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Gold. Mit dieser Auszeichnung können sich in diesem Jahr die Favoriten der Tagesspiegel-Jury schmücken.
© Tsp

Comic-Bestenliste: Die besten Comics 2020 – Sabine Scholz' Favoriten

Welches sind die besten Comics des Jahres? Das fragen wir unsere Leser und eine Fachjury. Heute: Die Top-5 von Tagesspiegel-Autorin Sabine Scholz.

Auch in diesem Jahr fragen wir unsere Leserinnen und Leser wieder, welches für sie die besten Comics der vergangenen zwölf Monate waren - hier eine erste Auswahl der Ergebnisse - unter allen Einsendenden werden wertvolle Buchpakete verlost.

Parallel dazu ist wie bereits in den vergangenen Jahren wieder eine Fachjury gefragt. Die besteht in diesem Jahr aus acht Autorinnen und Autoren der Tagesspiegel-Comicseiten: Barbara Buchholz, Birte Förster, Christian Endres, Julia Frese, Moritz Honert, Sabine Scholz, Ralph Trommer, Lars von Törne.

Sabine Scholz.
Sabine Scholz.
© Privat

Die Mitglieder der Jury küren in einem ersten Durchgang ihre fünf persönlichen Top-Comics des Jahres, die in den vergangenen zwölf Monaten auf Deutsch erschienen sind. Jeder individuelle Favorit wird von den Jurymitgliedern mit Punkten von 5 (Favorit) bis 1 (fünftbester Comic) beurteilt.

Daraus ergibt sich dann die Shortlist, auf der alle Titel mit mindestens fünf Punkten oder mindestens zwei Nennungen landen. Diese Shortlist wird abschließend von allen acht Jurymitgliedern erneut mit Punkten bewertet - daraus ergab sich die Rangfolge der besten Comics des Jahres, die am 17. Dezember im Tagesspiegel veröffentlicht wird.

Die Favoriten von Tagesspiegel-Autorin Sabine Scholz

Platz 5: Tanja Esch - Ulf und das Rätsel um die Neue

Kinderdetektive im Einsatz: Eine Szene aus „Ulf und das Rätsel um die Neue“.
Kinderdetektive im Einsatz: Eine Szene aus „Ulf und das Rätsel um die Neue“.
© Kibitz

Im vergangenen Jahr sind unzählige tolle Comics für Kinder erschienen wie „Mathemagie“, der fünfte Teil der „Kiste“-Serie, die ersten „Stig & Tilde“-Bände oder das freche „Hugo & Hassan“. Der absolute Favorit in unserer Familie ist das vergnügliche „Ulf und das Rätsel um die Neue“ (18 €) von Tanja Esch aus dem noch jungen Kibitz-Verlag. Ulf und seine Freunde sind Detektive. Leider fehlt es ihnen aber an spannenden Fällen, denn es ist nie etwas los. Da kommt die seltsame Neue, Uli, gerade recht. Die Kinder beschließen, mehr über das Mädchen und ihre schillernde Familie herauszufinden. Nur Ulf äußert Bedenken. Die kunterbunte, vierköpfige Kinderbande und die spaßige Geschichte kommen in einem farbenfrohen, urkomischen Zeichenstil daher. Ein unterhaltsames, zeitloses Abenteuer für Kinder und Erwachsene.

Platz 4: Kenta Shinohara - Astra Lost in Space

Von Jules Verne inspiriert: Eine Szene aus „Astra Lost in Space“.
Von Jules Verne inspiriert: Eine Szene aus „Astra Lost in Space“.
© KANATA NO ASTRA 2016 Kenta Shinohara/SHUEISHA Inc.

Mit der Science-Fiction-Reihe „Astra Lost in Space” (Egmont Manga, bislang 4 Bände, je 7,50 €) kreierte Manga-ka Kenta Shinohara inspiriert von Jules Vernes 1888 veröffentlichtem Abenteuerroman „Zwei Jahre Ferien“ eine spannende Weltraum-Odyssee in insgesamt fünf Bänden. Neun begabte Jugendliche, die sich auf einem regulären Schulausflug auf einem nicht allzu weit entfernten Planeten befinden, werden in dem Manga plötzlich 5012 Lichtjahre ins All katapultiert. Nur gemeinsam können sie überleben und einen Weg zurück nach Hause finden. „Astra Lost in Space” glänzt inhaltlich mit einem überraschenden Verschwörungsthriller-Plot. Optisch bedienen sich die sauberen Zeichnungen bei der gängigen Hochglanz-Manga-Stilistik.

