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Schmuckkästchen. So soll es zwischen Landtag und Nikolaikirche in wenigen Jahren aussehen. Visualisierung: Sanierungsträger Potsdam
© Visualisierung: Sanierungsträger Potsdam

Entscheidung zum Umbau der Potsdamer Mitte: Mehr Wohnungen hinter zurückhaltender Fassade

Die Jury für die Potsdamer Mitte hat entschieden: Nun stehen die Entwürfe für alle Grundstücke am Alten Markt fest. Dabei ging es nicht nur um die Fassaden.

Potsdam - Jetzt sind sie komplett. Für alle neun Grundstückslose am Alten Markt stehen nun die Entwürfe fest. Damit ist klar, wie es in Potsdams Wohnzimmer künftig aussehen wird: Architektonische Spannungen oder gar Brüche werden vermieden. Die barocken Leitfassaden werden den Platz dominieren.

Am Donnerstagabend hatte  die Auswahlkommission, in der externe Experten, Stadtverordnete sowie Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) und Sanierungsträgerchef Bert Nicke saßen, über die vier neu vorgelegten Entwürfe der Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 (PWG) beraten. Es ging um das Bebauungs- und Nutzungskonzept für die Parzelle Schloßstraße 1-3. Das ist das Grundstück neben der prominenten Ecke zwischen Landtag und Nikolaikirche - also neben dem Knobelsdorffhaus.

Die Wahl fiel auf einen Entwurf des Berliner Architektenbüros Springer, nach dessen Entwurf auch der Plögersche Gasthof an der Ecke zum Steubenplatz wieder aufgebaut werden soll. Im Entwurf für die Schloßstraße 1-3 gibt es hingegen eine gewisse Distanzierung zum letzten historischen Vorläufer. Das dort bis 1945 stehende wuchtige Gebäude war das größte im ganzen Karree. Künftig soll es etwas zurückhaltender daherkommen.

Niedrigere Traufhöhe, mehr Wohnungen

Der Entwurf zeichne sich durch seine feine Differenzierung in der Fassade aus sowohl horizontal als auch vertikal, hieß es am Freitag bei der Vorstellung des Ergebnisses vor Pressevertretern im Rathaus. Ein entscheidender Punkt sei auch gewesen, dass der Entwurf als einziger eine niedrigeren Traufhöhe aufweise als das benachbarte Knobelsdorffhaus, sagte Sanierungsträgerchef Bert Nicke. Zum Alten Markt hin erweckt der Entwurf den Eindruck, dass das Gebäude nur zwei Obergeschosse besitze. Ein drittes versteckt sich darüber hinter niedrigeren Fenstern, dazu kommt das Dachgeschoss. Das Knobelsdorffhaus bleibe so die unumstrittene Dominante. 

Auch im Inneren sind mit der Entscheidung ein paar Änderungen verbunden. "Wir haben den Anteil der Büroflächen reduziert", sagte Matthias Pludra, Vorstandssprecher der Potsdamer Wohnungsbaugenossenschaft 1956. Statt wie geplant 16 Wohnungen soll es nun 18 geben. Dabei soll es sich um Drei- und Vierzimmerwohnungen mit 80 bis 100 Quadratmetern Wohnfläche handeln. Davon sollen 14 zu Preisen vermietet werden, die zehn Prozent unter dem Mietspiegel liegen. Nach dem im August vorgelegten aktuellem Mietspiegel würde das einer Kaltmiete von rund 9 Euro pro Quadratmeter entsprechen - Tendenz steigend. Im Erdgeschoss sind wie gehabt Gewerbeflächen und gastronomische Angebote vorgesehen. 

Beim Sanierungsträger ist man mit dem Ergebnis zufrieden. "Das Resultat überzeugt und ist auch ein Ergebnis der intensiven Diskussion in der Auswahlkommission", so Nicke. Nun sollen die Entwurfsplanung erarbeitet werden. Anfang nächsten Jahres erwarte man den Bauantrag. Mitte 2019 könnte dann mit dem Hochbau begonnen werden. 

80 Prozent der Flächen für Genossenschaften

Im Block 3, dem Karree zwischen Friedrich-Ebert-Straße, Schloßstraße, Altem Markt und der künftigen Schwertfegerstraße sollen rund 80 Prozent des Flächen von Potsdamer Wohnunggenossenschaften bebaut werden. Dazu gehören nun auch alle vier Eckgrundstücke mit den repräsentativen Leitfassaden. 

Dass die Genossenschaft überhaupt zum Zuge gekommen war, lag am Ausstieg eines anderen Investors. Wie berichtet hatte für das Gelände, zu dem auch das historisch korrekt aufzubauende Knobelsdorffhaus an der Ecke am Alten Markt gehört, zunächst der Hamburger Projektentwickler Rockstone den Zuschlag bekommen, er war dann aber zurückgetreten. Die PWG war in der ersten Runde im März trotz eines guten Nutzungskonzepts noch unterlegen, weil Rockstone einen besseren Gestaltungsvorschlag gehabt habe, wie es am Freitag hieß. Für das Knobelsdorffhaus stand die barocke Fassadengestaltung fest, für das Nebengebäude wurde ein neuer Wettbewerb fällig.

Zu hoch. Ein alternativer Entwurf beinhaltete eine geschwungene Fassade. Grafik: Sanierungsträger/Pro Potsdam
Zu hoch. Ein alternativer Entwurf beinhaltete eine geschwungene Fassade. Grafik: Sanierungsträger/Pro Potsdam
© Sanierungsträger/Pro Potsdam

Der nun gekürte Entwurf zeichnete sich ebenso wie zwei andere durch unauffällig-zurückhaltende Fassaden aus. Bei einem vierten – Variante A – hatte sich die Fassade mit wellenförmigen Elementen von den rechten Winkeln der Nachbargebäude abgehoben. Alle vier sind auf der Internetseite des Sanierungsträgers zum Umbau der Potsdamer Mitte unter www.potsdamermitte.de zu sehen. 

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