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Ambitioniert. Der VfL Potsdam möchte zurück in die zweite Liga.
© Benjamin Feller

Jubiläum des Handball-Verbands Brandenburg: Perspektiven, Potenziale und Problemlösungen

Beim Festakt zum 25-jährigen Bestehen diskutiert der Handball-Verband Brandenburg ausgiebig über seine Zukunft. Durch intensive Kooperationen mit Schulen, die Integration von Flüchtlingen und die Stärkung der deutschen Nationalmannschaften sowie regionaler Spitzenvereine soll fortan der Mitgliederrückgang im Bund und Land gestoppt werden.

Ein Jubiläum ist meist Anlass, um zurückzuschauen. Auf vergangene Erlebnisse, Höhen und Tiefen, die bis dato durchschritten wurden. Auch beim Festakt zum 25-jährigen Bestehen des Handball-Verbands Brandenburg (HVB) wurde am Mittwoch in Erinnerungen geschwelgt – allerdings nur ein wenig. Weitaus mehr drehten sich an diesem Abend die Gespräche im Inselhotel Hermannswerder um das, was kommen wird. Zukunftsperspektiven, Potenziale und Problemlösungen wurden diskutiert.

Der Fokus lag dabei auf dem Thema Mitgliedergewinnung. Zum 1. Januar 2015 zählte der HVB 11 682 Mitglieder und ist damit nach Fußball (78 728), Turnen (20 886) und Behindertensport (14 279) der viertgrößte Verband im Landessportbund Brandenburg. Jedoch sind die Zahlen – wenn auch nur leicht – rückläufig. Eine Entwicklung, die die Handball-Mark aber nicht exklusiv hat. Auch im nationalen Verband, dem Deutschen Handballbund (DHB), sind immer weniger Sportler aktiv.

Neuer DHB-Präsident ist Gast bei den Feierlichkeiten

„Jetzt könnte man salopp sagen: Das ist halt der demografische Wandel, da können wird nichts dafür. Aber so ist das nicht. Wir müssen handeln“, sagte Andreas Michelmann. Er ist seit Ende September DHB-Präsident und reiste am Mittwoch direkt von der Frauen-Weltmeisterschaft aus Dänemark nach Potsdam, um dort mit den Brandenburger Verantwortlichen zusammenzukommen. Damit der Mitgliederrückgang gestoppt wird, möchte Michelmann künftig auf drei zentrale Aspekte setzen: Intensivere Kooperation mit Schulen, Integration von Flüchtlingen und Stärkung der in den vergangenen Jahren schwächelnden Nationalmannschaften.

Hochburg. Die größten Brandenburger Handballerfolge nach der deutschen Wiedervereinigung fuhren die Frauen des Frankfurter HC ein – wie 2004 den Gewinn der deutschen Meisterschaft.
Hochburg. Die größten Brandenburger Handballerfolge nach der deutschen Wiedervereinigung fuhren die Frauen des Frankfurter HC ein – wie 2004 den Gewinn der deutschen Meisterschaft.
© dpa

Durch Letzteres erhofft man sich beim DHB eine Sogwirkung auf die Jugend, die durch große deutsche Erfolge für den Handball begeistert werden soll. „Dass es diesen Zusammenhang eindeutig gibt“, meinte Michelmann, „haben wir nach 2007 gesehen.“ Damals wurde Deutschland Weltmeister bei den Männern und der Zulauf im Nachwuchsbereich stieg. In Brandenburg kletterte die Mitgliederzahl über die 12 000er-Marke.

Brandenburg soll zurück auf die Bundesliga-Karte

Neben den Nationalmannschaften als Leuchttürme braucht es aber auch regionale Vorbilder, die Strahlkraft entwickeln, sagte Landesverband-Präsident Olaf Ermling: „Ziel muss sein, dass Brandenburg kein weißer Fleck mehr auf der Bundesliga-Karte ist. Egal, ob bei den Männern oder Frauen: Wir sollten es mindestens wieder in die zweite Liga schaffen.“ Eine Etage darunter sind momentan vier märkische Teams vertreten: der mit dem Wiederaufstieg liebäugelnde VfL Potsdam und der Oranienburger HC im männlichen Bereich sowie die Frauen des Frankfurter HC und MTV 1860 Altlandsberg.

