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Von Potsdamern, für Potsdamer – aber ohne Potsdamer Teilnehmer. Beim diesjährigen Internationalen Kugelstoß-Meeting in der MBS-Arena wird kein hiesiger Athlet antreten. 2015, als das Event Premiere feierte, war Henning Prüfer am Start – doch der fokussiert sich nun stärker auf das Diskuswerfen.
©  Sebastian Wells

Kugelstoßen in Potsdam: Mangel an der Kugel

In Potsdam wurden viele erfolgreiche Kugelstoßer geformt - wie Olympiasieger Udo Beyer. Die großen Erfolge liegen allerdings schon länger zurück, weil zuletzt die gesichteten Sportler oftmals mehr Potenzial für eine andere Wurfdisziplin entwickelten.

Kugelstoßen in Potsdam hat Tradition. Etliche kraftvolle Athleten von hier beherrschten den Umgang mit dem runden, bei den Männern 16 Pfund schweren Sportgerät aus Gusseisen derart gut, dass sie es bis in die nationale und internationale Spitze schafften. Allen voran Udo Beyer. Ihm gelang sogar der größtmögliche Triumph, 1976 wurde er Olympiasieger. Der inzwischen 61-Jährige weiß jedoch einzuschätzen: „Die Tradition ist zwar vorhanden, aber man muss schon recht weit in die Vergangenheit schauen, wenn man Potsdamer Spitzenleistungen im Kugelstoßen finden möchte. Zuletzt gab es da nicht mehr viel.“

Dieser Mangel spiegelt sich auch beim 2. Internationalen Kugelstoß-Meeting des SC Potsdam wider, das am heutigen Mittwochabend ab 19.30 Uhr in der MBS-Arena stattfindet. Kein Lokalmatador gehört dann zum Teilnehmerfeld. „Es ist schon schade, wenn hier so ein tolles Event ausgerichtet wird, man allerdings keinen eigenen Mann mit am Start hat“, findet auch Kai-Uwe Meier. Der leitende Leichtathletik-Landestrainer Brandenburgs konnte bei der Meetingpremiere 2015 zumindest einen Sportler vom Luftschiffhafen stoßen sehen – Henning Prüfer. Auf dessen Kappe geht der bislang letzte große internationale Kugel-Erfolg für Potsdam. 2013 wurde Henning Prüfer U18-Vizeweltmeister in jener Disziplin, die er parallel zum Diskuswerfen ausübte. Mit der Scheibe holte der gebürtige Rostocker derweil Silber bei der U18- sowie U20-WM und Bronze bei der U20-EM. „Kugelstoßen und Diskuswerfen lassen sich wegen recht ähnlicher Bewegungsabläufe lange Zeit sehr gut im Trainingsprozess kombinieren“, erklärt Landescoach Kai-Uwe Meier. „Irgendwann muss dann aber eine Entscheidung getroffen werden, es muss sich spezialisiert werden. Da Henning im Diskuswerfen mehr Perspektive hat, ist der Fokus nun klar darauf gelegt.“

Gesucht: "Riese, der richtig an die Kugel ranhauen kann"

Gleiches gilt für seinen jüngeren Bruder Clemens, der 2014 Diskus-Zweiter bei den Olympischen Jugendspielen geworden war und sich ebenfalls mit der Kugel probierte. Neben den talentierten Prüfer-Brüdern zählen auch Markus Münch und Kristin Pudenz – beide erfüllten 2016 die Olympianorm, kamen jedoch im nationalen Vergleich nicht unter die Top 3, was für eine Rio-Nominierung notwendig gewesen wäre – zu den Diskus-Hoffnungsträgern des Wurf-Bundesstützpunktes Potsdam.

Dass dort in der Gegenwart vorrangig die Scheiben werfende Zunft besticht, die Speerwurfathleten – Bester unter denen ist derzeit der zweifache U23-EM-Medaillengewinner Bernhard Seifert – bereits weniger Topleistungen vorweisen können und im Kugelstoßen kaum etwas Nennenswertes zu Buche steht, führt Kai-Uwe Meier auf das Sportlerpotenzial zurück. „In unseren Talentsichtungen achten wir sehr genau darauf, Leute zu finden, die grundsätzlich das körperliche Format besitzen, um im Werfen beziehungsweise Stoßen erfolgreich zu werden. Im Laufe der Zeit kristallisiert sich dann beim Training heraus, wer wofür am besten geeignet ist. Und leider haben wir zuletzt einfach nicht den Riesen dabei gehabt, der so richtig an die Kugel ranhauen kann“, berichtet er und fügt hinzu: „So einen Typen kann man sich schlichtweg auch nicht backen. Wir werden weiter akribisch arbeiten und gucken, ob wir jemand Vielversprechendes für das Kugelstoßen unter unsere Fittiche kriegen. Wenn ja, dann werden wir ganz gewiss alles daran setzen, daraus das Bestmögliche zu machen.“

Udo Beyer hofft auf einen sportlichen Erben in Potsdam

Somit geht das Warten auf einen sportlichen Erben in Potsdam für Udo Beyer zunächst weiter. Auch wenn dieser betont, dass ihm die gesamte Potsdamer Werfergilde, die als eine gemeinsame Einheit zu verstehen sei, am Herzen liege, so gibt der frühere Weltrekordhalter dann doch zu: „Ein neuer Top-Kugelstoßer vom Luftschiffhafen – darüber würde ich mich ganz besonders freuen.“ Damit die große Tradition nicht nur von dem Damals lebt, sondern auch mal wieder einen frischen Impuls bekommt.

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