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Die Maskenpflicht in Potsdam wird ausgeweitet
© dpa

Die Corona-Lage in Potsdam am Mittwoch: Maskenpflicht wird ausgeweitet, Alkoholverbot vorbereitet

Die Stadtverwaltung Potsdam ergreift weitere Maßnahmen, um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Ab Donnerstag gilt für mehr Straßen eine Maskenpflicht, auch ein Alkoholverbot ist geplant.

Potsdam - In Potsdam hat Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) angekündigt, er wolle mit weiteren Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus nicht „zuwarten“, ob hier die Corona-Inzidenz noch über 200 steige. Ordnungsdezernentin Brigitte Meier (SPD) sagte, sie wolle ein Alkoholverbot für jene Straßen und Plätze in der Innenstadt und anderen wichtigen Bereichen der Stadt durchsetzen, wo nun schon das Tragen von Masken verpflichtend sei – das soll den Glühweinverkauf außer Haus eindämmen. 

So will man möglichst ab Freitag den Konsum von Alkohol verbieten, nicht aber den Ausschank. Auch auf Wochenmärkten, etwa am Nauener Tor, soll das Verzehren von Speisen und Getränken verboten sein. Bei Schulen wolle man für die letzte Woche vor Weihnachten einen Hybrid-Unterricht für die Oberstufen durchsetzen, auch der Sport- und Schwimmunterricht werde allgemein ausgesetzt, außer für Spezialklassen. Meier sagte, auch sie wünsche sich für Brandenburg einen zügigen Lockdown nach dem Vorbild von Sachsen - sonst drohe auch an Potsdamer Krankenhäusern die Überlastung.

Ausweitung der Maskenpflicht ab Donnerstag

Ferner kündigte Kommune am Mittwochabend an, bereits am Donnerstag solle das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung auf weitere Teile der Innenstadt, Babelsberg und Potsdam-West ausgeweitet werden. Konkret nannte die Stadt in der Innenstadt die Allee nach Sanssouci, den Luisenplatz, die Benkert-, Mittel-, Hermann-Elflein-, Jäger- sowie Teile der Linden-, Dortu- und der Gutenbergstraße. Dazu kommen in Babelsberg Teilbereiche der Karl-Liebknecht- und der Rudolf-Breitscheid-Straße sowie in Potsdam West Teilbereiche der Nansen- und der Geschwister-Scholl-Straße. 

Bislang gilt eine Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung auf den Wochenmärkten, im Bahnhofsumfeld, auf der Brandenburger Straße sowie in Teilen der Friedrich-Ebert-Straße. Hier müsse gegen "erhöhten Kundenverkehr" vorgegangen werden, hieß es. "Wir haben ein diffuses, über das Stadtgebiet verteiltes Infektionsgeschehen in Potsdam. Damit die Werte nicht noch weiter steigen, müssen wir Handeln", begründete Schubert sein Vorgehen. Ferner sollen Schüler, die in Quarantäne kommen, vor den Ferien nicht mehr zurück in den Präsenzunterricht.

Das Alkoholverbot im Detail

Das besagte Speisenverzehrverbot soll bis zum 7. Januar 2021 auf und rund um die Wochenmärkte gelten. Zwar könne dann noch ein Fischbrötchen oder eine Pizza gekauft, allerdings nicht mehr wie bisher vor Ort gegessen werden, hieß es. Das Alkoholkonsumverbot soll im Bereich rund um die Brandenburger Straße, das Holländische Viertel, den Luisenplatz, den Hauptbahnhof, auf Wochenmärkten sowie auf allen öffentlichen Parkplätzen, öffentlichen Spiel- und Sportanlagen sowie öffentlich zugänglichen Park- und Grünanlagen erlassen werden. Eine entsprechende Allgemeinverfügung werde in dieser Woche noch veröffentlicht, so das Rathaus. Das Verbot soll bis zum 7. Januar, also über die Weihnachtsfeiertage und Silvester gelten. Besonders die Glühweinstände in der Innenstadt hatte die Stadt zuletzt in den Fokus genommen. Bei Zuwiderhandlungen seien Bußgelder im Wiederholungsfall bis zu 25 000 Euro möglich.

Debatte im Hauptausschuss

Die für Potsdam geplanten neuen Maßnahmen zur Corona-Eindämmung haben am Mittwoch zu einer Debatte im Hauptausschuss geführt. FDP-Mann Björn Teuteberg sagte, ein Alkoholverbot zum Beispiel sei in der Vergangenheit stets mit dem Argument abgelehnt worden, dass sich das Problem so einfach verlagere. Rechtsamtschefin Karin Krusemark entgegnete, bei dem Verbot gehe es darum, den Infektionsschutz durchzusetzen. An den Glühweinverkaufsständen in der Innenstadt seien Abstandsregeln vielfach nicht mehr eingehalten worden. Man werde den Konsum verbieten, nicht aber den Ausschank, präzisierte sie. Und: Man werde die Situation weiter beobachten.

