Die Corona-Lage in der Region: Potsdam in der Omikron-Spitzengruppe
Bundesweit höchste Infektionszahlen bei Kindern und Jugendlichen in Potsdam - doch die Testpflicht in Kitas kommt erst nach den Ferien. Der Personalmangel sorgt bereits für erste Auswirkungen bei der Müllabfuhr.
Potsdam - Mit erneut rasant gestiegenen Corona-Zahlen bleibt Potsdam bundesweit in der Spitzengruppe jener Großstädte wie Berlin oder Bremen, die aktuell am stärksten von der Omikron-Welle betroffen sind.
Am Freitag meldete das Potsdamer Gesundheitsamt 692 Neuinfektionen, die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf den Rekordwert von 1414 - nach Inzidenz 724 vor einer Woche. Auch im benachbarten Landkreis Potsdam-Mittelmark kletterte die Inzidenz auf einen Wert von über 1100. Aus dem Kreis wurden 824 Neuinfektionen und der stärkste Anstieg seit Beginn der Pandemie gemeldet.
Potsdams bisheriger Höchstwert von 1233 Ansteckungen in einer Woche pro 100.000 Einwohner war erst am Donnerstag nach der Meldung von 507 Ansteckungen erreicht worden. Potsdam weist aktuell die höchste Inzidenz Brandenburgs und den bundesweit sechsthöchsten Wert auf. An der Spitze liegt Berlin-Mitte (2200,1).
Innerhalb einer Woche hat sich Potsdams Inzidenz fast verdoppelt. Die Infektionszahlen steigen schneller als im brandenburgischen Durchschnitt: Die Landeszahlen – die Inzidenz liegt am Freitag auf dem Rekordhoch von 927,6 – sind seit vergangenem Freitag um rund 84 Prozent gestiegen.
Vor allem Kitas und Schulen betroffen
Somit sind in Potsdam seit Jahresanfang mehr als 4800 Ansteckungen registriert worden – das betraf also rund 2,6 Prozent der mehr als 183 000 Potsdamer. Vor allem viele Gemeinschaftseinrichtungen von Kindern sind betroffen. So betrugt die Sieben-Tage-Inzidenz unter Fünf- bis Neunjährigen bereits am Donnerstag 4140 – das sei deutschlandweit derzeit der höchste Wert, bestätigte Bildungsdezernentin Noosha Aubel (parteilos) am Abend im Jugendhilfeausschuss. Konkret sind laut Angaben der Stadt vom Mittwochabend 595 Kinder und Jugendliche aus Schulen und Kitas infiziert. Ferner sind mehr als 1300 Kitakinder in Quarantäne, dazu 130 Grundschüler – wo also auch Elternteile zu Hause bleiben müssen, um eine Betreuung zu berücksichtigen.
Step muss Müllabfuhr einschränken
Das hat zunehmend Auswirkungen auf besonders wichtige Einrichtungen. So sagte Stadtwerke-Sprecher Stefan Schulz am Donnerstagvormittag: „Wir beobachten aktuell eine Zunahme an Corona- und Quarantänefällen im Unternehmen.“ Die Arbeitsfähigkeit in den Gesellschaften der Stadtwerke – also Verkehrsbetrieb, Energie und Wasser Potsdam und Stadtentsorgung (Step) – sei aber voll gegeben. Gleichwohl kündigte die Step am Donnerstagabend an, wegen Personalengpässen müssten heute einzelne Sperrmülltouren in Drewitz, Am Stern und in der Innenstadt verschoben werden, ebenso die Abholung von Weihnachtsbäumen in der Waldstadt und auf Hermannswerder.
Aubel: Kein Erklärungsmodell
Eine genaue Erklärung für die hohen Inzidenzen, gerade bei Kindern, hatte Dezernentin Aubel nicht. Es seien allerdings keine zusätzlichen kommunalen Gegenmaßnahmen geplant, sagte auch Stadtsprecher Jan Brunzlow auf Anfrage – die Landesverordnungen und Regeln des Infektionsschutzgesetzes seien schon weitreichend. Zugleich finde angesichts der Zahlen „die Kontaktverfolgung bei Kindern und Jugendlichen nicht mehr im Einzelfall statt“. Hier konzentriere man sich auf vulnerable, also besonders schützenswerte Gruppen.
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Zugleich hatte die Stadt bereits entschieden, dass bei Fällen in Kitagruppen strenger agiert werde – hier gelten für Kontaktkinder grundsätzlich sieben Tage Quarantäne, ohne Möglichkeit der Verkürzung. Brunzlow sagte auch, in einzelnen Kitas gebe es mittlerweile aufgrund der Ausfälle von Personal schon Schwierigkeiten bei der Betreuung der Kinder. Manche hätten bereits Betreuungszeiten reduziert. Auch aus einzelnen Schulen meldeten Eltern gegenüber den PNN erste größere Unterrichtsausfälle.
Testpflicht in Kitas erst nach den Ferien
Trotz all solcher Schwierigkeiten wird die landesweite Testpflicht in Krippen und Kitas wie geplant erst in gut zwei Wochen starten. Die Träger der Einrichtungen benötigten den Vorlauf zur Beschaffung der Test-Kits, erklärte Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) im Landtag. Das Land werde den Trägern voraussichtlich pro Test 3,50 Euro erstatten. Dafür seien Kosten in Höhe von 13,6 Millionen Euro im Haushalt vorgesehen. Vom 7. Februar an sollen Kinder ab einem Jahr zwei Mal pro Woche vor dem Besuch der Kitas und Krippen zu Hause getestet werden.
Für Schüler:innen sind derzeit drei Tests pro Woche und ab Mitte Februar fünf pro Woche Pflicht. Bei den Kleineren sei die geringere Testfrequenz gewählt worden, um die Kinder nicht über Gebühr zu belasten, sagte die Ministerin. Ferner sei bei den Kindern kaum ein schwerer Verlauf bei einer Corona-Infektion zu erwarten. Aubel verwies darauf, würden Eltern ihre Kinder nicht testen, gelte für diese ein Betretungsverbot. Zudem merkte sie an, man sei auch auf eine mögliche Notbetreuung vorbereitet, sollten Kitas wieder flächendeckend geschlossen werden.
Gestiegen sind die Patientenzahlen in den Kliniken – jetzt sind es 38, 15 mehr als vor einer Woche. Sechs Personen werden auf den Intensivstationen behandelt.
Moderna oder Biontech?
Derweil können Potsdamer im Alter von über 30 Jahren an den Impfstellen der Stadt nun auswählen, ob sie sich dort für die Booster-Impfungen lieber mit den Wirkstoffen von Biontech oder Moderna spritzen lassen wollen – wegen der ausreichend vorhandenen Vakzinmengen. Bisher stand nur Moderna zur Wahl.
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