Tourismus in Potsdam: Mittelmaß mit schlechten Aussichten
Der Tourismusbericht verkündet Rekordzahlen für 2019 und starke Einbrüche wegen Corona in 2020. Doch im Vergleich mit anderen Städten hat Potsdam einiges aufzuholen.
Potsdam - Sie sind begehrte Reiseziele, und sie bieten eine Vielzahl von historischen Sehenswürdigkeiten: 17 deutsche Städte haben sich zur Werbegemeinschaft „Historic Highlights of Germany e.V.” zusammengeschlossen. Potsdam gehört dazu. In den jetzt im Tourismusbericht der Stadt für 2019 vorlegten Rankings der Städteallianz belegt die Landeshauptstadt trotz einzelner Rekordwerte zumeist aber nur mittlere Plätze.
2019 war ein Topjahr für den Tourismus in Potsdam. Bereits zum achten Mal, so bilanziert es der Bereich Statistik und Wahlen der Stadtverwaltung, sei die Millionengrenze mit 1,3 Millionen Übernachtungen „deutlich überschritten” worden. Die Bettenauslastung stieg um 2,8 Prozent erstmalig auf den Rekordwert von 57,4 Prozent, die der ankommenden Gäste um 2,6 Prozent auf 564.259. Die meisten, jeweils mehr als 55 000, besuchen die Stadt in den Monaten Mai bis September.
Die Pandemie allerdings sorgt in diesem Jahr für eine bittere Bilanz. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte, wie berichtet, bereits Anfang März eine „Delle” bei Besucher- und Übernachtungszahlen befürchtet. Corona hat aus der Delle ein tiefes Loch werden lassen: Im ersten Halbjahr sank die Zahl der Übernachtungen nach Angaben der Statistiker auf 176.461 Übernachtungen, ein Rückgang von 28 Prozent. Im zweiten Quartal fiel die Zahl auch wegen des Lockdowns um 77 Prozent auf 86 542.
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Der Tourismusbericht offenbart Stärken und Schwächen der Branche an der Havel, vor allem im Vergleich zu den 16 Partnern des Verbunds. Alle sind wie Potsdam in ihrem touristischen Angebot stark kulturtouristisch ausgerichtet, fast alle sind Welterbestätten der Unesco: in Rheinland-Pfalz gehören etwa Trier mit der Porta Nigra und Mainz mit dem Gutenberg-Museum und dem Mater Magna-Heiligtum dazu. Auch die Hansestadt Lübeck mit dem Holstentor zählen zu dem, was die Unesco der Nachwelt vererbt wissen möchte.
Im Vergleich mit den 16 übrigen Städten mit „Historic Highlights” gibt es gute, mittelmäßige und schlechte Ergebnisse für die Stadt an der Havel, wobei die Zahlen für 2019 in den übrigen Kommunen anders als in Potsdam noch nicht vorliegen. 2018 also führte das grenznahe Freiburg das Ranking der Gästezahl mit 881.280 vor Bonn (853 501) und Rostock (818.282) ) mit knappem Vorsprung an, Potsdam belegte mit 550.173 Gästen damals den zehnten von 17 Plätzen.
Mit 1.277.928 Übernachtungen reichte es für die Landeshauptstadt hinter dem Gruppensieger Rostock mit mehr als 2,1 Millionen Übernachtungen und anderen nur für den siebten Rang.
Wenig Betten, wenig ausländische Gäste
Ein Grund mag sein, dass die Zahl der Gästebetten in Potsdam mit 6086 nicht einmal halb so groß war wie in Rostock (14 958). Für die brandenburgische Landeshauptstadt reichte es auch in dieser Disziplin nur für den neunten Rang. Die Zahl der Übernachtungen von ausländischen Gästen betrug 2019 in Potsdam 10,2 Prozent. In grenznahen Städten wie Heidelberg (32,7), Freiburg (32,6) und Aachen (33,2) waren es laut der Zahlen von 2018 wohl allein wegen ihrer geografischen Lage mehr als dreimal so viele.
Nicht nur Potsdamer wissen um die Vielzahl der Attraktionen ihrer Stadt. Der stärkste Publikumsmagnet war im vergangenen Jahr das erst 2017 eröffnete Museum Barberini des Potsdamer Mäzens Hasso Plattner mit 392.497 Besuchern. Am Einlass zum Schloss Sanssouci zählten die Pförtner 334.759 Gäste, 5,4 Prozent mehr als im Vorjahr, was auf Platz zwei der Potsdamer Highlights führte. 305.232 wollten den Filmpark Babelsberg kennenlernen, ein leichtes Plus von 1,7 Prozent. 171.563 zog die Biosphäre an, 147.954 staunten im Neuen Palais, 141.076 in einem weiteren Magneten, dem Schloss Cecilienhof.
In der Spitzengruppe ohne Strand
Dass Potsdams Besucher das übergroße Angebot an Sehenswürdigkeiten schätzen, wird ebenfalls in Städtevergleich sichtbar: Die Reisenden bleiben hier gern länger als an anderen Orten. Mit der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 2,3 Tagen nimmt die Landeshauptstadt eine Spitzenposition ein. Nur Lübeck (2,4 Tage) und Rostock (2,6 Tage) werden länger besucht.
Das, so bringt es der Statistische Informationsdienst der Stadt ins Lot, liege daran, dass Lübeck mit dem Ostseebad Travemünde sowie Rostock und mit Warnemünde als Einheit erfasst werden – und in den Sommermonaten „nicht nur Städtereiseziele, sondern auch Stranddestinationen sind”.
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