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Amélie Losier: "Berlin". Sie lernte Frank Gaudlitz in St. Petersburg kennen. Gemeinsam sind sie in der AE Galerie zum Thema Künstlerfreundschaften dabei.
© AMELIE LOSIER

Ausstellung zum Thema Freundschaft in der AE Galerie: Kunst entsteht nicht aus dem Nichts

In kontaktarmer Zeit thematisiert die Potsdamer AE Galerie Künstlerfreundschaften. Und öffnet vor dem Lockdown noch einmal ihre Türen.

Potsdam - Das Netz der Freundschaften der Galeristin Angelika Euchner ist weit gespannt und ebenso vielfältig wie die Kunstwerke, die in der AE Galerie im Moment versammelt sind. Krokodile finden sich dort, zerschnittene Telefonbücher, Hochglanzfotografien und abstrakte Skulpturen. 

„Freundeskreise, Künstlerfreundschaften“ lautet der Titel der aktuellen Ausstellung - eine Ausstellung in einer Zeit, in der reale Begegnungen auf ein Minimum beschränkt sind. Mit dem Thema erinnert Euchner an die vielen Querverbindungen und mannigfaltigen Korrespondenzen der Künstler. Daran, dass Kunst weniger die Erschaffung eines erhabenen Sakralobjektes und viel mehr eine von lebendigen Diskursen und gegenseitigen Anregungen getragene Kommunikations- und Wertschätzungsstruktur ist. Kunst entsteht nicht aus dem Nichts. Sie ist immer eine Kombination aus individuell erreichter Schöpfungshöhe und kollektiv wahrgenommenem Zeitgeist.

Eine Fotoserie huldigt verstorbenen Künstlerpersönlichkeiten

Die Skulptur „Frames“ von Bernard Divendal etwa tritt in einen Dialog mit der konzeptuellen Fotoreihe von Klaus Fahlbusch und Menno Veldhuis. Die Fotoserie huldigt verstorbenen Künstlerpersönlichkeiten. Der künstlerische Ansatz könnte verschiedener kaum sein. Und dennoch zeigt sich die Verbundenheit auch entgegengesetzter künstlerischer Ansätze.

Die Idee stammt von dem Künstler Menno Veldhuis, der die Serie hat zusammen mit dem Potsdamer Fotografen Klaus D. Fahlbusch erstellt hat. Meist früh verstorbene Künstlerinnen und Künstler werden hierin zu neuem Leben erweckt. Die Fotokünstlerin Francesca Woodman, die legendäre Sozialfotografin Diane Arbus, der abstrakt konstruktive Bildhauer Helio Oiticica und der Kunstverweigerer Meir Eshel, Künstlername Absalon, präsentieren sich in sinnigen Inszenierungen. 

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Schauspielerinnen und Darsteller haben die Posen der Verstorbenen eingenommen. Fahlbusch inszeniert sie jeweils in Umgebungen, die den spezifischen Ansatz der von ihnen geschaffenen Kunst unterstreichen. „Das sind hochwertige High End Fotografien“, sagt Galeristin Euchner. Die in der Ausstellung 30 x 48 cm großen Bilder ließen sich ohne weiteres für ein viel größeres Panel ausfertigen, auch würden noch mehr Bilder der Serie existieren.

Ein Waldstück aus Fundstücken, ein Krokodil im Keller

Auf Veldhuis' Malerei wiederum bezieht sich eine dreidimensionale Arbeit von Lothar Krone. Beide fertigen ein Waldstück aus Fundstücken. Veldhuis fügt mit pastoser Ölfarbe bemalte Fetzen zusammen, Krone wiederum kombiniert Malerei und reale Holzstücke. Ein von Krone bearbeitetes Portrait der Galeristin findet sich im Kellergeschoss des Galerieraumes.

Dort lauert im Versteck auch ein Krokodil. Susana Arwas hat es 2017 anlässlich einer Ausstellung in der Galerie Euchner  gebaut. „Sie fragte mich, was ich denn so für Dinge im Dachgeschoss meines Hauses liegen habe, ob sich dort auch Plastiktüten und Stroh befinden würden“, erinnert sich Euchner. Im Austausch mit der Spazio Zero Galerie in Caracas, Venezuela hatte Euchner eine Ausstellung organisiert.

Künstlerinnen und Künstler erstellten damals zum Thema „Krokodil vom Orinoco“, dem „Kaiman“, Fotografien und Installationen. Diese waren zuerst in dem südamerikanischen Land und dann in Potsdam zu sehen. Damit wiederum korrespondiert eine Aquarellzeichnung des Potsdamer Künstlers Ernst J. Petras, die mit blauer Farbe ein der Haut des Kaimans ähnelndes schuppiges Bild schafft.

Eine Freundschaft aus St. Petersburg

Während viele Künstlerfreundschaften anlässlich von Projekten in der Galerie entstanden, haben sich andere Ausstellende bei internationalen Symposien und Arbeitsaufenthalten kennen gelernt. So die französische Fotografin Amélie Losier und der Potsdamer Fotograf Frank Gaudlitz 2019 bei einem Residenzstipendium des Goethe Institutes in St. Petersburg. Zu sehen ist das Plakat der gemeinsamen Ausstellung in St. Petersburg. 

Die intensive Auseinandersetzung und das hochsensible Studium der von ihnen Portraitierten ist der gemeinsame Arbeitsansatz der beiden Fotokünstler. Losier zeigt das Portrait eines nerdig aussehenden Mannes vor einer grünen Garagenwand. An seinem Rucksack schwebt ein roter Ballon. Das gibt dem Bild unversehens eine komische Note. Losier hatte bei einem groß angelegten Fotoprojekt Kairoer Frauen aus allen Schichten portraitiert und interviewt. Hieraus ist ein Buch entstanden, das ein Spiegelbild des gegenwärtigen Sozialgefüges in Kairo ist.

Eine rote Fahne in eisiger Umgebung

Frank Gaudlitz ist auch an einer weiteren Freundschaftsarbeit beteiligt, diesmal genreübergreifend. Zusammen mit dem Schriftsteller Thomas Podhostnik zeigt Gaudlitz ein fotografiertes Diapanorama, kombiniert mit einem Gedicht. Auf dem Panorama hissen uniform gekleidete Männer in eisiger Umgebung eine rote Fahne. Eine reine Männergesellschaft, allem Anschein nach vom gemeinsamen Zweck zusammen geführt - und nicht von freundschaftlicher Verbundenheit.

Die Ausstellung ist vor dem Lockdown noch einmal am 15. Dezember von 15 bis 20 Uhr in der AE Galerie, Charlottenstraße 13, geöffnet. Danach wird sie bis zum 20. Januar zu sehen sein.

Richard Rabensaat

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