Wissenschaftsmuseum: Extavium muss raus
Das Wissenschafts-Mitmachmuseum "Extavium" muss aus der Caligarihalle ausziehen. Museumschef Axel Werner will mehr städtisches Geld - und in die Innenstadt
Das Extavium in der Caligarihalle wird Ende Februar vorerst geschlossen. Die Caligarihalle werde dann wieder fester Bestandteil des Babelsberger Filmparks, sagte Filmpark-Chef Friedhelm Schatz den PNN. Am 28. Februar ist der letzte Tag für das Experimentiermuseum. „Dieser Termin ist gesetzt“, so Schatz weiter. Der Filmparkchef zieht sich zugleich als Mehrheitseigentümer am Extavium zurück. Museumskurator und Geschäftsführer Axel Werner wird somit alleiniger Gesellschafter der Betreibergesellschaft des Extaviums.
Schatz will diesen Schritt nicht als Rauswurf verstehen. „Es ist ein wunderbares Projekt. Ich habe mich sechs Jahre dafür engagiert.“ Nun werde es einfach Zeit, das Unternehmen auf ein höheres Level zu heben, so Schatz. Die Suche nach einem neuen Standort will er unterstützen. Mit Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) habe es bereits Gespräche gegeben. Das bestätigte am Mittwoch auch Rathaussprecher Stefan Schulz den PNN.
Die Entscheidung für den Auszug kam für alle Beteiligten also nicht überraschend. Auch der Extavium-Gründer Axel Werner wusste, dass dieser Tag kommt. Ein bisschen wehmütig ist er schon: „Die Kooperation mit dem Filmpark war ein Garant dafür, dass das Extavium funktioniert.“ Hätte sich der Filmpark wie ein Vermieter verhalten, wären monatlich 15 000 Euro Mietkosten angefallen, vermutet er.
Dennoch hat sich Werner seit Langem eine zentralere Lage gewünscht. Der Standort sei ein Problem, die Caligari-Halle befindet sich am hintersten Ende des Filmparks und es fehle einfach die Laufkundschaft, so der Extavium-Leiter. 50 000 Besucher kommen jährlich, 100 000 seien potenziell aber möglich, schätzt Werner. Diese Besucherzahlen seien aber nur an einem zentralen Ort machbar.
Der neue Standort könnte, stellt sich Werner vor, zwischen Hauptbahnhof, Brandenburger Straße und Sanssouci liegen. Denkbar sei auch die Halle des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks in der Nähe des Hauptbahnhofs, das dem privaten Wohnungsunternehmen Semmelhaack gehört. Für den Neustart brauche das Experimentiermuseum laut Werner neben dem neuen Standort allerdings auch Geld: Eine Grundfinanzierung sei nötig, damit der Betrieb weitergehen kann. „Eine institutionelle Förderung gibt es bislang nicht“, klagt er.
Stadt und Land hätten sich seit der Eröffnung insgesamt mit 75 000 Euro beteiligt - das entspreche 20 Euro pro Tag. Laut Werner seien mindestens 150 000 Euro Zuschuss pro Jahr nötig, sofern am neuen Standort keine Miete gezahlt werden muss. Fiele Miete an, müsse laut Werner sogar mit 300 000 Euro gerechnet werden. Auch der Umzug werde Geld kosten, „sogar wenn es ideal laufen sollte“. Für den Neustart müsse mindestens ein Monat eingeplant werden. Ein nahtloser Übergang des Geschäftsbetriebs sei schon deshalb nicht möglich, da das Extavium den Besuchern auch am letzten Tag in der Caligari-Halle die volle Experimentiervielfalt bieten möchte. Ein halb abgebautes Mitmachmuseum komme für die Betreibergesellschaft, die derzeit 20 Mitarbeiter beschäftigt, nicht infrage.
Axel Werner sieht jetzt Handlungsbedarf bei der Stadt und macht seine Position deutlich. „Gibt es keinen neuen Standort und keine Grundfinanzierung, dann wird es in Potsdam kein Extavium mehr geben“, sagte er. Die Stadt ist bislang aber nur bereit, die Suche nach neuen Räumlichkeiten zu unterstützen. Von einer so hohen finanziellen Beteiligung könne noch nicht die Rede sein, erklärte Rathaussprecher Stefan Schulz.
In der Stadtpolitik herrscht indes übergreifend Einigkeit, das Extavium zu erhalten. Gegenüber den PNN äußerte sich der Stadtfraktionschef der Linken, Hans-Jürgen Scharfenberg, optimistisch, dass sich eine Lösung finden werde: „Das Extavium hat sich in der Stadt einen Platz verschafft, der nicht leer bleiben soll.“ Zudem will sich Scharfenberg für eine dauerhafte Lösung in der Innenstadt einsetzen, könne sich aber auch die Schiffbauergasse als neuen Standort für das Experimentierhaus vorstellen.
Eine ganz andere Idee hat die Potsdamer CDU: Die Biosphäre könne als Extaviumsstandort möglicherweise Synergieeffekte schaffen, vermutet CDU-Kreischef Matthias Fincken. Die SPD bedauert die derzeitige Entwicklung, wolle die Situation aber erst einmal bewerten, so der Potsdamer SPD-Fraktionschef Mike Schubert. Möglicherweise müsse überlegt werden, mit verschiedenen Partnern zu einer Lösung zu kommen, so Schubert. Wie das genau aussehen soll, ließ er allerdings offen.
Axel Werner freut sich über die Debatte. Die CDU-Idee, die Tropenhalle zu nutzen, gefällt ihm aber nicht. Sie sei zu dezentral gelegen und für eine Parallelnutzung ungeeignet. „Die Experimente würden in der tropischen Luft nicht funktionieren und die Technik kaputtgehen.“
Björn Stelley
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