein Horizont wird angedeutet, ebenso topfartige Gegenstände, Felsen. Nichts ist wirklich erkennbar, ein warm schwingender Farbklang hält die Komposition und die einzelnen, disparaten geometrischen Formen im Gleichgewicht. Das Bild schafft einen ganz eigenen malerischen Raum, in dem sich Anklänge von Wirklichkeit finden, die im Vagen bleiben, dem Betrachter jedoch das Gefühl der Vertrautheit und Geborgenheit vermitteln.
Laute Malerei von Allan Paul
Nahe an der Abstraktion bewegen sich die Bilder von Allan Paul. Auch hier ist einiges angedeutet: Köpfe, Schemen von Figuren, farbige Muster. Aber der Klang ist ein ganz anderer. Laut in die Welt hinaus rufend prallen Farben und Formen aufeinander, harte Kontraste prägen die Bildsprache. „Schwerer Abschied“ und „Nazareth“ hat Paul seine Bilder benannt. Die Bilder bieten keine Erzählung, lassen aber die eruptive Veräußerung eines inneren Monologes vermuten. Viel bewegt sich, brennt, reibt sich und harmoniert auf sonderbare Weise doch miteinander.
Dem gegenüber sind die Stahlskulpturen „cobalt“ und „nix Cubes, 17-12-12“ von Ernst J. Petras aus vielen kleinteiligen, mehr oder weniger quadratischen Einzelelementen gefertigt, die sich zu einer nicht so recht erkennbaren Form zusammenfinden. Das Ganze könnte zerbrechlich sein, wirkt aber durch das Material letztlich doch recht stabil. Zwei Zeichnungen von Bernhard Ailinger, schlicht „Akte“ betitelt, kommen dagegen völlig leichtfüßig und schwebend daher. So formuliert die Ausstellung eine Vielzahl recht unterschiedlicher Positionen, die sich in den weißen Räumen harmonisch zu einer interessanten Überblicksschau zusammenfügen.
Ausstellung bis 15. März im Sans Titre, Französische Straße 18, fast täglich von 14 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung unter Tel.: (0172) 394 2039
Richard Rabensaat
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