Auch für Schulen will die Stadt in der Woche vor den Weihnachtsferien zumindest in den Oberstufen auf kleinere Klassen und Hybridunterricht setzen. Bildungsdezernentin Noosha Aubel (parteilos) räumte auf FDP-Nachfrage aber ein, dass hunderte mobile Endgeräte für Schüler leider vom Hersteller noch nicht ausgeliefert worden seien – wegen der angespannten Marktlage. Ferner werde mit den neuen Maßnahmen der Schulsport nächste Woche untersagt.

Wie hier in der Dortustraße werden an zahlreichen Stellen in der Innenstadt Glühweinstände betrieben. Ab Samstag gilt ein Alkoholverbot
Wie hier in der Dortustraße werden an zahlreichen Stellen in der Innenstadt Glühweinstände betrieben. Ab Samstag gilt ein Alkoholverbot
© Andreas Klaer

Zur angespannten Lage in den Kliniken fragte AfD-Fraktionschef Chaled-Uwe Said im Ausschuss, ob Potsdam ein Ersatzkrankenhaus einrichten wolle – in Berlin scheine sich das auszuzahlen. Der Chef des Bergmann-Klinikums, Hans-Ulrich Schmidt, sagte, fehlender Platz sei nicht das Problem. „Aber uns fehlen die Mitarbeiter.“ Durch Ansteckungen oder Quarantäne-Fälle würde sich die Lage weiter verschlechtern. „Geben Sie mir einen Bus mit Pflegekräften!“ Covid-Patienten seien besonders personalintensiv zu betreuen, allein zum Drehen seien bis zu vier Mitarbeiter nötig - die dazu „Vollschutz“ tragen müssen. Die Lage sei in allen Kliniken der Region gleich. 

Said fragte auch, ob man die Bundeswehr im Krankenhaus einsetzen könne. Schubert verwies auf die bundesweite Krisenlage, anderswo seien die Schwierigkeiten noch größer. Schmidt sagte, Versorgungsengpässe seien auch in Potsdam schon absehbar: „Wir kommen an Leistungsgrenzen und sind noch nicht am Ende angelangt.“ Bis März oder April müsse man sich auf einen „Marathon“ einstellen, sagte Schmidt.

Klinikum für zeitnahen Lockdown

Schmidt sagte im Ausschuss auch, aus Sicht der Krankenhäuser sei ein zeitnaher Lockdown“ geboten: „Wir kriegen die Situation so nicht in den Griff“. Vor allem aus dem Süden Brandenburgs würde die Bedrohungslage wachsen. Auch in Potsdam stimme ihn die Lage sorgenvoll.So habe man schon erste Patienten aus Finsterwalde (Elbe-Elster) aufnehmen müssen. 

Auch die Tochterklinik in Forst in der Lausitz müsse Behandlungen übernehmen, um andere Kliniken der Region zu entlasten. Generell seien die Intensivstationen mehrerer Krankenhäusern in der Region bereits vollständig mit Corona-Patienten gefüllt. Mit mathematischen Methoden könne man schon jetzt absehen, dass man zusätzliche Kapazitäten zur Verfügung stellen müsse - so würde bei einem weiteren Anstieg der Infektionszahlen das Krankenhaus wohl nach Weihnachten voll belegt sein.

Neue Fälle in Potsdam

So hat Potsdam von Dienstag bis Mittwoch 50 Neuinfektionen mit dem Coronavirus verzeichnet. Das teilte die Stadt am Mittwochmorgen mit. Seit Beginn der Pandemie haben sich 2221 Menschen in der Landeshauptstadt mit dem Virus infiziert. Die 7-Tage-Inzidenz sank leicht auf 158,0. Am Vortag lag der Wert bei 159,7. 

Ferner ist eine Person, die an dem Corona-Virus erkrankt war, verstorben. Das teilte die Stadtverwaltung mit - ohne Details zu Alter oder Geschlecht zu veröffentlichen. Die Zahl der in Verbindung mit oder an dem Coronavirus verstorbenen Potsdamern liegt damit bei 59. Es wurden auch weitere Corona-Infektionen in Gemeinschaftseinrichtungen registriert. Neu dazugekommen sind laut Rathausangaben im Süden der Stadt die Kita "Sternkinder" am Patrizierweg sowie die Neue Grundschule in der Flotowstraße mit einer sechsten Klasse. Insgesamt gibt es damit aktuell in vier Kitas, fünf Grund- sowie fünf weiterführenden Schulen in Potsdam einzelne Corona-Fälle. Ferner gebe es zwei neue Corona-Infektionen in zwei Flüchtlingsheimen, hieß es.

Die Zahl der Corona-Patienten in den Kliniken der Stadt ist auf 55 gestiegen. Im Bergmann-Klinikum wurden 31 Corona-Patienten auf der Normal- und zwölf Patienten auf der Intensivstation behandelt. Im Alexianer-Krankenhaus St. Josefs werden elf Corona-Patienten auf der Normal- und ein Patient auf der Intensivstation betreut. Am Dienstagmorgen befanden sich nach Angaben der Stadt 51 Corona-Patienten in den Potsdamer Kliniken.

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