Friedrich II. und Francesco Algarotti: Ein Freund mit italienischer Fantasie
Er war ein wichtiger Berater in allen Kunstfragen: Graf Francesco Algarotti brachte Friedrich II. italienische Musik und Malerei nahe. Außerdem waren die beiden gut befreundet.
Potsdam - In Friedrichs des Großen berühmter Tafelrunde waren in erster Linie Männer vereint, die intellektuell, schlagfertig und witzig waren. Auch international war die Besetzung ausgestattet. „Geistvolle Menschen erscheinen mir im Vergleich zu der gemeinen und verächtlichen Herde der Gedankenlosen wie Seraphime. Sie sind das Salz der Erde…“, teilte der König Francesco Algarotti mit. Dem Italiener, der dem preußischen Monarchen einer der wichtigsten Berater, besonders in Kunstangelegenheiten wurde.
Geboren 1712, im selben Jahr wie Friedrich II., studierte er in Bologna Jura, Philologie, Kunst- und Naturwissenschaften und machte anschließend eine Grand Tour durch Europa. „Die Reisenden sollten die Händler des Geistes und der wechselseitigen Vorzüge sein, die die jeweiligen Nationen besitzen. Glücklich die Gesellschaft, in der sich italienische Fantasie mit englischem Common Sense und französischer Delikatesse vereinen könnte“, schrieb Algarotti in einem Brief.
Algarotti war auch mit Voltaire befreundet
In Frankreich lernte Algarotti auch Voltaire kennen, der ihm die Bekanntschaft mit dem damaligen Kronprinzen Friedrich vermittelte. Am Rheinsberger Musenhof und nach der Thronbesteigung Friedrichs im Jahre 1740 wurde der weltmännische, umtriebige und liebenswürdige Algarotti Gesellschafter des Königs. Mit 24 Jahren macht er sich als Schriftsteller einen Namen, veröffentlichte ein Werk im Sinne der Aufklärung, das die physikalischen Erkenntnisse Newtons in Form eines geistreichen Dialogs vermittelte, den „Newtonianismus für Damen“. Auch ein Porträt über Julius Cäsar stammt von ihm.
Der sächsische Hof in Dresden fand ebenfalls Gefallen an dem charmanten Italiener. Dessen Kunstverstand wurde sehr geschätzt. Algarotti brachte seine Beziehungen zu Kunsthändlern in Italien ins Spiel. Für die Gemäldesammlung König August III. kaufte er insgesamt 34 Bilder, unter anderen das berühmte Pastell „Das Schokoladenmädchen“ von Jean Etienne Liotard. 1747 kehrte er von Dresden wieder zurück nach Berlin und Potsdam. Der Italiener machte Friedrich II. Vorschläge, welche Malerei dieser in seine Sammlung aufnehmen sollte. Dabei hat er dem Preußenkönig vor allem Werke von Künstlern seines Heimatlandes schmackhaft gemacht.
Berater und Freund für Friedrich II.
Bevorzugte Friedrich zunächst ausschließlich die französische Rokoko-Malerei von Antoine Watteau oder Nicolas Lancret mit ihren Darstellungen von galanten Festen, Schäferspielen oder Schauspielern, so wies Algarotti ihn auf italienische Künstler der Vergangenheit und der Gegenwart hin, die vorrangig antike Themen und alttestamentarische Geschichten malten. Beispielsweise auf Francesco Zuccharelli und dessen Gemälde „Cicero entdeckt das Grabmal des Archimedes“. Friedrich erwarb es 1747, zwei Jahre nach dem Einzug ins neu erbaute Schloss Sanssouci und hing es in eines seiner Gästezimmer.
Auch der einflussreich römischen Maler Pompeo Girolamo Batoni stand auf der Liste des Kunstberaters ganz oben. In königlichem Auftrag konnte Batoni das Gemälde „Vermählung der Psyche“ malen. Es wurde das einzige Bild eines zeitgenössischen Malers, das in der von 1755 bis 1764 erbauten Bildergalerie Park Sanssouci Einlass bekam. Francesco Algarotti, der von Friedrich den Grafentitel erhielt, erlebte die Einweihung des Kunsttempels nicht mehr. Er starb am 3. Mai 1764 in Pisa. Der Preußenkönig teilte ihn am 1. Juni freudig mit, dass er dem Freund gern seine Gemäldesammlung mit Werken von italienischen Malern zeigen würde. Doch dem König blieb nur das Andenken Algarottis mit einem marmornen Grabmal in Pisa zu ehren übrig. Und die Erinnerung an einen Freund und exzellenten Berater, der ihn die Künste seines Heimatlandes ans Herz legte.
Auch mit Architektur kannte er sich aus
So auch die Musik. Algarotti versorgte Friedrich mit aktuellen Noten aus Italien und vermittelte ihm Gesangsvirtuosen für die Hofoper. Einige der damals berühmtesten Kastraten wie Porporino oder Salimbeni konnte der Berater für Berlin und Potsdam verpflichten. Auch in Sachen Opernlibretti wie „Coriolanus" oder „Montezuma“, die der König selbst verfasste, war der Italiener unentbehrlich. Algarotti schrieb 1751 an den König, dass Potsdam nicht nur eine Schule der Kriegskunst sei, sondern auch eine der Baukunst werde. Daran hatte der Italiener selbst großen Anteil, denn auch in Architekturfragen wurde er ein wichtiger Impulsgeber für Friedrich II. Er versorgte ihn mit einschlägiger Architekturliteratur. Selbstverständlich auch die von Andrea Palladio. Dieser verstand es, die Baukunst der Antike nicht nur für seine Zeit wiederzubeleben, sondern diese in eine überzeitliche Gültigkeit zu erheben. Der preußische König zitierte vor allem bei Palast-Neubauten rund um den Alten Markt Fassaden, die er in Palladios Architekturhandbüchern fand. Darunter auch für das Palais Barberini, das heute als Museum in den kommenden Tagen die große Ausstellung „Wege zum Barock“ mit Werken italienischer Künstler präsentieren wird.
>>Am Samstag und Sonntag findet jeweils um 14 Uhr unter dem Titel „Der Traum von Italien“ eine Führung durch den Park Sanssouci statt. Treffpunkt: Allee nach Sanssouci, Grünes Gitter, Tickets für 9 Euro.
>>Die Ausstellung „Wege des Barock“, im Museum Barberini ist vom 13. Juli bis zum 6. Oktober zu sehen