Die Corona-Lage in Potsdam am Freitag: Ohne Tests schließen in Potsdam wieder Schulen
In Potsdam steigen die Corona-Werte stark an, die Stadt erwägt bereits Schulschließungen. Das Land lehnt einen Modellversuch in der Landeshauptstadt á la Tübingen vorerst ab. Ab Samstag gilt eine erweiterte Maskenpflicht in der Stadt.
Potsdam - Angesichts der stark steigenden Corona-Zahlen will die Stadt Potsdam ihre weiterführenden Schulen bereits nächste Woche wieder schließen – falls das Land dann immer noch nicht genügend Schnelltests zur Verfügung stellt. Das machte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) am Freitag auf PNN-Anfrage deutlich. Mit Sorge sehe man das sich immer „dynamischer entwickelnde Infektionsgeschehen“ an den Schulen, für die vom Land immer noch nicht genügend Testangebote geschaffen seien. „Ohne die Umsetzung der Teststrategie für die Schulen hecheln wir mit der Nachverfolgung dem Infektionsgeschehen hinterher“, sagte Schubert. Zuvor hatte das Bildungsministerium einräumen müssen, dass wegen Lieferengpässen auf dem Weltmarkt nicht alle Schulen zeitnah die Tests für Schüler erhalten könnten.
Inzidenz stark gestiegen
Die Potsdamer Sieben-Tage-Inzidenz ist auf nunmehr 87,1 geklettert – zuletzt lag der Wert Anfang Februar und Mitte November 2020 so hoch, zu Beginn der zweiten Corona-Welle. Am Freitag vor einer Woche wies Potsdam noch eine 50er-Inzidenz aus.
Vor allem die weiterführenden Schulen machen der Stadt Sorge. Insgesamt seien dort nun schon 163 Schüler:innen in Quarantäne sowie neun Lehrkräfte. Das teilte ein Stadtsprecher den PNN auf Anfrage mit. Besonders betroffen sei die Steuben-Gesamtschule mit nunmehr neun positiv getesteten Schülern. Ein zusätzliches Problem: Auf einen Testaufruf an 57 Schüler dort hätten nur 17 reagiert und sich untersuchen lassen, bestätigte der Sprecher. Dabei wurden mehrere Corona-Fälle entdeckt. In der Steuben-Gesamtschule ist bereits die gesamte Klasse 10 nach Hause in den Distanzunterricht geschickt worden. Zwei Corona-Fälle gibt es außerdem an der Kollwitz-Oberschule in der Brandenburger Vorstadt sowie einen an der Lenné-Gesamtschule. In Grundschulen sind aktuell sieben Kinder positiv getestet, weswegen 70 Schüler sowie 13 Mitarbeiter in Quarantäne sind. In Kitas sind derzeit drei Kinder positiv getestet, zudem zwei Erzieher:innen. „Daher sind aktuell 83 Kinder in Quarantäne sowie 16 Mitarbeitende“, so die Stadt. Vor allem die aggressivere Coronavirus-Variante B.1.1.7 gilt als Infektionstreiber, auch bundesweit wird bereits wieder über Schulschließungen debattiert.
Modellversuch á la Tübingen vorerst nicht möglich
Schlechte Nachrichten für die Stadt kamen auch von der Landesregierung. So muss Potsdam wegen der steigenden Corona-Zahlen zunächst die Hoffnung begraben, nun bald – wie die Stadt Tübingen in Baden-Württemberg – eine Modellkommune zu werden, in der mit Hilfe von Schnelltests erprobt wird, wie sich zum Beispiel auch die Gastronomie wieder sicher öffnen lässt. Der Sprecher des brandenburgischen Gesundheitsministeriums Gabriel Hesse sagte den PNN, wegen der steigenden Corona-Werte gelte in Brandenburg die verschärfte Eindämmungsverordnung bis zum 11. April. Wenn die Zahlen wieder sinken, könne die Landesregierung über so einen Modellversuch entscheiden, so Hesse.
Potsdam hatte wie berichtet unter anderem in dieser Woche einen Vertrag zur Nutzung der Kontaktverfolgungs-App Luca abgeschlossen. Ein Stadtsprecher sagte, man sei auch offen für weitere Systeme – wichtig sei, dass diese mit dem Gesundheitsamt gekoppelt werden könnten. Mit solchen Systemen sollen Öffnungen ermöglicht werden und zugleich eine bessere Kontrolle der Virusverbreitung.
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Um die aktuell offensichtlich unkontrollierte Ausbreitung zu stoppen, hatte Oberbürgermeister Schubert zuletzt eine Schnelltestpflicht für Einkäufer im vor zwei Wochen geöffneten Einzelhandel vorgeschlagen – was allerdings bei Händlern und auch beim Potsdamer Innenstadt-Händlerverein „Ici! Potsdam“ auf massive Bedenken stößt. Nicht einmal zehn Prozent der Kundschaft werde bei so hohen Hürden noch im lokalen Einzelhandel einkaufen, so „Ici“ in einem Brief an Schubert. Dieser will sich heute mit den Kaufleuten treffen und seine Überlegungen erläutern. „Uns ist bewusst, dass ein Test das Einkaufen erschweren wird, aber es ist vielleicht der letzte mögliche Weg, trotz der steigenden Corona-Zahlen den Einzelhändlern eine Offenhaltung zu ermöglichen.“ Man müsse Ansteckungen früher erkennen, sagte Schubert.
Verschärfte Maskenpflicht
Zugleich verschärft die Stadt ab dem heutigen Samstag wieder die Regeln und weitet die Maskenpflicht aus. So gilt nun nicht mehr nur in weiten Teilen der Innenstadt die Pflicht, eine Maske zu tragen, sowie in Bussen und Bahnen und beim Einkaufen, sondern auch in Teilen von Babelsberg und der Brandenburger Vorstadt, so auch in der Karl-Liebknecht- und der Nansenstraße. Wichtig zu beachten: „Bislang galt die Pflicht eines Mund-Nasen-Schutzes, also beispielsweise einer Alltagsmaske, nun muss eine medizinische Maske getragen werden“, erklärte ein Stadtsprecher.
Vor allem die mutierten Virusvarianten breiten sich aus. Das bemerkt man auch im Bergmann-Klinikum. So prüfte das Labor des Hauses zwischen Montag und Freitag 187 positive PCR-Tests aus Berlin und Brandenburg – 149 davon wiesen die B.1.1.7-Mutante auf, wie eine Sprecherin des Hauses sagte. Das entspricht einem Anteil von 80 Prozent.
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