Raum für Kunst in Potsdam: Neues Mitmach-Atelier in der Innenstadt
Unter dem Titel „Mach Kunst!“ eröffnen Nadine Conrad und Allen Paul ein Atelier für Hobbymaler. Kreative können dort an ihren Werken arbeiten.
Potsdam - Noch sind die Arbeiten in vollem Gange: Die Wände werden gestrichen, die Elektrik eingebaut und Lampen angebracht. Der Atelierraum im Erdgeschoss des alten Fachwerkhauses in der Jägerstraße 39 lässt aber bereits erahnen, dass hier bald eine gemütliche und künstlerische Atmosphäre aufkommen wird. Am 15. Februar eröffnen die beiden Potsdamer Künstler Nadine Conrad und Allen Paul dort unter dem Motto „Mach Kunst!“ eine Werkstatt für Hobbymaler.
„Es ist jetzt noch ein straffes Programm“, sagt Conrad und zeigt bei einem Rundgang durch die Räumlichkeiten, wie sie das Atelier gestalten wollen. Im größten Raum, dessen Fenster zur Straße führen, sollen an einer Wand mehrere Arbeitsplätze entstehen. Dort könnten einige Hobby-Künstler künftig stehend an ihren Werken arbeiten. Ein großer Tisch in der Mitte mit bis zu zehn Arbeitsplätzen ist außerdem geplant. Die Wände sollen in dem Raum auch dazu dienen, um Werke sowohl von regionalen Künstlern, den Hobby-Künstlern oder ihre eigenen auszustellen, erzählt die 36-Jährige. Eine kleine Treppe führt in einen weiteren Raum. Dort wollen Conrad und Paul eine Leseecke mit Kunstbüchern einrichten, in der sich die Hobby-Maler niederlassen können, „um sich erst einmal inspirieren zu lassen“, sagt Conrad.
Die Größe der Leinwand bestimmt den Preis
Für ihr Atelier haben sich die beiden Künstler ein ganz neues Format überlegt: Statt einen ganzen Malkurs mit festgelegten Zeiten zu buchen, kaufen Hobbymaler eine Leinwand in einer bestimmten Größe. 25x25 Zentimeter kosten 39 Euro, 100x100 Zentimeter 99 Euro. Einfache Papierbögen gibt es zwischen 15 und 25 Euro. Im Preis inklusive sind Materialien wie Pinsel, Öl-, Acryl und Aquarellfarben oder Pastellkreide und Zeichenstifte. Und so viel Zeit wie jeder braucht, um in der Werkstatt sein Bild fertigzustellen. „Ein freier Ort, wo man frei malen kann“, fasst Conrad ihr Konzept zusammen. Sie und ihr Partner geben bei Bedarf außerdem Tipps und Unterstützung. Jederzeit und ohne Anmeldung könne man kommen, um weiter an seinem Werk zu arbeiten, sagt Conrad und beschreibt das Ganze als „Mitmach-Atelier“. Die Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr sowie jeden zweiten Samstag im Monat. Zwischendurch sei es auch möglich, die unfertigen Bilder in dem Atelier zu lagern.
Um Miete, Nebenkosten und Material im ersten Jahr bezahlen zu können, läuft bis zum 20. Februar noch eine Crowdfunding-Kampagne auf Startnext.com. 12500 Euro sind das Ziel. Derzeit liegt die Spendensumme bei etwa 1800 Euro. Wer auf der Internetseite www.startnext.com/mach-kunst einen Betrag spendet, erhält als Gegenleistung unter anderem Gutscheine für das Arbeiten in dem Atelier oder für Kunstdrucke der beiden Künstler. Conrad ist optimistisch, dass sie auf die gewünschte Summe kommen. Ein paar Firmen hätten außerdem bereits zugesagt, größere Summen zu sponsern, sagt sie. Eine Restsumme würden sie notfalls auch selbst beisteuern.
Das alte Atelier war einsturzgefährdet
Die Idee ist ursprünglich aus der Not heraus geboren. Bis vor Kurzem hatten Conrad und Paul zusammen mit einer weiteren Künstlerin unter dem Namen „Panama Projekt“ ein Atelier in der Eisenbahnstraße in Werder (Havel). Ein gutes Jahr lang widmeten sie sich dort ihrem künstlerischen Schaffen. Irgendwann stellte sich die alte Backsteinhalle aber als marode heraus. Das Gebäude sei einsturzgefährdet, Brocken fielen von der Decke, berichtet Conrad. Der Eigentümer habe aber kein Interesse daran gezeigt, das Gebäude zu sanieren. Also blieb nur noch der Auszug.
Conrad und Paul, die privat ein Paar sind, wohnen zusammen mit ihrem Sohn in der Potsdamer Innenstadt, unweit des neuen Ateliers. Zufällig seien sie dort vorbeigekommen und so auf die Räume aufmerksam geworden. Die Miete sei zwar teuer, aber durch die Lage mitten in der Potsdamer Innenstadt würden viele Menschen dort vorbeikommen, meint die Künstlerin. Gleichzeitig hätten ihr immer wieder Leute erzählt, dass sie auch gerne eigene Bilder malen würden, zu Hause dazu aber nicht die Möglichkeit hätten, sagt Conrad. „Viele machen so etwas auch gerne in Gesellschaft und nicht allein zu Hause.“ So entstand ihr neues Konzept.
Auch ein Verkaufsatelier
In einer kleinen Ecke neben dem Eingang wird die Künstlerin in dem Atelier künftig auch eigene kleinere Arbeiten verkaufen. Conrad malt nicht nur naturalistisch anmutende Landschaften, sondern illustriert auch Postkarten und stellt jährlich einen Potsdam-Kalender mit verschiedenen Impressionen aus der Stadt zusammen. Auch Illustrationen für Kinder, vor allem mit Tieren, gehören zu ihrem Repertoire. Vieles davon habe sie bisher erfolgreich auf verschiedenen Märkten verkauft, sagt sie. Oft sei sie dabei gefragt worden, ob sie ihre Werke auch in einem Laden verkaufe.
Neben den Hobbymalern werden künftig auch Conrad und Paul in dem Atelier an ihren Werken arbeiten. „Das finden viele auch ganz spannend“, sagt die 36-Jährige. Und nebenbei unterstützen sie die weniger Erfahrenen in ihrem kreativen Schaffen. Conrad rechnet damit, dass es eine „gemütliche Runde“ wird.