Architektonischer Dialog: Minsk-Schau in Minsk
Eine Ausstellung im weißrussischen Minsk widmet sich der Geschichte des Potsdamer Terrassenrestaurants. Ein Teil der Ausstellung findet wiederum in einem Café statt, das einst den Namen der brandenburgischen Landeshauptstadt trug.
Potsdam - Im einstigen Restaurant Minsk wird bald DDR-Kunst aus der Sammlung von Hasso Plattner zu sehen sein – währenddessen läuft schon seit Samstag im ehemaligen Restaurant „Potsdam“ im weißrussischen Minsk eine Ausstellung, die sich mit der Geschichte des Terrassenrestaurants in der brandenburgischen Landeshauptstadt beschäftigt.
„Ich hatte die Idee für das Projekt letztes Jahr, als die Diskussion um den Abriss so große Wellen schlug“, sagt die Berliner Architekturhistorikerin Oxana Gourinovitch, die die Ausstellung mit dem Künstler Uladzimir Hramovich und dem Goethe-Institut in Minsk organisiert hat. Sie soll den „architektonischen Dialog“ zwischen beiden Städten und die Bemühungen zum Erhalt des Minsk beleuchten.
Ein Gericht namens "Sanssouci"
Ein Teil der Ausstellung wird im Grand Café in Minsk stattfinden, dem ehemaligen Restaurant Potsdam, das 1971 als Gegenstück zum Restaurant Minsk in der belarussischen Hauptstadt eröffnet wurde und deren Innenräume komplett von ostdeutschen Künstlern unter künstlerischer Leitung des Potsdamer Grafikers Werner Nerlich und der Architektin Ingrid Bathe gestaltet wurden.
„Viele erinnern sich heute noch an ‚Sanssouci‘, wie das leckere Gericht vom Chefkoch hieß“, heißt es in der Ankündigung des Goethe-Instituts. Im Grand Cafè sollen vor allem großformatige Fotos aus dem Nachlass von Werner Nerlich zu sehen sein, die die damalige Gestaltung des Restaurants zeigen.
In einer Minsker Galerie werden zudem einige Kunstwerke gezeigt, etwa eine Friedenstaube aus Kupfer oder ein Gipsrelief mit einer „Potsdamer Venus“, die einst für die Dekoration der Wände im Restaurant Potsdam produziert wurden.
Zudem wird die Ausstellung von drei Vorträgen und einem Dossier im Minsker Stadtmagazin „Citydog“ begleitet. Am 20. November findet ein virtueller Abend mit den beteiligten Künstlern aus Minsk und Potsdam sowie den deutschen Aktivisten von „Re:vive Minsk“ statt, die maßgeblich zur Rettung des Gebäudes beigetragen haben. Über welche Plattform dies stattfinden soll, ist noch unklar.
Mehr Sensibilität gegenüber dem sozialistischen Architekturerbe
Oxana Gourinovitch, die selbst aus Minsk stammt, hofft, dass das Projekt die Einwohner der belorussischen Hauptstadt etwas sensibler gegenüber ihrem sozialistischen Architekturerbe macht. „Minsk hat sehr viel Architektur aus dieser Zeit bewahrt“, sagt sie. Jedoch wurde durch den wirtschaftlichen Aufschwung in den letzten fünf bis zehn Jahren immer mehr abgerissen. „Es gibt erstaunlich wenig Diskussionen darüber“, so Gourinovitch.
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Sie freue sich, dass die Schau trotz der schwierigen politischen Lage in Belarus und der Corona-Pandemie zustande gekommen ist. „Die Repressionen hier sind wirklich stark“, sagt sie. So war zum Beispiel ein Mitarbeiter des Ausstellungs-Teams verhaftet worden und hatte sich in der Zelle mit Corona angesteckt.
Mittlerweile geht es ihm wieder gut, aber nach seiner Rückkehr musste das ganze Team in Quarantäne weiterarbeiten. Ein beteiligter Künstler aus Minsk musste für eine Zeitlang sogar das Land verlassen, sagt Gourinovitch. „Ich finde es mutig, dass das Goethe-Institut das trotzdem durchzieht“, sagt sie. Die Ausstellung läuft bis zum 28. November.
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