Die Corona-Lage in Potsdam am Donnerstag: Neuer Höchstwert nach diversen Ausbrüchen
In Potsdam steigt die 7-Tage-Inzidenz auf über 130 - trotz aller Beschränkungen. Ausbrüche in Seniorenheimen, Schulen und Flüchtlingsunterkünften verschärfen die Lage.
Potsdam - Mehrere Corona-Ausbrüche in Pflegeheimen, Flüchtlingsunterkünften und Schulen haben die Zahl der neuen Infektionen in Potsdam trotz des geltenden Teil-Lockdowns auf einen neuen Höchststand getrieben. Mit einem Inzidenzwert von 133 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche liegt Potsdam damit sogar wieder knapp über dem Landesschnitt, vor einer Woche lag dieser Wert noch bei rund 85.
Ausbruch an Einrichtung der Alexianer
Am Donnerstag bestätigte auf PNN-Anfrage ein Sprecher der Alexianer, die in Potsdam das St. Josefs-Krankenhaus betreiben, einen Ausbruch im Seniorenpflegeheim St. Franziskus im Bornstedter Feld. Bisher sei das Virus bei 16 von 132 Bewohnern und drei von 75 Mitarbeitern nachgewiesen worden, betroffen sei einer von sechs nun voneinander isolierten Wohnbereichen. „Bisher gibt es keine auffälligen Symptome“, sagte der Sprecher. Nun würden alle Bewohner und Angestellten getestet. Dazu gelten ein Besuchsverbot und weitere Schutzmaßnahmen. Gerade für Senioren gilt der Coronavirus als gefährlich.
Bereits am Mittwoch hatte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) vor den Stadtverordneten von einem diffusen Infektionsgeschehen quer über das Stadtgebiet gesprochen – und von „drei Ausbrüchen mit einem epidemischen Zusammenhang“ in Pflegeheimen. Dazu seien mittlerweile 23 von insgesamt 78 Schulen in Potsdam von Infektionen betroffen.
Eine Flüchtlingsunterkunft in Quarantäne
Allerdings gibt es offensichtlich auch Unstimmigkeiten zwischen Gesundheitsamt und Landesschulbehörde. So bestätigte ein Stadtsprecher auf Anfrage, dass man wegen der als dynamisch eingeschätzten Situation in der von 670 Schülern besuchten Gesamtschule am Schilfhof beim Schulamt gebeten habe, einen Jahrgang komplett in Quarantäne zu schicken: „Das wurde aber verneint.“
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Am Mittwoch war bekannt geworden, dass mit der Gesamtschule am Schloss die erste Bildungseinrichtung in Potsdam zeitweise komplett schließen und auf Digitalunterricht umstellen muss – betroffen sind dort 190 Schüler. Ferner hatte das Rathaus Quarantänefälle in fünf Flüchtlingseinrichtungen bestätigt. Der weitreichendste Fall: In einer Unterkunft in der Innenstadt mit 21 Bewohnern seien 18 Personen positiv getestet worden. Auch dieses Haus steht unter Quarantäne.
Die Krankenhäuser sehen die steigenden Zahlen mit Sorge
So steigt die Zahl der Infektionen trotz der Schließung von Freizeitstätten und ausgeweiteter Maskenpflicht wieder stärker an. 37 neue Fälle meldete das Gesundheitsamt am Donnerstagmorgen, fast 2000 Potsdamer haben sich seit Beginn der Pandemie nun mit dem Virus infiziert – also mehr als ein Prozent der Einwohner. Ein wenig gesunken ist die Zahl der Menschen, die sich als Kontaktpersonen aktuell in häuslicher Quarantäne befinden. So ergeht es derzeit 986 Personen, rund 50 mehr als vergangene Woche.
Das merken auch die beiden Potsdamer Krankenhäuser, 60 Patienten wurden dort gestern gemeldet – 10 mehr als noch vorige Woche. 15 Menschen liegen auf Intensivstationen. Sollte die Zahl der Neuinfektionen in dem Tempo weitergehen, werde die Situation vor Ort in ein bis zwei Wochen noch deutlich angespannter, sagte ein Krankenhausvertreter den PNN.
Angesichts der Lage hatte Oberbürgermeister Schubert bereits am Mittwoch eine Ausweitung der Maskenpflicht auf weitere Teile der Innenstadt und die Karl-Liebknecht-Straße in Babelsberg verfügt. Zudem bereitet die Stadt für die Silvesternacht ein Verbot für die Verwendung von Pyrotechnik aller Art vor – und zwar für mehr als 25 belebte Straßen und Plätzen. Das werde man aber erst nach dem Erlass einer neuen Landesregelung ab dem 22. Dezember genau mitteilen können, hieß es.
Debatte wegen Schließung der Musikschule
Allerdings laufen auch die Schutzmaßnahmen in Potsdam nicht konfliktfrei ab. So hatte der Corona-Krisenstab im Rathaus nach PNN-Informationen vergangene Woche eigentlich der teilweisen Wiedereröffnung der städtischen Musikschule zugestimmt – was Schubert angesichts der Lage dann wieder kassierte.
Ein Stadtsprecher verwies aber auf die Möglichkeiten des Online-Unterrichts und sagte auf Anfrage, man hoffe, dass bald wieder Präsenzunterricht möglich sei, man prüfe das auch stetig: "Aus unserer Sicht ist es aber beim aktuellen Stand der Pandemie, in dem wir Kontakte vermeiden sollen, in dem Hochschulen komplett auf Online-Vorlesungen umstellen und in der die Inzidenzzahl in Potsdam stetig steigt noch nicht an der Zeit, Einrichtungen wieder zu öffnen."
Alle anderen Musikschulen im Land Brandenburg sind aber geöffnet, hatte ihr Dachverband kritisiert. "Die Kontinuität des Bildungsangebotes ist für das Erlernen eines Instruments als einer höchst komplexen Fertigkeit ausschlaggebend", hieß es.
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