Corona-Regeln für die Berliner Kulturstätten: Je größer, desto Test
2G-Plus mit Maske ist das neue Muss in der Berliner Kultur. Es sei denn, im Saal sitzen weniger als 200 Leute. Die aktuellen Covid-Regeln - ein Überblick.
Jetzt auch noch mit Test? Seit diesem Dienstag, den 28. Dezember, greift für die Kultureinrichtungen wie für die Kinos in Berlin eine verschärfte 2G-Plus-Regel für Veranstaltungen mit bis zu 2000 Personen. Wobei - Entwarnung! - das Plus für den jetzt zusätzlich notwendigen tagesaktuellen Testnachweis keineswegs für alle Events und Vorstellungen gilt. Mancherorts genügt weiterhin 2G, denn es kommt auf die Saalgröße an. Oder genauer: auf die Zahl der belegten Plätze.
Ganz schön kompliziert. Die Verwirrung legt sich schnell, wenn man die Maßgabe im Hinterkopf hat, dass sich bei einer Platzausnutzung von maximal 200 Personen erst mal nichts ändert. Dann genügt wie bisher ein Impf- oder Genesenen-Nachweis plus amtlicher Lichtbildausweis – und für Jugendliche unter 18 Jahren der Schülerausweis (beziehungsweise ein tagesaktueller Test während der Ferien).
Bitte die Maske nicht vergessen: Fast überall ist inzwischen eine FFP2-Maske vorgeschrieben, auch am Platz, oder sie wird dringend empfohlen. Die medizinische Maske genügt nicht mehr.
Ins Kino gehen die Menschen eher spontan. Wer plant einen Filmtheater-Besuch schon Wochen im voraus? Dem tragen die corona-geplagten Kinos Rechnung und beschränken den Ticketverkauf auf 200 Karten pro Saal, um der Kundschaft den Last-Minute-Testzentrum-Besuch zu ersparen.
So halten es etwa der Zoo Palast, der eigentlich gut 770 Plätze fasst, und alle Kinos der Yorck-Kette, auch das Delphi und das International mit sonst deutlich über 500 Plätzen. Geimpfte und Genesene können sich also weiterhin kurzfristig zu einem Kinoabend entschließen.
Die Opernhäuser spielen weiter mit (fast) kompletter Platzausnutzung
Schöner Nebeneffekt: Der Abstand zu anderen Besucher:innen ist auch im Saal garantiert, das hilft vielleicht gegen die Verunsicherung von so manchem Kinofan. Die internationalen Ketten Cinemaxx und Cinestar haben den „Wohlfühlabstand“ ebenfalls schon länger eingepreist, auch hier bleibt es in Berlin weiter bei 2G.
Und die großen Musentempel? Hier muss tatsächlich zum Ticket und den 2G-Nachweisen nun auch noch ein negativer Antigen-Test vorgezeigt werden, der nicht älter als 24 Stunden sein darf (PCR: 48 Stunden). Das gilt auch für Geboosterte. Die Deutsche Oper und die Komische Oper spielen weiterhin mit bis zu 100-prozentiger Platzausnutzung, die Staatsoper reduziert die Belegung ab 1. Januar auf 75 Prozent. Viele Häuser haben den Link zu den Berliner Teststellen auf ihre Startseite gesetzt.
Die Philharmonie füllt den Scharoun-Saal wie seit Monaten mit bis zu 80 Prozent, so bleibt die Obergrenze von maximal 2000 Plätzen für Indoor-Veranstaltungen eingehalten. Auch hier und im Kammermusiksaal gilt ab sofort: Einlass nur mit zusätzlichem Test. Bisher, so heißt es aus dem Haus, werden deshalb kaum Karten zurückgegeben, auch wenn der Besuch eines Klassikkonzerts nun etwas mühsamer geworden ist. Ein Treuebonus des Publikums, zumal ein Konzert-, Opern- oder Theaterabend wie gesagt meist längerfristig geplant ist als ein Kinobesuch.
