Potsdam: Auslaufmodell Oberschule
Potsdams Grundschüler wollen verstärkt an Gymnasien – und auch die Gesamtschulen verzeichnen weiter großen Zulauf
Potsdams Gymnasien erleben einen Ansturm wie seit Jahren nicht mehr: Aktuell wollen rund 80 Bewerber mehr an solche Schulen, als es Plätze gibt – im vergangenen Jahr lag der Unterschied zwischen Planung und Wirklichkeit noch bei rund 20 Interessenten. Zugleich gibt es rund 50 Gesamtschulplätze weniger als gewünscht. Kaum nachgefragt werden aber weiterhin die Oberschulen. Diese Trends kristallisieren sich aus dem aktuell laufenden Ü7-Verfahren heraus, also dem Übergang von der Grundschule in die Sekundarstufe. Die Zahlen des zuständigen Schulamts liegen den PNN vor.
Ungebrochen ist demnach auch der Trend, dass heutige Grundschüler aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark an einer weiterführenden Schule in Potsdam unterrichtet werden wollen – in diesem Jahr sind das rund 200. „Wir werden sehen, wie viele von diesen Schülern tatsächlich nach Potsdam kommen können“, sagte der zuständige Schulrat Eckhard Dörnbrack vom Staatlichen Schulamt Brandenburg/Havel.
Entschieden wird bis Anfang Juni. Beim Ü7-Verfahren hat jeder Grundschüler einen Erst- und einen Zweitwunsch für eine weiterführende Schule, den er beim Schulamt abgeben muss. Bislang wurden die Erstwünsche ausgewertet. Die beliebtesten Schulen sind laut Statistik dabei zum wiederholten Mal die Voltaire-Gesamtschule in der Innenstadt mit 191 Anmeldungen sowie das Humboldt-Gymnasium in der Teltower Vorstadt mit 159 Bewerbern – bei jeweils 78 Plätzen. Es folgt die Lenné-Gesamtschule in Zentrum-Ost, in die 142 Schüler wollen, die sich um 102 Plätze streiten müssen. In solchen Fällen führen die Schulen ein Auswahlverfahren durch. Die Schüler, die dabei leer ausgehen, können dann hoffen, dass ihr Zweitwunsch berücksichtigt wird. Wenn aber auch diese Schule bereits voll ist, wird laut Schulrat Dörnbrack Anfang Juni den Schülern eine andere Schule zugewiesen.
Dann werde auch erst klar sein, wie sich die besagte starke Nachfrage für die Gymnasien konkret auswirke. „Notfalls müssten wir noch irgendwo eine Klasse extra eröffnen“, sagte Dörnbrack. Allerdings sei es erfahrungsgemäß so, dass nicht jeder Schüler, der zu Beginn des Ü7-Verfahrens ein Gymnasium als Wunschschule angebe, letztlich auch die Eignung dafür nachweisen könne. Dazu fände ein Probeunterricht an den Gymnasien statt – und an dieser Hürde würden erfahrungsgemäß einige Bewerber scheitern.
Unklar ist bisher auch, wie viele Interessenten notfalls auch an private Schulträger gehen würden. Laut Dörnbrack verzeichne etwa das freie Schillergymnasium in Drewitz lediglich 19 Anmeldungen. „Daran und an anderen Zahlen der privaten Träger sieht man, dass – mit Ausnahme des evangelischen Gymnasiums auf Hermannswerder – die freien Schulen in Potsdam nicht so nachgefragt werden, wie sich das manchmal auch Politiker wünschen.“ Er spielte damit auch auf die Debatte zur Finanzierung neuer Schulen in Potsdam an, bei der vor allem CDU und FDP darauf drängen, private Schulbetreiber stärker in die Pflicht zu nehmen.
Dörnbrack sagte auch, wie in den vergangenen Jahren würden wohl mangels Platz einige Schüler, die eine Gesamtschule besuchen wollen, einer Oberschule zugewiesen werden: „Es geht letztlich um das Bildungsziel, das die Schüler anstreben – und die Fachoberschulreife lässt sich auch an der Oberschule erreichen.“ Doch diese Schulform hat es weiter schwer: Demnach wollen lediglich 112 Teenager an die vier Oberschulen – bei 225 Plätzen. Einzig die Montessori-Oberschule in Potsdam-West mit ihrem besonderen Profil verzeichnet neun Anmeldungen mehr als die vorhandenen 46 Plätze. Schlusslicht ist die Kollwitzschule in der Brandenburger Vorstadt mit nur 16 Anmeldungen. Stadtsprecherin Christine Weber sagte, die Zahlen zeigten, dass angesichts des Bedarfs die geplante Umwandlung der Coubertin-Oberschule am Stern in eine Gesamtschule der richtige Weg sei. Zu den Verlierern bei den Gesamtschulen zählt die Steuben-Schule im Kirchsteigfeld, die nur auf 82 Interessenten bei 130 Plätzen kommt.
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