Die derzeit fehlende Bundesliga-Aussicht sorge im Endeffekt dafür, dass die vielen in Brandenburg geförderten Talente das Bundesland verlassen, nachdem sie an den Sportschulen Potsdam und Cottbus (männlich) sowie Frankfurt an der Oder (weiblich) ihren Abschluss gemacht haben, erklärte Wolfgang Neubert. „An diesen drei Standorten genießen sie eine hervorragende sportliche Ausbildung und werden dann wegen ihrer Qualität mit Kusshand woanders genommen. Es ist schade, dass wir sie hier nicht halten können“, so der Präsident des Landessportbundes und Leiter der Cottbuser Sportschule.

In den Schulen findet Handball kaum noch statt 

Um Zweit- oder gar Erstliga-Handball bieten zu können, werden aber nicht nur gut ausgebildete Spieler benötigt, sondern auch ausreichend finanzielle Quellen, was für viele Klubs „das große Problem darstellt“, meinte HVB-Chef Olaf Ermling. Der VfL Potsdam und der frühere deutsche Meister sowie dreifache Europapokalsieger Frankfurter HC machten 2013 diese schmerzhafte Erfahrung, als sie in die Insolvenz gehen mussten.

Hoher Besuch. Beim Festakt durfte Brandenburgs Handball-Chef Olaf Ermling (l.) den DHB-Präsidenten Andreas Michelmann begrüßen.
Hoher Besuch. Beim Festakt durfte Brandenburgs Handball-Chef Olaf Ermling (l.) den DHB-Präsidenten Andreas Michelmann begrüßen.
© Tobias Gutsche

Als Bankrott-Erklärung wird derweil die mangelnde Beachtung des Handballs in den Schulen angesehen, wie am Mittwoch mehrfach betont wurde. Ermling: „Unsere Sportart steht nicht mehr auf den offiziellen Lehrplänen und nur wenige Sportlehrer binden den Handball dennoch in den Unterricht ein. Die breite Masse erreichen wir nicht mehr.“ Daher wurde und wird nach anderen Wegen gesucht. Der DHB hat etwa mit der Gesundheitskasse AOK das „Startraining“ initiiert, in dessen Rahmen vor zweieinhalb Monaten zum Beispiel Bundestrainer Dagur Sigurdsson in der Stahnsdorfer Heinrich-Zille-Grundschule zu Gast war und eine Übungseinheit mitbetreute.

VfL Potsdam betreibt vorbildliches Grundschulkonzept

Neben solchen Aktionstagen sollen fortan insbesondere die Vereine noch mehr und kontinuierlich mit Schulen zusammenarbeiten, forderte DHB-Präsident Andreas Michelmann. Drittligist VfL Potsdam geht dabei als gutes Beispiel voran. Zu Beginn des laufenden Schuljahres habe der VfL ein neues Grundschulkonzept gestartet, berichtete der Sportliche Leiter des Vereins Alexander Haase: „Wir wollen damit mehr Satelliten in der Stadt schaffen.“ Statt wie vorher nur in einer, werden nun in vier Einrichtungen wöchentlich je zwei Handball-Kurse – erste bis dritte sowie vierte bis sechste Klasse – angeboten. Die Leitung übernimmt dabei Drittliga-Akteur Caspar Jacques, der ein freiwilliges soziales Jahr beim VfL absolviert. „Dass man Kinder und Jugendliche über solche Projekte für den Verein gewinnt, ist ein Prozess. Aber schon jetzt haben wir einige Neuanmeldungen aus diesen Kreisen zu verzeichnen“, sagte Alexander Haase.

Potenzielle neue Mitglieder sehen die Funktionäre indes auch in Reihen der vielen Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen. Landesverband-Präsident Olaf Ermling erklärte: „Da sind sicherlich welche dabei, die Handball spielen wollen. Wir möchten sie gerne bei uns integrieren. Wir sind offen.“ Für alles, was den Handballsport in Brandenburg künftig stärker machen kann.

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