Auch Geboosterte brauchen in großen Häusern jetzt einen Antigen-Test
Wie der Pierre Boulez Saal es bei den nächsten Konzerten im Januar halten wird, ist noch nicht publiziert, aber auch die quer durch die Generationen beliebte Kammermusikstätte dürfte es mit 2G-Plus halten. Als einziges großes Klassikhaus platziert übrigens das Konzerthaus am Gendarmenmarkt nach dem Schachbrett-Prinzip, was wegen der Ausmaße des Großen Saals an der Testnachweispflicht jedoch nichts ändert.
Die Sprechtheater halten es ähnlich: Für alle großen Säle ist 2G-Plus mit Maskenpflicht das neue Muss. Schachbrett in der Volksbühne, volle Belegung im Deutschen Theater, im Gorki und im Berliner Ensemble, welches eigens darauf hinweist, dass die Testpflicht auch für dreifach Geimpfte gilt.
Der Werkraum und das Neue Haus des BE sind allerdings klein genug, um sich weiter mit 2G begnügen zu können, ebenso wie etwa die Tischlerei der Deutschen Oper. Merke: Je Studio, desto weniger Testpflicht.
Die Schaubühne hat sich für 2G-Plus und die Weiterführung der im Sommer eingeführten 100-prozentigen Platzausnutzung entschieden. Ausdrücklich bietet sie die Rückerstattung von Tickets an, „sollten Sie die genannten Auflagen nicht erfüllen“. So steht es auch auf der Webseite der Sophiensäle, die mit Schachbrettmuster-Belegung unter der 200er-Marke bleibt, aber alle Nicht-Geboosterten trotzdem um den Nachweis eines Negativ-Tests bittet. Und das Hebbel am Ufer (nächste Vorstellungen ab 4. Januar) bleibt mit Schachbrett-Reduktion ebenfalls von der Testnachweis-Kontrolle verschont.
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Die Privattheater sind von der Pandemie besonders hart getroffen. Nicht ganz so hart wie die Clubs und Diskotheken, die seit diesem Dienstag wieder vollständig schließen müssen. Aber anders als für die staatlichen Bühnen sind Einnahmeausfälle bei den privaten längst auch zur Existenzfrage geworden. Publikumsservice steht an erster Stelle: Kein Zufall jedenfalls, dass die Komödie am Kurfürstendamm in ihrem Ausweichquartier im Schillertheater jetzt erst recht ein Last-Minute-Angebot für Antigen-Tests im Haus macht, zum Preis von 6 Euro. Auch im Schlossparktheater können Schnelltests zum Selbstkostenpreis erworben werden.
Der ebenfalls privatwirtschaftlich geführte Friedrichstadt-Palast spielt die große "Arise"-Show vor vollem Saal. Ausgerechnet die erste Vorstellung am Dienstag, für die Tagestests erforderlich waren, musste allerdings sehr kurzfristig ausfallen. Wegen positiv getesteter Cast- und Crew-Mitglieder, wie es auf der Webseite heißt.
Im Friedrichstadt-Palast fällt die Show am Dienstag aus: positive Tests bei Cast und Crew
Das Haus entschuldigt sich für die sehr kurzfristige Absage, die PCR-Ergebnisse hätten nicht vor 18 Uhr vorgelegen. Tickets werden erstattet, die Zahlungen auf das jeweilige Abbuchungskonto zurücküberwiesen. Die Vorstellungen der nächsten Tage waren bis zum Dienstagabend nicht abgesagt. In England und den USA ist es bereits an der Tagesordnung, dass Vorstellungen wegen Omikron-infizierter Künstler:innen und Mitarbeiter:innen ausfallen oder ganz Häuser deshalb geschlossen sind.
Bei den Museen ändert sich vorerst nichts. Sie beschränken ihre Ticket-Kapazitäten wegen der Abstandsregeln ohnehin schon länger und brauchen sich deshalb keine Testnachweise vorlegen zu lassen. 2G, Maske, bei vielen mit der Möglichkeit, ein Zeitfenster-Ticket zu erwerben - daran hat man sich nach den Lockdowns gewöhnt.
Für alle anderen gelten die verschärften Maßnahmen bis zum 22. Januar. Was dann folgt, für die Kultur wie für ganz Berlin, wird sich am Verlauf der Omikron-Welle bemessen.
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