DDR-Kunst am Rechenzentrum: Mosaik mit Zukunft
Für den Erhalt des Mosaiks am Rechenzentrum gibt es wohl eine mögliche Finanzierung. Die Wüstenrot-Stiftung nahm das Kunstwerk in Augenschein. Allerdings gibt es Bedingungen.
Innenstadt - Eigentlich schien das Schicksal besiegelt: Mit dem Rechenzentrum sollte wohl auch das Mosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ nach 2023 von der Breiten Straße verschwinden. Außerdem zeigten sich an dem Kunstwerk von Fritz Eisel einige Schäden. Doch nun dürfte die Chance für einen Erhalt am Standort gestiegen sein: Denn mit der renommierten Wüstenrot-Stiftung steht möglicherweise auch ein Finanzier für die Sanierung des Kunstwerks bereit.
Nach PNN-Informationen trafen sich am Dienstag Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) und Philip Kurz, Geschäftsführer der Stiftung aus dem baden-württembergischen Ludwigsburg, am Rechenzentrum und nahmen das Kunstwerk gemeinsam in Augenschein. Das Rathaus bestätigte auf Anfrage ein Treffen, nannte aber keine Details zu den Gesprächsinhalten.
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Kurz bestätigt auf Anfrage, dass er sich das Kunstwerk am Dienstag angeschaut habe – und klingt geradezu euphorisch: „Das Eisel-Mosaik kommt definitiv in Frage für ein Engagement von uns – operativ und finanziell – sollte die Stadt Potsdam das wollen“, teilte er den PNN auf Anfrage mit. Die Stiftung besitze ein spezielles Programm, bei dem sie sich die baubezogene Kunst, die in der DDR entstanden ist, vorgenommen habe, so Kurz. „Und nun suchen wir weitere Beispiele und sind auf den wundervollen Fritz Eisel und sein Werk ,Der Mensch bezwingt den Kosmos’ gestoßen. Man sollte das Mosaik nicht einfach abnehmen und woanders hinbringen oder in ein Museum stellen.“
Faszination löst bei Kurz offenbar nicht nur das Kunstwerk selbst, sondern das ganze Areal und dessen Geschichte aus: „Zuerst die alte Garnisonkirche, dann die ,Tilgung der Symbole des Preußischen Militarismus aus dem Gedächtnis der Bürger der Stadt’, dann das Rechenzentrum mit dem Eisel und heute die Gleichzeitigkeit des Rechenzentrums und des Neubaus des Garnisonkirchenturms – wo kann man einen unserer gesellschaftlichen Grundkonflikte deutlicher sehen?“, so Kurz. Es wäre großartig, wenn aus dieser Gemengelage etwas Verbindendes entstünde.
Wüstenrot-Stiftung will kulturelles Erbe erhalten
Für die Stiftung wäre es nicht das erste DDR-Mosaik, das sie zu erhalten hilft. In Erfurt hatte die Wüstenrot Stiftung das Mosaik „Die Beziehung des Menschen zu Natur und Technik“ von Josep Renau, das seit 2008 unter Denkmalschutz des Landes Thüringen steht und sich im Eigentum der Stadt Erfurt befindet, als operativer Bauherr denkmalgerecht restauriert. Die Wüstenrot-Stiftung verfolge mit unterschiedlichen Projekten die Erforschung, Erhaltung und Sichtbarmachung von kulturellem Erbe in Deutschland, zu dem auch das kulturelle Erbe der DDR zählt, heißt es auf ihrer Webseite. „Obwohl sich auch dieses durch große schöpferische Leistungen auszeichnet, ist es durch fehlende Wertschätzung immer noch besonders gefährdet.“ So seien zahlreiche Wandbilder von Künstlern der DDR inzwischen entfernt, zerstört und längst in Vergessenheit geraten und deren hoher künstlerischer Wert werde zum Teil immer noch durch die Wahrnehmung der oftmals ideologischen Inhalte überdeckt.
Rechenzentrum müsste noch 20 Jahre lang stehen bleiben, fordert Stiftung
Allerdings hat die Stiftung für ihre Hilfe auch Bedingungen, die auch für ein Engagement in Potsdam gelten würden. So müsste das Kunstwerk nicht nur öffentlich zugänglich sein, sondern auch das Gebäude müsste für 20 Jahre Bestand haben. In ein paar Wochen, so Kurz, werde die Stiftung entscheiden, ob sie Potsdam ihre Hilfe anbiete. Es seien auch noch einige andere Kunstwerke in anderen Städten auf ihrer Liste. „Und, wenn ja, dann müsste man darüber sprechen, wie es in eine Instandsetzung des Rechenzentrums hineinpassen würde“, so Kurz.
Beim Verein Freundliche Übernahme Rechenzentrum ist man erfreut über das Interesse der Stiftung. Das zeige die Bedeutung des Mosaiks, sagte Vereinschef Hermann Voesgen den PNN. Das mögliche Engagement der Stiftung sei ein Signal für die Diskussion um den Erhalt des Gebäudes als ganzes. Denn der DDR-Bau hat nur noch eine Bestandsgarantie bis 2023. Ob er überhaupt erhalten bleiben kann, soll wie berichtet in einem mehrstufigen Verfahren unter Wahrung der Nutzerinteressen und der Eigentumsrechte geklärt werden. Das hatten die Stadtverordneten Anfang Juni beschlossen. Ein Teil des Rechenzentrums steht allerdings auf dem Grundstück der Garnisonkirchenstiftung.
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