Erfinderische Alternative zum Adventsmarkt: Ein Türchen für die Kunst
Die Buchhandlung Viktoriagarten öffnet ihren Laden einen Nachmittag lang für lokale Kunst. Eine Gelegenheit, Weihnachtsgeschenke zu finden - und Künstler in der Krise zu unterstützen.
Potsdam - Wie schafft man lebensgroße Embryos aus Gips? Das ist die Art von Frage, die Jenny Alten gerade umtreibt. Sie arbeitet an einer Installation über ihre verstorbene Großmutter, auch eine Jenny. Viele andere Parallelen dürfte es nicht geben. Jenny Alten hat im Freiland ein Atelier, ist Künstlerin, und nebenbei auch Drehbuchautorin. Die andere Jenny war Ärztin, Gynäkologin. Und eine glühende Anhängerin der Nationalsozialisten. Sie bekam für den Führer sechs Kinder.
Wie das zusammengeht, will Jenny Alten in ihrer Installation erkunden. "Koffer" hat sie ihr Projekt genannt. Der Name ist eine Referenz an den Ort, wo die Dokumente über die Großmutter aufgefunden wurden und noch immer unter Verschluss sind: als eine Art Familiengeheimnis.
Chirurgische Knoten aus Epoxidharz im Viktoriagarten
Einen ersten Einblick in "Koffer", eine Vorarbeit, gewährt am Samstag die Buchhandlung Viktoriagarten: zwei chirurgische Knoten aus Epoxidharz, 20 mal 30 Zentimeter. Das Resultat kann man im Viktoriagarten nicht nur ansehen, sondern auch erwerben. Unter dem Motto "Kauft Kunst!" bietet die Buchhandlung in ihrem coronabedingt geschlossenen Café einen Nachmittag lang Arbeiten lokaler Künstler zum Verkauf.
Zu sehen sind Werke von Verena Postweiler, Jenny Alten, Anita Hunke, Gabriele Zimmermann, Catrina Steffen, Julia Brömsel, Vincent Ristow, Sarah Schultz, Dominique Raack und Matthias Kremer. Letzterer hatte zum Tag der Offenen Ateliers im Freiland Fotos aus der Zeit des ersten Lockdowns gezeigt - jetzt bietet er sie in Form eines Wandkalenders zum Kauf. Jeder Monat ein künstlerischer Blick zurück auf das Ausnahmejahr 2020.
Ein neues Türchen für die lokale Kunst
Die Idee zu "Kauft Kunst!" hatte Annette Paul, die selbst nicht nur Künstlerin ist, sondern auch Kulturvermittlerin, Netzwerkerin. Der Gedanke dahinter: Wo Absatzmöglichkeiten wegen fehlender Weihnachtsmärkte wegfallen, muss ein neuer Weg her, Kunst unter das Volk zu bringen. So kam Paul auf die Idee, in ihrem Kiez in Potsdam-West ein "neues Türchen zu öffnen", wie sie sagt.
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Annette Paul sieht die Initiative durchaus in größerem Zusammenhang. In Hinblick auf die gerade für viele Soloselbständige so gravierenden Folgen der Corona-Pandemie sagt sie: "Damit wird der Erhalt der Kultur unterstützt." Jenny Alten beschreibt den Nachmittag im Viktoriagarten als ein erstes spürbares Resultat des neu gegründeten Netzwerkes #KulturMachtPotsdam, wodurch sich spartenübergreifend Kulturschaffende gegen die Folgen der Corona-Krise stark machen wollen. Was dann doch noch eine Parallele zur anderen Jenny wäre: Auch sie soll kämpferisch gewesen sein.
Am Samstag von 13 Uhr bis 18 Uhr in der Buchhandlung Viktoriagarten, Geschwister-Scholl-Straße 10. Nur Barzahlung möglich.
Lena Schneider
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