Kultur in Coronazeiten: Intelligenz schlägt Inzidenz
Berlins Senator Klaus Lederer blickt im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses überraschend optimistisch auf die kommende Saison.
Klaus Lederer trägt schwarz, wie immer. Unter seinem Jackett allerdings blitzen weiße Buchstaben hervor. Sie stammen von der Aufschrift auf seinem T-Shirt: „Impfen schützt auch die Kultur!“ ist zu lesen, als er am Montag bei der ersten Sitzung des Kulturausschusses nach der parlamentarischen Sommerpause dann die Revers zur Seite schlägt, um den Abgeordneten den Slogan seiner neuen Kampagne am eigenen Leib vorzuführen.
Deren Ziel ist es, dass Kultureinrichtungen, Künstler:innen und Bürger:innen gemeinsam für die Corona-Schutzimpfung werben. Denn die Impfquote ist für Lederer der Schlüssel zu einer neuen Normalität im Veranstaltungsbereich. Vorbei sein sollte dagegen seiner Meinung nach das Starren auf die Inzidenzzahlen, jetzt wo die Bundesnotbremse nicht mehr restriktive Maßnahmen nach rein mathematischen Zahlen erzwingt.
"Draußen ist glücklicherweise viel möglich"
Absagen von Konzerten und Theateraufführungen erwartet der Senator für den Herbst nicht. Sollten sich private Veranstalter entscheiden, ihre Tickets ausschließlich an Geimpfte zu verkaufen, findet er das okay. Bei den staatlichen Institutionen dagegen geht das vorerst nicht, fügt er hinzu. Hier bleibt abzuwarten, wie sich die gesellschaftliche Grundrechtsdebatte entwickelt.
Insgesamt blickt Klaus Lederer überraschend optimistisch auf den bevorstehenden Saisonstart, betont, dass draußen „glücklicherweise sehr viel möglich ist“, findet, dass die Bühnen jetzt „unter akzeptablen Bedingungen“ arbeiten können. Sondergenehmigungen für Großveranstaltungen mit mehr als 2000 Teilnehmenden konnten von seiner Verwaltung für die Waldbühne und die Wuhlheide ausgestellt werden.
Als Erfolg wertet Lederer das „Draußenstadt“-Programm, das der Senat für kostenfreie Open Air-Veranstaltungen aufgelegt hat. 545 Anträge gingen ein, dank einer Verdoppelung des Budgets auf 1,85 Millionen Euro konnten 118 Vorhaben bewilligt werden. Hinzu kommen eigene Fördertöpfe für bezirkliche Programme und für Projekte im Bereich Stadtentwicklung.
6,98 Millionen Euro hat das Land Berlin im Rahmen der Soforthilfe IV im aktuellen Quartal an 54 Kultureinrichtungen vergeben, 40 weitere notleidende Institutionen konnten von Bundesmitteln profitieren. Eine große Hilfe wird künftig nach Lederers Aussage auch „das Monster“ sein.
So wird intern das Programm des Finanzministeriums genannt, das Veranstaltern eine Ausfallabsicherung anbietet sowie eine Wirtschaftlichkeitshilfe auszahlt, wenn aufgrund von staatlichen Vorgaben nur ein Teil der Tickets verkauft werden darf. Den Ehrentitel hat sich das neue Programm dadurch erworben, dass der Beantragungs- und Bewilligungsprozess hier besonders arbeitsaufwändig ist.
Ganz besonders am Herzen liegt Klaus Lederer schließlich das „Pilotprojekt Clubkultur“: 2110 Menschen konnten daran teilnehmen, Voraussetzung war ein PCR-Test. Der garantiere bei einem negativen Ergebnis, dass mindestens 48 Stunden lang keine Ansteckungsgefahr von der Person ausgehen könne, betonte Lederer im Kulturausschuss. So konnte eine Kohorte definiert werden, die dann kollektiv Spaß haben durfte. Als tanzwütiger Linker ist der Senator fest davon überzeugt, dass die Clubkultur zur DNA Berlins gehört.
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