Karen Köhler bekommt den "Kleinen Hei": Hoch aktueller Roman
Karen Köhlers Roman „Miroloi“ stand auf der Longlist des Deutschen Buchpreises. Der Literaturladen Wist zeichnet die Autorin nun mit dem Kleinen Hei aus.
Potsdam - Ein Dorf irgendwo am Meer, ohne Strom, ohne Modernität. Die Menschen dort leben streng religiös in einer patriarchischen Gesellschaft. Frauen dürfen nicht einmal lesen lernen, uneheliche Kinder gelten als Schande, solche ohne Eltern erst recht. Die Protagonistin von Karen Köhlers Roman „Miroloi“ ist so eines. Ein Findelkind, das beim Kirchenoberhaupt aufwächst und von allen anderen als Aussätzige behandelt wird. Als sie sie sich einmal wehrt, wird ihr zur Strafe das Bein zertrümmert und sie muss eine Nacht am Pfahl verbringen. Auflehnung ist nicht erwünscht in dieser Gemeinschaft, Fragen stellen auch nicht. Köhlers zunächst namenlose Hauptfigur tut es trotzdem – eine Reise der Emanzipation beginnt.
Mit ihrem sehr feinsinnigen und hoch aktuellen Roman stand Köhler in diesem Jahr auf der Longlist des Deutschen Buchpreises – und musste sich dafür im Feuilleton einige Kritik gefallen lassen. Als „nicht wirklich plausibel“ beschreibt es etwa der Tagesspiegel, als einen „kindlichen Bullerbü-Ton“ bezeichnet die taz den Stil der Autorin. Dass Köhlers Geschichte in vielen Teilen der Welt ziemlich aktuell ist und der Erzählton sich mit der Emanzipation der Protagonistin mehr und mehr wandelt, scheint dabei übersehen worden zu sein.
So sehen das auch Carsten Wist und Felix Palent, die „Miroloi“ mit dem Kleinen Hei, dem hauseigenen Literaturpreis des Wistschen Literaturladen, auszeichnen. Weil sie die „interessanteste junge Stimme der deutschsprachigen Literatur in diesem Jahr“ ist, so die Begründung der Buchhändler.
>>Lesung und Preisverleihung am Dienstag, 3. Dezember, um 19 Uhr, Anmeldung unter Tel.: (0331) 2800452