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 Der Potsdamer Steffen Schroeder ist als Schauspieler aus Soko Leipzig bekannt.
© Ottmar Winter

Steffen Schroeders Debütroman: Das Geheimnis des besonderen Mädchens

Der Potsdamer Steffen Schroeder ist vor allem als Schauspieler bekannt. Jetzt hat er mit "Mein Sommer mit Anja" seinen ersten Roman geschrieben.

Potsdam - Es ist ein bekanntes Motiv: Dieses eine besondere Mädchen, das anders ist als alle anderen. Weil sie kein Make-Up trägt, keinen Glitzer mag und nicht in den aktuellen Popstar verknallt ist. Meistens ist sie Außenseiterin und hat ein Geheimnis. Bis irgendjemand auf sie aufmerksam wird und eine Liebesgeschichte beginnt. Schon oft in Film und Literatur dargestellt und abgenutzt – möchte man meinen. Steffen Schroeders Roman „Mein Sommer mit Anja“, der am Dienstag, 28. Januar bei Rowohlt erscheint, hat das Motiv trotzdem aufgegriffen und daraus eine dramatisch angehauchte, durchaus fesselnde Coming-of-Age-Story gestrickt.

Der in Potsdam lebende Schroeder ist in erster Linie als Schauspieler bekannt, in der Krimi-Serie „Soko Leipzig“ ist er als Tom Kowalski Teil des festen Ermittlerteams. Im Jahr 2017 erschien sein Buch „Was alles in einem Menschen sein kann. Begegnung mit einem Mörder“. In seinem ersten Roman erzählt er nun von Konrad, ein Teenager der in wohlbehüteten, finanziell stabilen Verhältnissen aufwächst. Eher durch einen Zufall freundet er sich mit dem behinderten Nachbarsjungen Holger an. Gemeinsam gehen sie schwimmen, luchsen den Rentnern im Freibad die Bierpfandflaschen ab und bauen sich Verstecke hinter Hecken.

Zwischen Loyalität und Coolness

Schon allein diese Freundschaft gäbe genug Stoff für einen Roman, muss sich Konrad doch immer wieder bei den „coolen“ Klassenkameraden für seine Freundschaft mit Holger rechtfertigen und verleugnet sie sogar das ein oder andere Mal. Dieses, so teenagertypische Schwanken zwischen Loyalität und Coolness, das Sich-Selbst-Finden, hat Schroeder sehr schön herausgearbeitet. Man folgt Konrad – oder „Konni“, wie Holger ihn nennt – gerne auf diesem Weg, findet ihn nicht immer sympathisch dabei und gerade das ist ganz wunderbar.

Und dann kommt Anja dazu. Dieses sonderbare Mädchen mit den kurzen Haaren und einer Zahnlücke, von der Konrad sofort verzückt ist. Sie ist aus einem Kinderheim am Rand der Stadt abgehauen. Warum, verrät das Buch nicht, wie es überhaupt wenig über Anja preisgibt. Lediglich angedeutet wird, dass sie etwas Schlimmes erlebt hat. So schlimm, dass sie auf keinen Fall zurück ins Heim möchte So schlimm, dass sie sich in den Arm ritzt. Ihren „Donnerarm“ nennt sie das: „Muss manchmal sein“, ist der einzige Kommentar, den sie dazu gibt. Jegliche Fragen von Konrad schweigt sie aus. 

Traurig-schöne Märchenelemente

Der sorgt sich um sie, erzählt ihr Märchen von einem schönen stummen Mädchen, das die Braut eines Wassermannes wird und fortan mit ihm unter Wasser lebt. Dieses Märchenelement – eine klare Vorausdeutung auf das Ende des Buches - ist traurig-schön und durch Schroeders klare, nur manchmal etwas holpernde, Sprache auch nicht zu mystisch aufgeladen. Anders als die unnötige Rahmenhandlung, die Konrad als Erwachsenen zeigt, der sich melancholisch an den Sommer mit Anja zurückerinnert. Die Passagen geben dem Buch eine unnötige Dramatik, die eher nervt als berührt.

Auch die Entscheidung, Anja als mysteriöse, ja fast mythisch aufgeladene Figur zu belassen, nervt stellenweise, ergibt aber durchaus Sinn, da das gesamte Buch aus Konrads Perspektive geschrieben ist. Die Leser erfahren nur, was auch er weiß und gehen mit ihm durch den Rausch, den die (erste) Liebe nun einmal auslöst. Erleben das Gefühl, die begehrte Person als geheimnisvolles, geradezu perfektes Wesen anzusehen. Das alles ist nicht neu, ja fast schon Klischee, berührt aber stellenweise trotzdem.

>>Steffen Schroeder stellt seinen Roman am 27. Februar um 19 Uhr in der Villa Quandt, Große Weinmeisterstraße 46/47 vor

— Steffen Schroeder: Mein Sommer mit Anja. Rowohlt, 2020, 208 Seiten, 20 Euro.

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