Filmpreis ohne Festival: „Clio“ wird vergeben
Es wird kein Festival geben, aber der Termin für die Preisverleihung steht: Am 12. Dezember wollen die Macher des Potsdamer Filmfestivals „Moving History“ erneut die „Clio“ vergeben. Ob analog oder digital, hängt vom Verlauf des Teil-Lockdowns ab.
Potsdam - Im Moment dominieren eher coronabedingte Absagen die Kulturberichterstattung. Eine Ausnahme ist aus dem Filmmuseum Potsdam zu vermelden: Der Potsdamer Filmpreis "Clio" soll auch im Jahr der Corona-Pandemie verliehen werden. Wie die Veranstalter des "Moving History"-Festivals mitteilten, ist die Verleihung für den 12. Dezember vorgesehen. Im Idealfall als Präsenzveranstaltung im Filmmuseum Potsdam, mit Preisträgern, Laudatoren und Publikum. Sollte der Teil-Lockdown länger andauern, wird sie als Stream online zu erleben sein.
Der Preis für den besten Film zu einem historischen Thema wird zum dritten Mal verliehen. Erstmals allerdings außerhalb des Festivals Moving History, das seit 2017 in Potsdam stattfindet und sich auf das Genre des historischen Films konzentriert. Dass das Festival 2020 pausiert, war laut Festivalleiterin Ilka Brombach aufgrund unsicherer Finanzierung bereits im Januar entschieden worden - bevor Corona kam. "Darüber sind wir jetzt heilfroh", so Brombach.
Eine Geste der Unterstützung für Künstlerinnen und Künstler
Der nach der griechischen Göttin der Geschichtsschreibung benannte Preis soll dennoch vergeben werden, um eine Kontinuität zu wahren. "Außerdem ist es uns wichtig, Künstlerinnen und Künstler gerade in Krisenzeiten zu unterstützen", sagt Brombach. Der Preis ist mit 5000 Euro dotiert.
Nominiert sind ein Spielfilm, eine TV-Serie und vier Dokumentarfilme. "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" in der Regie von Caroline Link, ist eine Verfilmung des autobiografischen Buches von Judith Kerr. Die Illustratorin beschrieb hierin die erzwungene Emigration ihrer Familie von Deutschland nach England im Jahr 1933. An der 3. Staffel der Serie "Babylon Berlin" in der Regie von Tom Tykwer, Hendrik Handloegten und Achim von Borries kam auch die Clio-Jury nicht vorbei. Die Serie befasst sich mit einem Kriminalfall im Filmbusiness der späten 1920er Jahre - vor dem Hintergrund des dräuenden Börsencrashs.
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Kriegsende, Shoah-Überlebende und Spuren des NSU
In dem Dokumentarfilm "Waffenstillstand - Mein Sommer '45" erinnert sich Regisseur Hans-Dieter Grabe an das Jahr des Kriegsendes. Er war damals acht Jahre alt. Auch der Dokumentarfilm "Endlich Tacheles" in der Regie von Jana Matthes und Andrea Schramm sieht auf die Folgen des Zweiten Weltkrieges: aus der Sicht der dritten Generation jüdischer Nachkommen von Shoah-Überlebenden.
Auch "Spuren - Die Opfer des NSU" von Aysun Bademsoy nimmt Nazismus in den Blick. Und in "Die Verteidiger des Glaubens" recherchiert Regisseur Christoph Röhl den Hintergrund des früheren Papstes Benedict XVI., bürgerlich Joseph Ratzinger, in dessen Amtszeit eine Reihe sexueller Vergehen von katholischen Würdenträgern an Kindern und Jugendlichen fielen.
Werke, die Probleme der Vergangenheit verhandeln
Mit der "Clio" ausgezeichnet werden sollen "Werke, deren fiktionale Filmhandlung in der Vergangenheit angesiedelt ist, oder auch in der Gegenwart spielt, jedoch gesellschaftliche Probleme einer weiteren Vergangenheit verhandelt". Die ersten beide Auszeichnungen gingen an "Die Blumen von gestern" von Chris Kraus (2017) und "Kulenkampffs Schuhe" von Regina Schilling (2019). Wer die "Clio" 2020 gewinnt, wird am 1. Dezember bekannt gegeben.
Lena Schneider
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