Karstadt im Stadtpalais schließt: Nach Karstadt-Aus: Stadt sucht Gespräche über Zukunft des Kaufhauses
Mit der Karstadt-Filiale in der Brandenburger Straße schließt Potsdams einziges Kaufhaus. Die Mitarbeiter wurden überrascht. Jetzt will OB Schubert mit Handelsvertretern sprechen.
Potsdam - Auf die am Freitag angekündigte Schließung der Potsdamer Karstadt-Filiale haben Stadtspitze, Politiker und Handelsvertreter gleichermaßen überrascht und bestürzt reagiert. „Die Entscheidung des Unternehmens bedeutet einen herben Verlust für Potsdam“, schrieb Potsdamers Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) in einer umgehend veröffentlichten Pressemitteilung. „Das Warenhaus in der Brandenburger Straße ist seit seiner Wiedereröffnung ein entscheidender Motor für die Entwicklung der Potsdamer Innenstadt.“
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Mario Tobias, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Potsdam (IHK), nannte die Schließung „eine Katastrophe für den Einzelhandelsstandort Potsdam“. Die Stadt, so Tobias weiter, „verliert damit ihren wichtigsten Magnetbetrieb“. Als „große Herausforderung für die Innenstadt“ bezeichnete Nils Busch-Petersen, Chef des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, das Aus für den Potsdamer Standort. Das sei ein Rückschlag für die Brandenburger Straße. Bärbel Schälicke, Vorsitzende der AG Innenstadt, sagte, der Weggang werde eine „ganz große Lücke“ hinterlassen. Sie sei von der Meldung völlig überrascht worden. „Ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, es ist das einzige Warenhaus der Größe hier, Potsdam ist eine Landeshauptstadt“, sagte Schälicke auf Anfrage. „Das hat mich echt umgehauen.“
Auch Oberbürgermeister Schubert äußerte Unverständnis darüber, dass gerade Potsdam betroffen ist. „Warum gerade Potsdam mit seit Jahren stark wachsender Bevölkerung, steigender Kaufkraft und stabil hohen Touristenzahlen auf der Streichliste steht, lässt sich schwer nachvollziehen“, so Schubert.
Die Potsdamer Filiale ist eine von insgesamt 62 Standorten deutschlandweit, die der Konzern Karstadt Galeria Kaufhof schließt. Damit reduziert die Warenhauskette die Zahl ihrer Filialen von 172 um knapp ein Drittel. Der Potsdamer Standort war nach mehrjährigem Leerstand infolge eines Brandes Mitte der 90er-Jahre und millionenschwerer Sanierung 2005 im Stadtpalais eröffnet worden. Karstadt kehrte damals an jenen Standort zurück, an dem das Unternehmen schon von 1931 bis in die DDR-Zeit ein Warenhaus betrieben hatte. Derzeit arbeiten etwa 100 Beschäftigte in der Filiale.
Passanten standen ratlos vor der Filiale
Die Mitarbeiter wurden am Freitag über die Schließung informiert. Die Filiale war am Nachmittag „wegen einer Betriebsversammlung geschlossen“, wie auf einem Schild zu lesen war. Kurz nach Ende Versammlung verspürten die Mitarbeiter, die aus dem Gebäude kamen, wenig Lust zu einer Stellungnahme: Zwei verließen wortlos den Mitarbeitereingang an der Jägerstraße, ein anderer äußerte sich hingegen vorsichtig optimistisch: „Ich glaube, es ist noch nicht ganz klar, vielleicht machen wir auch irgendwann wieder auf.“ Die Nachricht von der Schließung habe er nicht erwartet: „Das kam auf jeden Fall überraschend.“
Viele Passanten standen ratlos und enttäuscht vor den verschlossenen Türen des Kaufhauses: „Erst morgen wieder!“, rief ihnen ein Hausmeister von innen zu. Als die Kunden vom Grund für die Schließung erfuhren, reagierten sie unterschiedlich: „Das wäre schade“, sagte eine ältere Frau vor dem Haupteingang. Eine andere meinte: „Das tut mir überhaupt nicht Leid, ich habe dort nie bekommen, was ich brauchte.“ Ein Passant äußerte sich verwundert zu der Schließung: „Das wäre hart, das ist ja schließlich das größte Kaufhaus in der Innenstadt.“
In seiner Mitteilung vom Freitagnachmittag kündigte Oberbürgermeister Schubert an, dafür kämpfen zu wollen, dass das Stadtpalais ein Warenhaus bleibt. „Es ist mir wichtig, dass Händler und Stadt jetzt an einem Strang ziehen. Wir müssen gemeinsam mit allen zügig die nächsten Schritte beraten. Der Warenhaus-Standort in der Brandenburger Straße muss als Einkaufsmagnet für die Innenstadt erhalten werden“, sagt der Oberbürgermeister. Damit griff er gewissermaßen jenen Forderungen vor, die nach der Ankündigung von verschiedenen Seiten laut wurden. So nannte Götz Friederich, Kreisvorsitzender der CDU in Potsdam, den Freitag „ein schwarzer Tag für den Potsdamer Einzelhandel“ und forderte, man müsse nun alle Kraft darauf verwenden, um „so zeitnah wie möglich eine adäquate Neu-Ansiedelung zu realisieren“. Von Mario Tobias von der IHK hieß es, man müsse die Kräfte von Stadt, Gewerbetreibenden und Immobilieneigentümern bündeln und in die Erreichbarkeit investieren.
Schubert kündigte am Freitag an, ab Montag Gespräche mit Handelsvertretern führen zu wollen. Auch mit der Leitung des Potsdamer Karstadt-Hauses und dem Eigentümer des Stadtpalais’ habe er Kontakt aufgenommen. Ziel sei es zu überlegen, wie den Auswirkungen auf den lokalen Handel begegnet werden kann.