Zwei Filme der Filmuniversität Potsdam im Rennen um den Deutschen Kurzfilmpreis: Neblige Jagd und einsame Obdachlosigkeit
Sophia Bösch und Hannes Schilling von der Filmuniversität Potsdam sind für den Deutschen Kurzfilmpreis nominiert. Verliehen wird er Ende November in Potsdam.
Die Filmuniversität Babelsberg geht gleich mit zwei Filmen in das Rennen um den Deutschen Kurzfilmpreis. Das teilte die Filmuni am gestrigen Donnerstag mit. In der Kategorie „Spielfilme mit einer Laufzeit von mehr als 10 bis 30 Minuten“ sind sowohl Sophia Bösch mit ihrem eindrucksvollen Jagdfilm „Rå“ als auch Hannes Schilling mit dem Obdachlosendrama „Nach dem Fest“ nominiert. „Rå“ war auch auf der diesjährigen Berlinale in einer Weltpremiere zu sehen. In der gleichen Kategorie sind noch zwei weitere Filme nominiert.
Die Freude in Potsdam ist groß: "Wir sind super happy bekannt zu geben, dass wir mit 2 Filmen für den Deutschen Kurzfilmpreis 2018 nominiert sind", freute sich die Filmuniversität im sozialen Netzwerk Twitter.
Die beiden nominierten Filme erzählen ganz unterschiedliche Geschichten, haben aber eines gemeinsam: sie stellen das Überwinden einer Einsamkeit, das Finden eines Platzes in der Gesellschaft in den Mittelpunkt.
Zwischen Tradition und Emazipation
In Sophia Böschs „Rå“ geht es um den Wunsch einer jungen Frau sich in der Männerwelt zu behaupten: Die 16-jährige Schwedin Linn darf endlich mit ihrem Vater auf die Jagd gehen und erreicht einen ersten scheinbaren Erfolg: Linn schießt einen Elch. Doch ihr Stolz wird gebrochen als sich herausstellt, dass sie ein Muttertier getötet hat. Nun muss sie auch das Kalb finden, damit es nicht qualvoll verendet. Gegen den Rat ihres Vaters schlägt sich Linn allein in die Wildnis, um ihren Fehler wieder gut zu machen.
Bösch spricht fließend schwedisch, daher auch der mysteriös klingende Filmtitel. „Rå“ kann je nach Wortart, rau, beherrschen oder nichts dafür können bedeuten. „Als Substantiv bezeichnet es außerdem einen weiblichen Waldgeist, die Hüterin des Waldes “, erklärte Bösch Anfang des Jahres auf der Berlinale. Die Wildnis als Mysterium, die Jagd als Ritual zwischen Tradition und Emanzipation.
Die Flucht vor der Einsamkeit
In Hannes Schillings "Nach dem Fest", zu dem der Regie-Student auch das Drehbuch verfasst hat, geht es vielmehr um ein "stetiges Ringen um Nähe und Distanz", wie es in der Filmbeschreibung heißt: Um der Einsamkeit des rauen Straßenlebens zu entkommen, bedrängt der Obdachlose Andi seine Bekannte Sandra. Zwischen verhaltener Zärtlichkeit und unterschwelliger Gewalt bewegt sich daraufhin ihre Beziehung. "Ein beispielloser Versuch, dem alltäglichen Elend des rauen Straßenlebens zu entkommen", so die Beschreibung der Filmuni.
Verliehen wird der Deutsche Kurzfilmpreis in diesem Jahr wie berichtet in Potsdam. Die Filmuni ist die diesjährige Patin dieser höchstdotierten Auszeichnung für Kurzfilme in Deutschland. Am 28. November wird der Preis von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Monika Grütters, im Rahmen einer Gala im Potsdamer Waschhaus vergeben.
Sarah Kugler