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Dorothee Oberlinger.
© promo

Musikfestspiele Potsdam: Leichtigkeit in Perfektion

Musikfestspielleiterin Dorothee Oberlinger spielte im im Palmensaal der Potsdamer Orangerie „Händel und Co.“.

Potsdam - Im Barock waren Blockflötensonaten oft etwas für Dilettanten. Für meist männliche Freizeitmusiker aus Adel und gehobenem Bürgertum wurde die Flöte zum Lieblingsinstrument. Auch, weil sie handlich in jede Tasche passte. Wie viele Komponisten seiner Zeit verfasste auch Georg Friedrich Händel Werke für das Instrument, das vor allem in England gegen Ende des 17. Jahrhunderts Einzug gehalten hatte. Auch heute noch gehören die Blockflötensonaten des Barockkomponisten zum Standardrepertoire jeden Schülers dieses Instruments.

Naheliegend also, dass die künstlerische Leiterin der Musikfestspiele Sanssouci, Dorothee Oberlinger, am Flötentag im Palmensaal der Orangerie ein Programm unter dem Titel „Händel und Co.“ zusammenstellte. Oberlinger spielt selbst, begleitet am Cembalo von ihrem Kollegen Laurence Cummings, er selbst Leiter des Londoner Händel Festivals und der Internationalen Händel-Festspiele in Göttingen. Händel bildet den Rahmen dieses ausverkauften Konzerts. 

In perfekter Harmonie

Nach einer Art Einstimmung mit dem mährisch, nach England ausgewanderten Komponisten Godfrey Finger und seinem „A new Ground in d“, erklingt Händels Sonate in F-Dur, allerdings nicht die Blockflötensonate, sondern HWV 370, original für Violine komponiert. Oberlinger spielt in gewohnter Virtuosität und mit einem ausgelassenen Schwung, in perfekter Harmonie mit ihrem Begleiter, der feingliedrig ausdifferenziert das Cembalo bedient. So auch die Sonate in C-Dur von Arcangelo Corelli, die der italienische Komponist Königin Sophie Charlotte widmete. Vor allem das Allegro des Stücks ist voll technischer Herausforderungen, mit Doppelgriffen, die für die Violine komponiert für die Blockflöte als gebrochene Akkorde adaptiert wurden, die auch in der Neuen Musik zu Hause sein könnten. Oberlinger spielt sie selbstredend mühelos, mit großer Natürlichkeit und erzeugt einen ungemein reichen vielschichtigen Klang.

Angenehm zügig ziehen Oberlinger und Cummings das Programm durch. Keine einleitenden Worte, keine großen Erklärungen, allein die Musik zählt. Und so bekommen das barocke Spiel und der barocke Klang den größtmöglichen Raum, um sich zu entfalten und pure Leichtigkeit zu erzeugen.

Der englische Komponist Henry Purcell ist mit zwei Stücken vertreten, seiner Suite in C für Cembalo solo und zwei Tunes. Cummings summt den Basston zu Oberlingers Spiel der Melodie von A New Scotch Tune Z655, bevor das Cembalo als Begleitinstrument einsetzt und Oberlinger die Variationen populärer schottischer Melodien in unterschiedlichen Klangfarben, mal dunkel warm, mal strahlend hell, auf ihren verschiedenen Blockflöten erklingen lässt.

Musik, die bezaubert

Nach Telemanns Fantasie Nr.1 in A-Dur und seiner C-Dur-Sonate mit seiner Mixtur aus verschiedenen Klängen europäischer Barockmusik spielen Oberlinger und Cummings eine Art Vorabzugabe: Der englische Musiker William Babell, hierzulande eher unbekannt als Komponist, arrangierte unzählige Arien aus Opern seiner Zeit für Cembalo. Auch die berühmte Sarabande aus Händels „Rinaldo“ gehörte dazu – die er aus der Erinnerung an virtuose Auftritte des Meisters transkribierte. Oberlinger und Cummings wiederrum arrangierten das Stück für Blockflöte und Cembalo und lassen den dunklen Schmelz der Tenorflöte voll zum Zuge kommen.

Händels Sonate in a-moll, HWV 362, rundet das gelungene Programm ab. Als Zugabe spielen beide Musiker eine Gavotte von Corelli und – was wirklich bezaubert – das erste Larghetto aus Händels C-Dur Sonate. Oberlinger spielte es, so erzählt sie, bereits als Achtjährige. Im Palmensaal erklingt das schlichte schöne Stück nun in voller Reife. 

Grit Weirauch

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