Potsdamer Film "Traumfabrik" feierte Premiere: Märchen mit Elefanten
Mit dem opulenten Film „Traumfabrik“ feierte nach 20 Jahren die erste Babelsberger Eigenproduktionen Premiere. Ein wichtiger Schritt für den Filmstandort Potsdam.
Potsdam - Emilia Schüles Stimme überschlägt sich. Vor Freude, ein bisschen vor Aufregung und vor allem vor Begeisterung. Überaus enthusiastisch erklärt sie, warum niemand, aber auch wirklich niemand „Traumfabrik“ verpassen sollte. Der in Babelsberg gedrehte und auch auch dort produzierte Film, feierte am Montagabend im Berliner Zoopalast Premiere, Emilia Schüle spielt die weibliche Hauptrolle.
„Es ist der erste große deutsche Liebesfilm seit vielen Jahren und es wird ein absolut emotionales Kinoerlebnis“, versucht sie ihre Begeisterung auf den Punkt zu bringen. Danach sprudelt es weiter: wie atemberaubend der Dreh in den Babelsberger Filmstudios gewesen sei, wie gigantisch die Szenerie. „Ich könnte noch ewig so weiterschwärmen“, sagt sie und lacht.
Ein wichtiger Film für Potsdam
Tatsächlich ist der Film vor allem für Potsdam als Filmstandort sehr wichtig: „Traumfabrik“ ist seit mehr als 20 Jahren die erste Eigenproduktion des Babelsberger Filmstudios – und das erste Projekt der eigens gegründeten Produktionsfirma Traumfabrik Babelsberg. Ziel soll es sein, vermehrt deutsche Produktionen an den Standort Babelsberg zu binden, was im Vorfeld etwa mit der Erfolgsserie „Babylon Berlin“ schon gut funktioniert hat.
Traumfabrik-Geschäftsführer Tom Zickler hat wie berichtet mit an dem Drehbuch zum Film „Traumfabrik“ geschrieben. Bei der Premiere am Montag hat er nicht viel Zeit, war aber sichtlich glücklich: „Die Premiere hier im Zoopalast feiern zu können, ist einfach großartig“, sagt er. Studio-Babelsberg-Chef Carl Woebcken sieht die Premiere etwas nüchterner: „Der Nageltest für uns kommt natürlich erst am 4. Juli, wenn der Film offiziell in den Kinos startet“, sagt er und schmunzelt. Für ihn sei „Traumfabrik“ ein starkes Signal nach außen. Nicht nur dafür, dass das Studio das erste Mal seit langem wieder eine eigene Idee entwickelt und finanziert hat. Sondern auch, um die Bedeutung von Babelsberg als Filmstandort wieder ins Gedächtnis zu rufen. „Wir erzählen hier ein Stück Filmgeschichte und eine tolle Liebesgeschichte“, sagt Woebcken und fügt in seiner schlichten Art hinzu: „Ich finde den Film so schön.“
Eine Defa-Liebesgeschichte
Erzählt wird darin von Emil (Dennis Mojen), der Anfang der 60er Jahre im Defa-Studio Babelsberg als Komparse arbeitet. Dabei verliebt er sich in die französische Tänzerin Milou (Emilia Schüle). Als die Grenzen geschlossen und die beiden getrennt werden, setzt Emil alles daran, Milou zurückzuholen. Kurzerhand versucht er ein eigenes Filmprojekt auf die Beine zu stellen, in dem sie die Hauptrolle spielen soll. Dabei stößt er natürlich auf allerhand Schwierigkeiten – und dann ist da noch die Tatsache, dass Milou eigentlich bereits vergeben ist.
Die Idee zu der Geschichte entstand bei einem gemeinsamen Spaziergang mit Tom Zickler durch das Babelsberger Filmstudio, wie Regisseur Martin Schreier („Unsere Zeit ist Jetzt“) am Montag erzählt. Wie berichtet, hat Produzent Tom Zickler wohl eine ähnliche Situation wie im Film erlebt. Seine erste große Liebe habe damals innerhalb von 48 Stunden die DDR verlassen müssen „Wir wollten einen Film in der Tradition der 60er Jahre Filme machen und ich bin total happy mit dem Ergebnis“, sagt Regisseur Schreier am Montag. Er selbst sei ein hoffnungsloser Romantiker und findet das Genre deswegen besonders schön. Von der Arbeit im Filmstudio schwärmt er geradezu: „Wir waren dort, wo Metropolis gedreht wurde und von Tarantinos ’Inglourious Basterds’ klebte quasi noch Blut an der Wand.“
Auf den sehr opulenten, auf Hochglanz polierten Look des Films ist er sehr stolz. „Wir haben uns alle die größte Mühe gegeben, um das Beste herauszuholen“, sagt er. Die Zusammenarbeit mit allen Gewerken sei traumhaft gewesen: „Wir waren eine eingeschworene Gemeinschaft, eine Familie quasi. Mit dieser Crew möchte ich wieder zusammenarbeiten.“
Das Geheimnis des "Babelsberger Marmor"
Tatsächlich hat Babelsberg für „Traumfabrik“ all seine Kräfte zusammengelegt: Gefördert wird der Film unter anderem vom Medienboard Berlin-Brandenburg mit 750 000 Euro. Der Filmpark lieferte die Kostüme aus dem Fundus, wie Filmpark-Geschäftsführer Matthias Voß bei der Premiere verrät. Das Art-Department stattete unter Leitung von Set-Designer Uwe Scheer die Produktion mit den opulenten Kulissen aus. Besonders stolz ist Art Department-Chef Michael Düwel auf das pompöse Ägypten-Set für eine Drehszene im Film. Griechische Säulen mussten dafür geschaffen werden und ein Boden, auf dem Elefanten laufen können. Denn auch die spielen in dem Film mit. „Babelsberger Marmor“ nennt Düwel die Marmorattrappe, die für den Film gefertigt wurde. „Sie besteht aus viel Farbe und Holz“, verrät er.
Solche Details begeistern auch Hauptdarsteller Dennis Mojen, der aus einer filmverrückten Familie kommt, wie er erzählt. Sein Vater sei ein großer Marlene Dietrich Fan, der Dreh in der Babelsberger Marlene-Dietrich-Halle sei deshalb ganz besonders für ihn gewesen. „Du betrittst diese ehrwürdige Halle und bist ganz beglückt.“ Ein großer Druck in diesem geschichtsträchtigen Ambiente und überhaupt in dieser großen Produktion eine perfekte Leistung liefern zu müssen, bestand aber nicht. „Der wurde mir hier sofort von allen genommen“, sagt er.
Und dann beginnt er, ähnlich wie Kollegin Emilia Schüle, von „Traumfabrik“ zu schwärmen: „So einen Film wie diesen, habe ich in Deutschland so noch nicht gesehen.“ Ob es sich um eine der größten Liebesgeschichten der Filmgeschichte handeln wird, müsse sich zwar erst noch zeigen, aber auch er sei ein Romantiker. „Auf jeden Fall ist es eine wunderschöne Romanze“, sagt Mojen und fasst abschließend zusammen: „Für mich ist dieser Film einfach die perfekte Mischung aus einer wahren Begebenheit und einem Märchen.“
>> "Traumfabrik" startet am 4. Juli in den Kinos, das Thalia zeigt ihn bereits am 3. Juli um 20 Uhr
Sarah Kugler