Extavium in Potsdam: Mitmach-Museum droht das Aus
In den kommenden Tagen sollte das Mitmach-Museum Extavium den Filmpark Babelsberg verlassen und neue Räume in der Innenstadt beziehen. Doch wegen hoher Kosten könnte das ganze Projekt scheitern.
Potsdam - Eigentlich war alles in die Wege geleitet. Nach dem Aus für das Potsdamer Mitmach-Museum Extavium am Standort im Filmpark Babelsberg erhielt das Extavium die Zusage für neue Räume in der Straße Am Kanal. Der Umzug beginnt Mitte April, Anfang Juni soll es dann in dem neuen – deutlich kleineren – Domizil weitergehen. Doch jetzt stellt Kurator und Extavium-Mitbegründer Axel Werner das gesamte Projekt in Frage. Grund dafür sind die strengen Auflagen beim Brand- und Lärmschutz für die Nutzung der ehemaligen Ladenfläche in der Innenstadt und der damit verbundene Sanierungsbedarf.
100.000 Euro für neues Domizil
Auf rund 100.000 Euro schätzt Werner die Kosten, damit das neue Domizil überhaupt genutzt werden könne. Geld, das das Museum nicht hat. „Wir leben seit Jahren von einem Monat zum anderen“, sagte Werner den PNN. Allein der Einnahmeausfall in der Zeit des Umzugs zwischen April und Juni sei gar nicht abzufangen. „Ich habe keine Chance, Kapital aufzubauen“, fügte er hinzu. Zwar seien die vergangenen Wochen vor Ostern am alten Standort im Filmpark sehr gut gelaufen, weshalb es einen kleinen Puffer gebe. Länger als bis Anfang Juni könne er den Ausfall an Einnahmen aber nicht kompensieren. „Dann brauche ich gar nicht erst anzufangen.“
Hinzu kommt die Sanierung, die Werner noch im vergangenen Jahr als lösbar bezeichnet hatte. Genau könne er die Kosten noch nicht beziffern, da die benötigten Gutachten für den Schall- und Brandschutz in dem Gebäude erst in der kommenden Woche vorliegen. Allerdings sei klar, dass hier Umbauten vorgenommen werden müssten. Auch müsse die gesamte Elektrik in dem Laden, in dem zuvor eine Videothek untergebracht war, erneuert werden. Sie stamme wohl aus den 1950er-Jahren, betonte Werner. „Eigentlich brauche ich das Geld von der Stadt, um die Auflagen der Stadt zu erfüllen.“
Extavium braucht schnelle Hilfe
Und die Finanzspritze müsste schnell kommen. Werner will Mitte Mai über die Zukunft des Extaviums entscheiden. „Wenn ich da nicht sehe, wie es weitergeht, muss ich die Mitarbeiter entlassen. Und dann war’s das“, betonte er. 150.000 Euro bräuchte er, um den Umzug insgesamt zu überstehen. Ein entsprechender Antrag der Grünen-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung fand aber zuletzt keine Mehrheit.
Werner betonte, dass die Stadt durchaus bemüht sei, dem Extavium zu helfen. So sei eine Sponsoring-Vereinbarung über 50.000 Euro in diesem Jahr mit den Potsdamer Stadtwerken getroffen worden. „Aber ich kann das nur solange machen, wie ich zahlungsfähig bin“, sagte er. Ansonsten müsse er eben zumachen. Die Stadt entscheide, ob sie das Extavium wolle oder nicht. Dann müssten aber auch zwei Dinge folgen: Ein geeigneter Standort und eine Grundfinanzierung, denn die Unterbringung im ehemaligen Laden ist nur als Übergangslösung gedacht. Eine Stadtsprecherin konnte sich am gestrigen Mittwoch nicht weiter dazu äußern, ob und wie die Stadt sich möglicherweise für das Extavium engagieren wird.
Keine Bank werde ihm Geld dafür geben
Zurückhaltend bewertete hingegen der Noch-Hauptgesellschafter und Filmpark-Chef Friedhelm Schatz die aktuelle Lage. Werner habe das Extavium für einen symbolischen Euro bekommen. Auf die Rückzahlung eines Darlehens über 500.000 Euro verzichte er, genauso wie auf das gesamte Inventar, sagte Schatz den PNN. Das habe ihn fast eine Million Euro gekostet. „Dafür will ich kein Geld haben.“ Gerne unterstütze er das Extavium bei den Behörden und in Gesprächen. Mehr könne er nicht tun, betonte der Filmparkchef. Auch habe er den Eindruck, dass das bislang in der Caligari-Halle im Filmpark untergebrachte Extavium auf einem guten Weg und die Schwierigkeiten lösbar seien. Bislang hielt Schatz 80 Prozent der Anteile an der EPS Edutainment Projects Services GmbH, die das Mitmach-Museum betreibt. Er riet, einen neuen Partner zu suchen, etwa aus Industrie oder der Wissenschaft. Auch eine Anschubfinanzierung über Banken ist für Schatz ein denkbarer Weg. Dies schloss Werner aber aus. Einen Kredit könne er aus den Einnahmen gar nicht tilgen, betonte er. Keine Bank werde ihm dafür Geld geben.
Unterstützung erhält das Museum von der Grünen-Fraktion im Stadtparlament. „Wir bemühen uns darum, zumindest ein paar der Steine zur Seite zu räumen“, sagte Fraktionschef Peter Schüler. So könne möglicherweise Pro Potsdam als Vermieter der neuen Immobilie in der Innenstadt „Entgegenkommen zeigen“. Auch müsse der Druck auf Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) erhöht werden, etwas für das Extavium zu tun. Die Grünen gehören der Rathauskooperation gemeinsam mit CDU/ANW, SPD und Potsdamer Demokraten an.
Als Nachfolger für den Gesellschafter Filmpark sieht Schüler vor allem die Potsdamer Wissenschafteinrichtungen in der Pflicht. Er nannte dabei das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ), die Max-Planck- und Fraunhofer-Gesellschaften sowie die Universität Potsdam. Extavium-Kurator Werner will nun auf Werbetour gehen. In den kommenden Wochen suche er Unterstützer und Spender, sagte er. Auch sei er dankbar für Handwerker, die ehrenamtlich bei den Sanierungsarbeiten helfen könnten.
Lesen Sie weiter: Kommentar über die Zukunft des Extaviums - Die Stadt muss sich entscheiden, ob sie das Extavium halten will >>
Stefan Engelbrecht
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