Instandhaltungsstau und Wachstum: Potsdam braucht 40 Millionen Euro für Spielplätze
Potsdams Stadtentwicklungskonzept Spielflächen ist fertig. Rund 1000 Potsdamer haben dabei mitgeholfen. Um es umzusetzen, braucht es allerdings viel Geld.
Potsdam - Potsdam muss in den nächsten Jahren für Bau, Instandsetzung und Unterhalt seiner öffentlichen Spielplätze tief in die Tasche greifen – jedenfalls, wenn es dem laut DIN-Norm empfohlenen Standard näherkommen will. Das ist das Ergebnis der Arbeit am Stadtentwicklungskonzept Spielflächen, über das in der nächsten Woche die Stadtverordneten in ihrer Sitzung am Mittwoch debattieren werden. Die Kernpunkte stellte am Freitag Lars Schmäh, der kommissarische Fachbereichsleiter für Klima, Umwelt und Grünflächen, vor Pressevertretern auf einem Drewitzer Spielplatz vor.
Demnach fehlen in Potsdam schon jetzt rechnerisch rund 115 öffentliche Spielplätze. Derzeit gibt es davon 145 in der Landeshauptstadt. Auf jeden Einwohner kommen laut Schmäh 1,26 Quadratmeter Spielfläche. Empfohlen sind aber 2,25 Quadratmeter. Allein um das Defizit auszugleichen, müssten also rund 180.000 Quadratmeter Spielflächen dazu kommen. Außerdem kommen laut Prognosen des Rathauses bis zum Jahr 2035 noch rund 40.000 weitere Einwohner dazu – darunter auch viele Familien.
Derzeit gibt die Stadt nur 800.000 Euro im Jahr aus
Den Bedarf zu decken, wird einiges kosten. Um die empfohlene Ausstattung optimal zu finanzieren seien durchschnittlich 20 Euro pro Einwohner und Jahr nötig. Von heute bis zum Ende der Laufzeit des Konzepts im Jahr 2031 wären das rund 40 Millionen Euro. Derzeit steht für Investitionen im Jahr eine halbe Million Euro zur Verfügung. Dazu kommen noch 300.000 Euro für Instandhaltung und Unterhaltung. Damit das Konzept also auch umgesetzt werden kann, müssten im städtischen Haushalt die Grundlagen gelegt werden.
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Ganz überraschend kommt der hohe Bedarf nicht: Potsdam wächst schon seit Jahren und soll es nach Prognosen auch weiterhin tun. Entsprechend gibt es immer mehr Kinder und Jugendliche. Der Altersdurchschnitt ist der sechstjüngste unter den deutschen Landeshauptstädten. „Viele der Potsdamer Spielplätze sind in den 1990er- und 2000er-Jahren entstanden als es dafür Fördermittel gab“, sagte Schmäh. Die Lebensdauer der meisten Spielgeräte betrage zwischen 15 und 20 Jahren. Es hat sich also ein gewisser Instandhaltungsstau aufgebaut.
Rund 1000 Potsdamer haben sich am Konzept beteiligt
In dem Konzept steckt viel Arbeit und auch viele Anregungen von Potsdamer Bürgern. Kinder, Jugendliche und Erwachsene seien im Sommer 2019 umfassend an der Erarbeitung des Konzeptes beteiligt worden. „Dazu ist eine umfangreiche Online-Befragung durchgeführt worden, die insgesamt auf gute Resonanz stieß“, hieß es. Zur Befragung gelangte man beispielsweise über QR-Codes an den Spielplätzen. Allein 1000 Potsdamer nahmen auf diesem Wege teil. In einem weiteren Beteiligungsschritt konnten auch Flächeneigentümer sowie wichtige Institutionen und Akteure der Stadt in einem Workshop an der Konzeption mitwirken.
Der Bestand wurde erfasst und analysiert und auf dieser Grundlage der stadtweite Versorgungsgrad ermittelt. In sechs Maßnahmenplänen sind nun insgesamt 285 Einzelmaßnahmen erfasst, die zum Beispiel aus der Sanierung, dem Neubau und der Erweiterung von Spielflächen, dem Ersatz von Spielgeräten, der Beschattung sowie der Ergänzung von Sitzgelegenheiten oder Angeboten für Erwachsenen bestehen. „In diesem Sommer wird das Stadtentwicklungskonzept Spielflächen um das Thema Inklusion erweitert, mit dem Ziel, einen Handlungsleitfaden zu erstellen, und die bereits eingeplanten Haushaltsmittel noch zielgerichteter für barrierefreie Zugänge und eine inklusive Ausstattung zu verwenden“, hieß es weiter.
Angebote für Kinder bis fünf Jahren fehlen großflächig
Schaut man in das Konzept mit 72 Seiten und elf Anlagen wird die Dimension deutlich. So gelten fast alle dicht bebauten Stadtteile entweder als nicht- oder als unterversorgt was die Angebote für Kinder bis fünf Jahren angeht. Ausnahme ist Drewitz, wo im Zuge des Gartenstadtprojekts noch Spielplätze dazugekommen sind. Für Sechs- bis Elfjährige fehlen Angebote unter anderem in der Innenstadt, in Babelsberg, Bornstedt, Potsdam-West und der Templiner Vorstadt. Für Zwölf- bis 17-Jährige fehlen in Babelsberg, Bornstedt und der Templiner Vorstadt Angebote.
Möglicherweise wird der Spielplatzmangel in den nächsten Jahren durch private Unterstützung etwas entspannt. Wie berichtet beschäftigen sich die Stadtverordneten nämlich parallel seit Mai mit der sogenannten Spielplatzsatzung. Derzeit steht sie zur Beratung in Ortsbeiräten an. Tritt sie wie von der Verwaltung beabsichtigt in Kraft, besteht künftig die Pflicht zur Herstellung von Kinderspielplätzen bereits bei Bauvorhaben mit mehr als drei statt bisher vier Wohnungen. Außerdem sollen diese privaten Spielplätze auch von Kindern und Jugendlichen genutzt werden können, die dort nicht wohnen. Vorausgesetzt in Potsdam werden weiter viele Wohnungen gebaut, kommen also mehr private Spielplätze dazu. Bisher gibt es davon etwa 250 in der Stadt.
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