Familienfreundliche Stadt: Online-Befragung zur Qualität der Potsdamer Spielplätze
Erstmals führt die Stadt eine umfangreiche Bürgerbeteiligung zum Thema Spiel- und Bolzplätze durch. Die Ergebnisse sollen in die künftige Planung einfließen.
Wo buddelt es sich am besten? Wo fehlt ein Klettergerüst, eine Bank, ein Baum? Oder ein neuer Bolzplatz? Um das herauszufinden hat die Stadt Potsdam ein Online-Portal geschaffen. Dort oder auf der passenden App können Kinder, Jugendliche und Erwachsene bis zum 3. Oktober in einer Karte jeden einzelnen der 145 städtischen Spiel-, Bolz- und Skateplätze anklicken und bewerten. Abgefragt wird das Angebot, der Zustand, die Sauberkeit und die Gestaltung, aber auch die Erreichbarkeit und der Andrang. Zudem gibt es Platz für Verbesserungsvorschläge.
Erste umfassende Bürgerbeteiligung bei Spielplatzplanung
Es ist das erste Mal, dass die Stadt so eine umfassende Bürgerbeteiligung zu den Spielmöglichkeiten durchführt. „Diese Kommunikationsebene gab es bisher nicht“, betonte Thomas Schenke, der kommissarisch den Fachbereich Grünflächen der Stadt leitet, am gestrigen Dienstag vor der Presse. Zwar wurden auch bisher schon bei der Planung von Spielplätzen Kinder beteiligt – etwa beim Platz auf der Freundschaftsinsel –, aber immer nur bei einzelnen Projekten. Zusammen mit den Ergebnissen aus einem Expertenworkshop im September und einer Analyse bestehender Spielflächen und der Bevölkerungsentwicklung in den einzelnen Stadtteilen sollen die Ergebnisse der Onlineumfrage in das Spielplatzentwicklungskonzept einfließen.
Hinter diesem etwas sperrigen Namen verbirgt sich vor allem eine Prioritätenliste. „Das Konzept ist wichtig, um in den kommenden Jahren sinnvoll und zielführend zu investieren“, sagte Jan Lesniak, der die Arbeitsgruppe kommunale Freiraumplanung und Spielplätze leitet. Denn im gleichen Zug soll auch mehr Geld in die Spielflächen fließen. Statt wie in den vergangenen Jahren etwa 250000 bis 300000 Euro pro Jahr sollen in den kommenden fünf Jahren etwa 400000 Euro jährlich in neue Plätze, in die Erneuerungen oder Verbesserung bestehender Flächen investiert werden. „Manchmal geht es nur um Kleinigkeiten, die auch nicht viel Geld kosten“, sagte Schenke, etwa hier eine Sitzgelegenheit oder dort ein schattenspendender Baum. Dazu kommen wie bisher auch 300000 Euro jährlich für Unterhalt und Instandsetzung. Die Spielplätze werden monatlich kontrolliert, einmal pro Jahr findet eine umfassende Untersuchung statt.
Eine Berliner Agentur erarbeitet das Konzept
Mit der Ausarbeitung des Papiers hat die Stadt die Berliner Agentur Gruppe F beauftragt. Diese hat die Plattform konzipiert, alle Spielplätze besucht und kartografiert. 100000 Euro lässt sich die Stadt das Konzept kosten. Ziel ist es auch, wohnortnahe Angebote zu schaffen. „Wir wollen in einer wachsenden Stadt auch den wachsenden Bedarf an Spielplätzen decken“, sagte Lesniak. Dazu sei es auch wichtig, die Veränderung der Sozialräume zu berücksichtigen. In manchen Vierteln, etwa der Waldstadt, wohnen zwar derzeit noch viele ältere Leute, erläuterte Schenke. Das werde sich aber ändern. Dann entstehe ein zusätzlicher Bedarf an Spiel- und Bolzplätzen. Andernorts gebe es vielleicht genug Angebote für kleinere Kinder, es fehle aber an Plätzen zum Skaten oder Fußball spielen für Jugendliche.
Zum Teil wird der kleine Spielplatz um die Ecke oder im Innenhof auch nicht von der Stadt gebaut, sondern von den Wohnungsbaugesellschaften oder Genossenschaften. Diese sind verpflichtet, auch Spielplätze zu errichten, wenn sie Wohnungen bauen. Die Kinderspielplatzsatzung der Stadt legt dafür eine Mindestfläche fest. Allein die kommunale Pro Potsdam unterhält mehr als 160 Spielplätze im Stadtgebiet.
Seit Anfang Juni ist Befragung online, beworben etwa durch Aushänge in Kitas, Schulen und auf Spielplätzen, bisher haben 300 Personen teilgenommen. Ab Oktober sollen die Ergebnisse ausgewertet werden. Das gesamte Konzept soll im April 2020 ausgearbeitet sein. Dann müssen es noch die Stadtverordneten beschließen.
Neuer Spielplatz im Nuthepark
Bis dahin ruht aber der Bau von Spielplätzen nicht. Wie berichtet wurde im April ein neuer Spiel- und Sportplatz an der Plantage eröffnet. Das nächste große Projekt, an dem derzeit gebaut wird, ist ein 2300 Quadratmeter großer Spielbereich im neu gestalteten Nuthepark hinter dem Hauptbahnhof. Nachdem im Rahmen einer umfangreichen Kampfmittelbeseitigung sieben Tonnen Weltkriegsmunition aus dem Boden geholt wurden – mehrfach musste für die Entschärfung von Blindgängern Teile der Innenstadt evakuiert werden – wird dort nun gebaut. 850000 Euro werden insgesamt in die Anlage investiert, davon allein 300000 Euro in einen Spielplatz für Kinder von null bis zwölf Jahren. Ab dem Herbst soll dort gespielt werden können.
Das Online-Portal zur Spielplatzbewertung finden Sie hier.
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