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Die Baumassen und die Dichte der mittleren Speicherstadt – rechts im Bild – sind vielfach kritisiert worden. Auf der benachbarten Brache im nördlichen Teil der Speicherstadt soll es besser laufen.
© Johanna Bergmann

Pläne für nördliche Speicherstadt: Lobeshymnen auf das Forscher-Quartier

Potsdams Bauausschuss ist begeistert von dem Konzept für die nördliche Speicherstadt: Eine Investmentfirma von Hasso Plattner will die Brache kaufen und dort ein Wissenschaftsquartier errichten. Damit trifft der Investor offenbar einen Nerv.

Potsdam - So viel Lob ist in Potsdam selten. Von einem „Glücksfall“ für Potsdam sprachen manche, für die nördliche Speicherstadt sei ein „super Konzept“ vorgelegt worden, ein „sehr, sehr kluger Entwurf“ mit „schöner, offener, mutiger und moderner Architektur“ – kurzum „eine Augenweide“.

Wenn die Mitglieder des sonst so kritischen Bauausschusses derart einhelligen Enthusiasmus versprühen, muss der Investor wohl einen Nerv getroffen haben. Nach der Vorstellung der Pläne im nicht öffentlichen Teil der Sitzung am Dienstagabend jedenfalls ist klar: Die Investmentfirma der Familie von SAP-Gründer und Mäzen Hasso Plattner ist haushoher Favorit für den Kauf der vier Hektar großen Brache zwischen Leipziger Straße, Havelufer, den Wohnhäusern der Groth-Gruppe und Langer Brücke. 14 Firmen und Konsortien hatten insgesamt 32 Angebote für das prominent gelegene Areal vis-a-vis von Hauptbahnhof und neuem Schwimmbad abgegeben.

Eigentlich hatten die Flächen wegen des warnenden Beispiels der mittleren Speicherstadt nicht im Paket verkauft werden sollen. Dieses Areal war bekanntlich komplett an die Berliner Groth-Gruppe gegangen, deren erst vor kurzem fertiggestelltes Wohnquartier von vielen als zu dicht bebaut, zu massig und zu wenig begrünt empfunden wird.

Zielgruppe: Wissenschaftler in Potsdam

Das Konzept, das von der Potsdamer Projektentwicklungsgesellschaft Asenticon in Zusammenarbeit mit den Berliner Architekturbüros Hilmer & Sattler und Albrecht sowie Tchoban Voss stammt, hat die Bedenken gegen einen Paketverkauf offenbar zerstreut. Die Baumassen würden zwar ausgeschöpft, aber auf eine „äußerst vorteilhafte und kluge Weise, vor allem, was die Verteilung der Baukörper angeht“, sagte ein Ausschussmitglied den PNN. Insgesamt sieben Gebäude sind geplant, allesamt fünf- oder sechsgeschossig. Dazwischen allerdings soll es breit angelegte Grünflächen geben, die Abstände zwischen den Häusern seien deutlich größer, als es der Bebauungsplan zulasse, hieß es. Das neue Wohn- und Gewerbequartier sei speziell auf die Zielgruppe der vielen Wissenschaftler in Potsdam zugeschnitten, erklärte Asenticon-Chef Klaas Vollbrecht auf Anfrage.

So seien die rund 250 Wohnungen vor allem für Gastwissenschaftler der zahlreichen Potsdamer Forschungseinrichtungen gedacht, im Gewerbebereich liege der Fokus ebenfalls auf Dienstleistungen, die eine solche Klientel vor Ort erwarte, etwa Friseure, Ärzte, Schneider, Anwälte oder Kopiershops. Zudem werde es drei gastronomische Angebote mit „internationaler Ausrichtung“ geben, hieß es. Für das repräsentativ an der Ecke Leipziger Straße/Lange Brücke geplante Hotelgebäude soll wie vorgesehen ein Architekturwettbewerb durchgeführt werden. Darüber hinaus werde auch der Bau eines Boardinghauses erwogen, in dem man sich befristet einmieten kann, sagte der Projektentwickler. Allgemein gelobt wurde im Ausschuss die hohe Aufenthaltsqualität in dem Quartier, wozu auch die „autoarme“ Ausrichtung beiträgt: 90 Prozent der nachzuweisenden Stellplätze verschwinden in einer Tiefgarage.

Baustart frühestens 2018

Nach PNN-Informationen sprach sich das Gremium klar dafür aus, dass die Pro Potsdam mit der Plattner-Firma konkrete Kaufverhandlungen führt. Zuvor muss allerdings der Aufsichtsrat der städtischen Gesellschaft über einen solchen Schritt entscheiden. Das Gremium soll sich im März mit dem Thema befassen. Danach soll auch die Öffentlichkeit die Pläne zu sehen bekommen, die dann konkretisiert werden sollen. Vollbrecht rechnet mit einem Baustart frühestens 2018. Vier Jahre später soll alles fertig sein.

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