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So könnte es im neuen Kreativquartier bald aussehen.
© Visualisierung: Michels Architektenbüro

Kreativquartier an der Plantage in Potsdam: Neue Ideen und alte Bekannte

Für Potsdams neues Kreativquartier stehen die nächsten Entscheidungen bevor. Die architektonische Erscheinung wird klarer, beim Betrieb der Flächen könnte ein bekannter Akteur eine wichtige Rolle spielen. 

Potsdam - Lange wurde diskutiert, nun könnte es schnell gehen. Für Potsdams neues Kreativquartier auf dem Areal der alten Feuerwache stehen die nächsten Entscheidungen bevor. Noch bis zum 15. Dezember läuft die erste Stufe eines Auswahlverfahrens. So will der Investor, der Projektentwickler Glockenweiß, einen sogenannten Generalmieter finden, der die 8000 Quadratmeter geplante Fläche für die Kreativwirtschaft auf dem Areal an der Plantage betreibt.
Bis dahin sollen die Interessenten sich und ihre Referenzen vorstellen sowie ihr Vermietungskonzept darlegen. Das konkrete Bewerbungsverfahren beginnt danach. 

Voraussichtlich bis Mitte März müssen die Interessenten ein umfassendes wirtschaftliches Konzept inklusive einer Meitpreisvorstellung präsentieren. Außerdem müssen sie erklären, wie sie mit Gemeinschaftsflächen und Außenanlagen umgehen, welche Anforderungen sich an den Ausbaustandard der Gebäude ergeben. Möglich ist auch, dass sogar mehrere Betreiber zum Zuge kommen. Das lässt die Ausschreibung ausdrücklich offen. 

Stadt stellt Bedingungen

Klar ist schon jetzt: Ganz frei wird der künftige Generalmieter nicht sein. Denn wie berichtet sollen die Flächen für die Kreativen im Schnitt nicht mehr als 9 Euro pro Quadratmeter kosten. Das war die Bedingung der Stadt für die vergünstigte Abgabe des Grundstücks. Doch es gibt noch mehr Bedingungen: „Zur Sicherung der Vielfalt im Quartier wird eine Kuration installiert mit dem Ziel, die Nutzungsmischung und das Zusammenspiel im Kreativ Quartier übergeordnet zu steuern und den Betreiber unter anderem bei strategisch relevanten Fragen zu begleiten, wie zum Beispiel bei der Auswahl von Ankermietern“, heißt es in den Ausschreibungsunterlagen. 

Rechts im Bild ist der Lange Stall zu sehen.
Rechts im Bild ist der Lange Stall zu sehen.
© Visualisierung: Michels Architektenbüro

Zusätzlich werde ein Beirat installiert, der sich aus zwei Vertretern des Eigentümers, dem Kurator, einem Vertreter der Stadt Potsdam sowie einem Vertreter der Kultur- und Kreativwirtschaft zusammensetzt. Der Beirat soll in erster Linie die Belegung der mietpreisgebundenen Flächen durch den Generalmieter kontrollieren. Er soll jedoch auch als ein Teil der Interessenvertretung für das gesamte Quartier fungieren können. Wer diese Rollen genau übernimmt, ist bislang noch offen. Bis es soweit ist, muss zunächst noch eine formale Hürde genommen werden. 

Verkauf an Glockenweiß noch nicht über die Bühne

Denn die Stadt hatte sich zwar schon prinzipiell für eine Vergabe des gesamten Areals an Glockenweiß entschieden. Doch der Verkauf ist noch nicht über die Bühne. Mitte November war das Dialogverfahren zwischen Verwaltung, Politik und Kreativwirtschaft zur Entwicklung des Quartiers mit einem Beschluss des Konzepts für Bauten, Freiflächen und Nachhaltigkeit zu Ende gegangen. Noch vor Jahresende soll der Kaufvertrag unterschrieben sein. 

Der Bauantrag für den ersten Bauabschnitt, den Langen Stall, soll vorbereitet und bis März 2021 eingereicht werden, so dass dieser trotz aller Widrigkeiten termingerecht bis Herbst 2023 fertiggestellt werden kann, hieß es bei Glockenweiß. Im ersten Bauabschnitt sollen 4300 Quadratmeter Fläche entstehen – so viel wie jetzt im Rechenzentrum zur Verfügung steht. Dieses soll wie berichtet nach 2023 abgerissen werden soll, was allerdings hochumstritten ist und keinesfalls als sicher gilt. 

Die Präferenzen des Glockenweiß-Chefs

Spricht man mit Glockenweiß-Chef Christopher Weiß, schimmern schon ein paar Präferenzen durch. So wäre man beim Investor wohl nicht unglücklich, wenn zu den Interessenten für den Generalmieter auch die Stiftung SPI zählen würde, die nebenan das Rechenzentrum sei Jahren als Kreativhaus in öffentlichem Auftrag betreibt. „Wir hatten Kontakt“, sagte Weiß den PNN.

