Geschäftsviertel in der Innenstadt: Neuer Gewerbekomplex am Hauptbahnhof
In der Babelsberger Straße entsteht ein neues Quartier mit Büros, einem Hotel und medizinischen Diensten. 30.000 Quadratmeter Gewerbe sollen in drei Viergeschossern Platz finden.
Potsdam - Am Hauptbahnhof entsteht ein neues Geschäftsviertel. In dem Karree zwischen Babelsberger Straße, Bahnhofspassagen und Friedrich-List-Straße sollen mehrere Neubauten Platz für 30.000 Quadratmeter Büro- und Hotelfläche bieten. Es handelt sich um zwei verschiedene Projekte auf einer der letzten zentralen Freiflächen dieser Größe, an der Bahnstrecke im Blickfeld Tausender Pendler bei ihrer Ankunft in Potsdam.
Der Bearbeitungsstand ist unterschiedlich: Bei dem viergeschossigen Gebäude des Arztes und Leiters des Dialysezentrums, Jens Ringel, wird am 4. Dezember bereits Richtfest gefeiert. Nebenan plant die Nürnberger Firma Projekt Immobilien einen Komplex, dessen Bau derzeit beginnt, die Bagger stehen schon auf dem Baufeld.
Dialyse, Büros und ein Café
Bereits gut erkennbar sind die Konturen des künftigen Dialysezentrums mit Büro und Café neben dem schon bestehenden B&B-Hotel. Das Investorenpaar Ringel suchte nach einem neuen Standort für sein zu klein gewordenes Dialysezentrum auf dem Gelände des St.-Josefs-Krankenhauses. Dort ist das Zentrum in einem ehemaligen Krankenhaus-Container untergebracht. „Seit wir 2014 dort eingezogen sind, haben wir sehr viele ambulante Patienten hinzugewonnen“, sagte Ringel den PNN. Die Fläche am Potsdamer Hauptbahnhof ist sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, auch Parkplätze sind vorhanden, weitere sollen in der geplanten Tiefgarage entstehen. „Es ist ein großes Glück, dass wir dieses Gelände gefunden haben“, so Ringel. Wie viel er investiert, will er nicht sagen, zu Baubeginn war von einem zweistelligen Millionenbetrag die Rede. „Wir werden deutlich mehr Fläche haben, modern ausgestattet und auf dem neuesten technischen Stand“, wirbt der Arzt. Mit eigenem Labor, Schulungsräumen und Behandlungsplätzen für Hämo- und Bauchfelldialyse sowie Infektionspatienten. Im Zentrum werden pro Quartal 3000 Patienten behandelt.
Der Bau verzögerte sich um ein Jahr
Von 8000 Quadratmetern Fläche bekommt das Dialysezentrum 2000, der Rest wird vermietet. Bereits fest steht nach Ringels Angaben, dass dort der Landesverband des Jugendherbergswerks einzieht. Ebenfalls vergeben ist eine größere Fläche an einen Anbieter medizinischer Studien. Ringel sucht noch einen Betreiber für das geplante Café. Eine weitere Fläche ist noch frei – ein Arzt sprang wieder ab. Denn ganz reibungslos verlief der Bau nicht: Beim ersten Spatenstich im Herbst vor einem Jahr hieß es noch, der Bau solle bereits im Herbst 2019 fertig gestellt werden. Doch es gab Unstimmigkeiten mit dem Generalunternehmer, Ringel trennte sich von ihm. Die Suche nach einem neuen zog sich über Monate hin – die ins Land gingen, ohne dass weitergebaut wurde. Zwischen Juni und Dezember 2020, damit rechnet Ringel nach derzeitigem Zeitplan, können nach und nach die verschiedenen Teilflächen übergeben werden. Im Sommer soll auch das Dialysezentrum selbst umziehen. Eine „besondere logistische Herausforderung“, wie Ringel sagt: Da viele Patienten schwer krank sind und täglich zur Dialyse kommen, muss der Umzug innerhalb einer Nacht erfolgen.
Zwei Viergeschosser mit Hotel und Büros
Das zweite Projekt auf der Fläche, das sich Richtung Kreisverkehr an der Babelsberger Straße anschließt, ist noch deutlich größer. Insgesamt 21700 Quadratmeter Nutzfläche sollen in dem Komplex aus zwei Viergeschossern entstehen. Investor ist die Firma Project Immobilien, die derzeit auch 214 möblierte Studentenwohnungen im Bornstedter Feld baut und ein Bürohaus in Golm errichtet hat.
Die beiden Gebäude auf zwei angrenzenden Grundstücken sollen in zwei Bauabschnitten errichtet werden. „2022 kann der Neubau voraussichtlich bezogen werden“, teilte Unternehmenssprecherin Doris Walter auf Anfrage mit. Zur Investitionshöhe machte sie keine Angaben. Einziehen soll dort ein Hotel, 200 Zimmer der Marken Ibis budget und Ibis styles. Für 20 Jahre hat sich der Anbieter Tristar eingemietet. Dazu kommen Büroflächen, „die flexibel miteinander verbunden werden können“, wie Walter erläutert, um je nach Firmengröße verschiedene Flächen anbieten zu können. Ein Mietvertrag für fast 2500 Quadratmeter Bürofläche ist schon unterzeichnet, von wem, sagte Walter nicht.
Für Stefan Frerichs, Chef der Potsdamer Wirtschaftsförderung, ordnen sich die Projekte ein in den zunehmenden Bau von Gewerbeflächen durch Investoren. Vor etwa zwei Jahren habe ein Umdenken begonnen. „Bis dahin galt: Investoren interessieren sich nicht für Büros“, so Frerichs. Doch mit der Entwicklung von Gewerbeflächen im Wissenschaftspark Golm habe sich das geändert, so seine Lesart. Seither gebe es mehr Gewerbeprojekte von Investoren. „Golm hatte eine Vorbildwirkung“, glaubt er. Doch auch wenn das Angebot wachse, bleibe das Thema drängend. „Der Bedarf ist noch nicht gedeckt, wir dürfen nicht nachlassen.“