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Das Potsdamer Extavium macht unter anderem die unfassbare Größe des Weltalls mit einem Schaukasten erlebbar. Die Zukunft des Mitmachmuseums Am Kanal ist noch immer ungewiss, die Einrichtung ist in ihrer Existenz bedroht. Nun müssen die Stadtverordneten eine Entscheidung fällen.
© Ottmar Winter

Linke fordert Übergangsförderung: Neuer Rettungsversuch für das Extavium

Die Linke will für das Extavium einen neuen Träger finden. Die Stadt Potsdam soll mit einer Notförderung für das Mitmachmuseum aushelfen.

Potsdam - Angesichts der drohenden Schließung des Mitmachmuseums Extavium unternimmt die Potsdamer Linke-Fraktion einen neuen Rettungsversuch. Auf der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 29. Januar will die Fraktion eine finanzielle Übergangslösung und die Suche nach einem neuen Betreiber beschließen lassen. „Wir hoffen auf eine breite Mehrheit“, sagte Fraktionschef Stefan Wollenberg am Dienstag bei einer eigens einberufenen Pressekonferenz im Extavium, dass sich in der Ladenzeile Am Kanal befindet.

Die Frage ist allerdings, ob und wie lange die Einrichtung ihren Betrieb aufrechterhalten kann. Denn bisher verweigert das Rathaus eine von dem Haus für dieses Jahr beantragte Förderung von 200.000 Euro, obgleich sich die Stadtverordneten in der Vergangenheit mehrfach für den Erhalt stark gemacht hatten. 2019 gab das Rathaus diese Summe aus. Nun will die Stadt aber zunächst mit Wirtschaftsprüfern untersuchen lassen, ob das privat über eine GmbH geführte Unternehmen auch eine finanzielle Bonität besitzt – nur dann dürfe man fördern, hatte Bildungsdezernentin Noosha Aubel (parteilos) bereits Mitte Dezember angekündigt. Allerdings räumte Stadtsprecherin Christine Homann am Dienstag auf PNN-Anfrage ein, dass noch immer kein Prüfer gefunden sei – die Auftragsvergabe laufe noch bis Ende der Woche, mit konkreten Prüfergebnissen rechne man Ende Februar. Das Extavium hatte schon erklärt, ohne erhoffte Förderung werde man wohl Ende März schließen müssen.

Stefan Wollenberg, Partei (Die Linke).
Stefan Wollenberg, Partei (Die Linke).
© Ottmar Winter

Diese Zwickmühle will die Linke-Fraktion auflösen. Einmal soll die Stadt mit 100.000 Euro eine Übergangsförderung bis Ende Juni leisten. Zudem solle die Stadt „unverzüglich ein Interessenbekundungsverfahren für eine neue Trägerschaft der Einrichtung durchführen“. Ferner möchte die Linke dem dann neuen Betreiber eine jährliche Summe von 200.000 Euro zusichern.

Die Einrichtung leiste eine „unverzichtbare Bildungsarbeit“ für bis zu 30.000 meist junge Besucher im Jahr, so Wollenberg. Gleichwohl habe sich das bisherige betriebswirtschaftliche Modell als nicht selbstständig tragfähig erwiesen, heißt es in dem Antrag. „Aber das man mit Bildung kein Geld verdienen kann, ist eigentlich eine Binsenweisheit.“ Daher müsse es nun um eine neue Trägerkonstruktion gehen, damit sich das Team wieder auf die Bildungsarbeit vor Ort konzentrieren könne. So sei man auch bei anderen Sozialeinrichtungen regelmäßig verfahren. Auch eine Neuausrichtung im Rahmen der neu zu konzipierenden Tropenhalle Biosphäre sei denkbar, so Wollenberg. Hingegen hatte Dezernentin Aubel bereits Mitte Dezember im Hauptausschuss erklärt, die Förderfrage für das Extavium müsse abgekoppelt von der Grundsatzfrage behandelt werden, ob sich Potsdam ein Mitmachmuseum leisten soll – beide Themen behandelt die Linke nun gleichzeitig.

Das "Extavium - Das wissenschaftliche Mitmachmuseum" Am Kanal.
Das "Extavium - Das wissenschaftliche Mitmachmuseum" Am Kanal.
© Ottmar Winter

Extaviums-Geschäftsführer Axel Werner zeigte sich offen für ein neues Betreibermodell, nötig sei eben ein „förderfähiger Träger“. Das Geld sei vor allem für die Bezahlung der Mitarbeiter notwendig, die über Jahre hinweg ehrenamtlich gearbeitet hätten: „Das lässt sich nicht fortsetzen.“ Zugleich habe man angesichts der räumlichen Verhältnisse – lediglich rund 300 Quadratmeter – nur begrenzte Möglichkeiten, die Besucherzahlen deutlich zu steigern. Ferner zog Werner einen Vergleich zu der mit Millionenbeträgen pro Jahr geförderten Biosphäre oder zum Hans Otto Theater: Im Vergleich zu den dort erreichten Gästen sei die Aufwand-Nutzen-Rechnung für die 200.000 Euro, die das Extavium benötige, deutlich günstiger, machte er deutlich. Derzeit plane man bereits unter dem Motto „Mit allen Sinnen erleben“ neue Experimentierkurse für das Jahr, auch in Zusammenarbeit mit der Kammerakademie. Darüber hinaus wolle man Schulklassen verstärkt über den Klimawandel informieren.

Axel Werner (Geschäftsführer Extavium).
Axel Werner (Geschäftsführer Extavium).
© Ottmar Winter PNN

Werner verwies auch auf die Mitte November 2019 gestartete Petition für den Erhalt des Extaviums – diese hat bereits mehr als 3500 Unterstützer gefunden, davon 2200 aus Potsdam. Damit muss sich das Stadtparlament ohnehin mit der Zukunft der Bildungseinrichtung befassen, die Unterschriften sollen am 29. Januar übergeben werden.

Wollenberg sagte, seine Fraktion spreche mit den anderen Parteien in der Stadtverordnetenversammlung, um in der Januarsitzung einen sofortigen Beschluss zu erreichen. Sonst könnte es wiederum zeitlich eng werden, weil die Kommunalpolitiker dann erst wieder am 4. März tagen. Die Linke ist Teil der rot-grün-roten Rathauskooperation, hat also durchaus Gewicht im Stadtparlament.

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