Glockenweiß-Chef Christopher Weiß.
Glockenweiß-Chef Christopher Weiß.
© Ottmar Winter

SPI habe viel Erfahrung im Umgang mit den Nutzern und die relevanten Themen. Auch bei SPI selbst will man eine Bewerbung nicht ausschließen. „Wir diskutieren das intern“, sagte der stellvertretende Leiter Andreas von Essen den PNN. Eine Entscheidung über eine Bewerbung sei noch nicht gefallen. „Es sind noch offene Fragen zu klären.“ Die direkte Zusammenarbeit mit einem privaten Investor wäre auch für die Stiftung Neuland. Grundsätzlich sehe man sich aber den Nutzern verpflichtet und werde sich weiter engagieren. 

Im Langen Stall ist ein großes Foyer geplant. 
Im Langen Stall ist ein großes Foyer geplant. 
© Visualisierung: Michels Architektenbüro

Wird an den Kulturschaffenden vorbei geplant?

Aus dem Kreis der künftigen Nutzer gibt es indes auch Kritik. „Die Sorge, dass hier möglicherweise an den Notwendigkeiten für Künstler und Künstlerinnen und Kulturschaffende vorbei geplant wird, konnte in wesentlichen Aspekten nicht ausgeräumt werden“, hieß es in einer Mitteilung der Vertreter der Kultur- und Kreativwirtschaft. Konkret geht es um fehlende Probenräume. 

Man erwarte von Stadt und Investor, dass spätestens mit dem ersten Bauabschnitt eine dauerhafte Lösung für die Bands gefunden wird. „Aktuell fehlen für schätzungsweise 200 bis 250 Musiker und Musikerinnen und Bands mindestens 80 Räume mit einer Nutzfläche von 2050 Quadratmetern.“ Außerdem solle das Kreativquartier nachhaltiger werden und beispielsweise Geothermie, Photovoltaik und Dachbegrünung einbezogen werden. 

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Kommt eine Kita auf das Gelände?

Auch für die restlichen Flächen – insgesamt sind es 18 400 Quadratmeter – hat Glockenweiß ein paar Ideen. „Eventuell möglich wäre eine Kita sowie studentischen Wohnen“, so Weiß. Auch frei vermietete Büros soll es geben. Mögliche Ankermieter seien aber noch nicht spruchreif, sagte Weiß auf Nachfrage. Es soll aber Interesse von Potsdamer Institutionen geben. Auch mit der Garnisonkirchenstiftung, die an der Breiten Straße derzeit den Kirchturm nachbaut, will sich Weiß austauschen. Es sei ja klar, dass der Turm Publikum anziehe. „Und wenn ein Teil davon dann auch zu uns kommt, kann da nur positiv sein.“ 

Wachsender Turm: Die Baustelle der Garnisonkirche in der Breiten Straße. 
Wachsender Turm: Die Baustelle der Garnisonkirche in der Breiten Straße. 
© Ottmar Winter

Vom Kirchturm aus zu sehen sein wird dann zuerst das sogenannten Townhouse – so wird das geplante Gebäude entlang der Werner-Seelenbinder-Straße genannt. Entstehen soll ein Riegel mit drei Vollgeschossen. Im Erdgeschoss ist Platz für öffentliche Nutzungen vorgesehen, beispielsweise Gastronomie und Einzelhandel. Die Fassade soll so strukturiert sein, dass die historische Parzellierung erkennbar wird. In der Mitte ist ein Eingang ins Innere des künftigen Kreativquartiers vorgesehen. In den Obergeschossen könnten Büros oder Appartements unterkommen. Wie genau die Flächen aufgeteilt werden, ist noch nicht klar.

+++ Hintergrund +++

Seit 2018 arbeitet die Stadt an dem Konzept für das Areal, das der in Potsdam wohnhafte Projektentwickler Christopher Weiß mit seiner Firma entwickeln will – für rund 85 Millionen Euro. In Potsdam ist Glockenweiß nicht unbekannt: Wie berichtet will das Unternehmen auch die frühere Traditionsgaststätte Klosterkeller in der Friedrich-Ebert-Straße umbauen. Langfristig soll dort ein Komplex aus kleinen Wohnungen und modernen Büros entstehen. Kurzfristig werden die Räumlichkeiten von der Bürgerstiftung genutzt. 

Noch aktiver war Glockenweiß bisher in Berlin. Ein gutes Dutzend Referenzprojekte werden auf der Webseite des Unternehmens vorgestellt, an denen Glockenweiß als Planer oder Projektmanager beteiligt war, Machbarkeitsstudien erstellte oder selbst als Bauträger einstieg. Eines der größeren ist der Bau von 2000 Wohnungen an der Landsberger Allee im Berliner Bezirk Lichtenberg, wo Glockenweiß das Projektmanagement übernommen hat. In Nauen stemmt Glockenweiß als Bauträger gleich die Entwicklung des 32 Hektar großen Bahnhofsviertels bis zum Jahr 2028

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