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Musik auf der Baustelle. Für den Erweiterungsbau an der Gagarinstraße wurde am Dienstag der Grundstein gelegt – musikalisch untermalt von den Schülern Niklas Klemt, Ella Mathilde Waschke und Marlene Mieth.
© Andreas Klaer

Schulen in Potsdam: Montessori bis zum Schluss

Am Stern entsteht eine neue Montessori-Schule für mehr als 1000 Schüler. Sie wird bis zum Abitur führen.

Am Stern - Für das derzeit größte Schulbauprojekt Potsdams ist am Dienstag der Grundstein gelegt worden. Bis 2019 soll die jetzige „Pierre de Coubertin“-Oberschule einen Anbau erhalten und über 1000 Schüler und einen neuen Hort mit 225 Plätzen beherbergen. Allerdings ändert sich dann auch die Schulform: Statt einer Oberschule soll an dem Standort eine Montessori-Schule aufgebaut werden.

Diese ist gleich in mehrfacher Hinsicht eine Besonderheit. Nicht nur, dass Potsdam dann gleich zwei staatliche Montessori-Schulen haben wird – für Kommunen dieser Größe eine absolute Ausnahme, wie der künftige Gründungs- Schulleiter, Simon Friedrich-Raabe, sagte. Auch die Tatsache, dass die Schüler hier bis zum Abitur nach dem Montessori-Prinzip unterrichtet werden, ist selten in Deutschland. Tatsächlich gibt es bundesweit nur etwa 100 weiterführende Montessori-Schulen, von denen wiederum die meisten nur bis zur zehnten Klasse gehen. „Auf vielfachen Wunsch“ wird es in der neuen Schule am Stern auch eine Sekundarstufe II geben, so Friedrich-Raabe. Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 19 Jahren sollen hier künftig lernen.

Oberschüler und Montessori-Schüler teilen sich das Gebäude anfangs noch

Die bauvorbereitenden Maßnahmen laufen schon seit November 2016. Der Anbau soll im Frühjahr 2019 fertig sein, so der Chef des Kommunalen Immobilienservice (Kis), Bernd Richter, bei der Grundsteinlegung am Dienstag. Zum Beginn des Schuljahrs 2019/2010 soll er bezogen werden – von den ersten Montessori-Schülern und den dann noch verbliebenen Coubertin-Oberschülern. Denn sie müssen den Altbau vom Typ „Erfurt“ aus dem Jahr 1975 dann freimachen, da dieser saniert und umgebaut werden soll. Später soll auch ein Verbindungsbau zwischen Alt- und Neubau entstehen und der ganze Komplex von der Montessori-Schule genutzt werden. Ebenfalls geplant ist eine Vierfeld-Turnhalle, deren Fertigstellung bereits für 2018 vorgesehen ist. Parallel zur Altbausanierung ist auch die Gestaltung der Außenflächen geplant.

Die Coubertin-Oberschule nimmt diesen Herbst letztmalig Siebtklässler auf, die seit der Wende stark geschrumpfte Einrichtung soll dann sukzessive aufgelöst werden. Bis die letzten Coubertin-Schüler im Jahr 2020 ihren Abschluss machen, teilt sich die Oberschule, die derzeit noch von knapp 250 Schülern besucht wird, die Räumlichkeiten mit der neuen Montessori-Schule.

Schulleiter: Die Schule wird eine Bereicherung für den Statdteil

Diese nimmt 2018/2019 fünfzügig den Schulbetrieb auf - übergangsweise zunächst im Coubertin-Altbau. Die Montessori-Schule solle ein Ort sein, an dem die Schüler eigene Perspektiven entfalten und lernen, ihr eigenes Leben in die Hand zu nehmen, so Friedrich-Raabe. Er sei sicher, dass sie eine Bereicherung für den Stern und den angrenzenden Stadtteil Drewitz sei. „Wir sind ein Ort, der offen für die Welt ist und offen für die Welt macht.“

Friedrich-Raabe ist derzeit stellvertretender Schulleiter an der bereits bestehenden staatlichen Montessori-Schule in Potsdam-West und für den Aufbau der neuen Einrichtung am Stern zuständig. Ob er auch über die Gründung hinaus Schulleiter bleibt, ist noch unklar. Er werde sich aber auf den Posten bewerben, sagte Friedrich-Raabe den PNN.

Insgesamt wird die Schule letztendlich eine Nutzfläche von fast 9000 Quadratmetern haben, so der zuständige Architekt Hans-Martin Schmid vom Berliner Büro Ibus Architekten. Etwa zwei Drittel davon liegen im nun entstehenden Neubau, der auch das künftige Hauptgebäude sein wird. Neben den Klassen- und Projekträumen sollen dort auch eine Mensa und eine große Eingangshalle entstehen. Der viergeschossige Neubau werde sich optisch deutlich vom Altbau unterscheiden – auch nach der Sanierung, so Schmid. So wird er viergeschossig und damit etwas höher sein als die jetzige Coubertin-Oberschule. Außerdem soll er verklinkert und nicht wie der Altbau verputzt werden.

Im Neubau werden jeweils meherer Klassen zu "Dörfern" zusammengefasst

Die Tatsache, dass eine Montessori-Schule und nicht wie zunächst geplant eine „normale“ Gesamtschule an den Standort zieht, hatte auch Einfluss auf die Raumgestaltung im Inneren. So werden jeweils fünf bis acht Klassen unterschiedlicher Jahrgangsstufen in sogenannten Dörfern zusammengefasst, wie Friedrich-Raabe erklärte. Jede dieser Einheiten soll einen eigenen Gemeinschaftsraum für Kunst, Musik und Werken sowie eine Küche als „Dorfzentrum“ erhalten. So wolle man versuchen, die Schule trotz ihrer Größe überschaubar zu gestalten, so der Pädagoge.

Rund 35 Millionen Euro gibt der Kis für die Schulerweiterung in den kommenden Jahren aus. Insgesamt beträgt der Kis-Etat für das laufende Jahr 70,1 Millionen Euro, so Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bei der Grundsteinlegung. 44,2 Millionen Euro davon fließen in den Schulbereich. Diese Investitionen seien dringend erforderlich, weil der Bedarf an Schulplätzen rapide wachse.

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