Platz 3: Shigeru Mizuki - Tante NonNon

Wenn der Yôkai plötzlich hinter dir steht... ein Schockmoment aus „Tante NonNon“.
Wenn der Yôkai plötzlich hinter dir steht... ein Schockmoment aus „Tante NonNon“.
© Reprodukt

Ein Manga-Highlight war in diesem Jahr das Werk „Tante NonNon“ (Reprodukt, 20 €) des japanischen Ausnahmekünstlers Shigeru Mizuki, der 2015 verstarb und sich in vielen seiner Werke mit den Yokai, den japanischen Monster- und Geisterwesen auseinandersetzte. Woher diese Faszination für das Übernatürliche kam, erfahren wir in dem autobiografischen, 416 Seiten starken Werk: Shigeru Mizuki erzählt darin humorvoll von seiner Kindheit und seiner ersten Begegnung mit den traditionellen Mythen durch Tante NonNon, die Witwe eines buddhistischen Mönches, die seine Familie aufnahm und die mit ihren unzähligen, schillernden Geschichten dem Jungen die skurrile Welt der Yokai eröffnete.

Platz 2:Koyoharu Gotouge - Demon Slayer

Von der Liebe getrieben. Eine Szene aus „Demon Slayer“.
Von der Liebe getrieben. Eine Szene aus „Demon Slayer“.
© Manga Cult

Der Fantasy-Action-Manga „Demon Slayer” (Manga Cult, bislang 5 Bände, je 10 €) ist das Seriendebüt der japanischen Zeichnerin Koyoharu Gotouge. Von der 23 Bände umfassenden Reihe wurden mittlerweile mehr als 100 Millionen Bände weltweit verkauft. Der finale Band dominierte in Japan wochenlang die Verkaufscharts und die aktuelle Anime-Movie-Adaption verdrängte zuletzt „Titanic“ im Ranking der erfolgreichsten Filme in Japan vom zweiten Platz. Der Manga erzählt die mitreißende Geschichte von Tanjiro, der nach dem gewaltsamen Tod fast seiner gesamten Familie durch einen Dämon eine Heilung für seine kleine Schwester Nezuko sucht. Nezuko wurde bei dem Zwischenfall selbst in eines der menschenfressenden Wesen verwandelt. Da der Junge die Antworten nur in der Welt der Dämonen finden kann, lässt er sich zum Jäger, zum Demon Slayer ausbilden. „Demon Slayer” verbindet geschickt die historisch interessante Taisho-Ära mit den traditionellen Mythen Japans über Dämonen. Der Kontrast zwischen dem mitfühlenden, liebenden Familienmenschen Tanjiro und der ihn umgebenden grausamen Welt macht den Reiz der in einem kantig-rauen, teils holzschnittartigen Stil gezeichneten Serie aus.

Platz 1: Taiyo Matsumoto - Sunny

Die Hauptfiguren von "Sunny".
Die Hauptfiguren von "Sunny".
© Carlsen

Der Manga „Sunny“ (Carlsen Manga, bislang 2 Bände, je 16 €) von Taiyo Matsumoto ist mein persönlicher Geheimtipp für das Jahr 2020. Die insgesamt sechsteilige Reihe erzählt episodenhaft vom Alltag der kleinen Bewohner eines japanischen Kinderheims in den 1970er Jahren. Der Zeichner verarbeitet mit lockerem, scharf abgegrenztem Strich, kräftigen Strukturen und aquarelligen Details einfühlsam seine eigenen Erfahrungen als Pflegekind in den berührenden, realitätsnahen Geschichten. Dennoch ist „Sunny“ nicht autobiografisch. Die Serie besitzt die klassischen Merkmale des Shishosetsu, des modernen, wahrheitsgetreuen Ich-Romans, bei welchem die Autoren für ihre fiktiven Inhalte aus realen Erfahrungen und Begebenheiten schöpfen.

Sabine Scholz

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