zum Hauptinhalt
Stararchitekt Daniel Libeskind (M.) mit Investor Jan Kretzschmar (l.) und Filmpark-Chef Friedhelm Schatz.
© Henri Kramer

Kein Architekturwettbewerb: Libeskind-Bau für Potsdam nimmt erste Hürde

Der geplante Turm neben dem Filmpark stand ebenso auf dem Programm des Bauausschusses wie stockende Straßenbauprojekte. Ärger bereitet die Sanierung der Brandenburger Straße - es fehlen Steine.

Potsdam - Missliche Meldungen aus dem Stadtplanungsressort von Dezernent Bernd Rubelt (parteilos) standen am Dienstagabend auf der Tagesordnung im Bauausschuss der Stadtverordneten. Das Gremium traf aber auch einige wichtige Entscheidungen zu Dauerthemen wie dem Griebnitzsee. Die PNN geben einen Überblick, was im Ausschuss passierte.

LIBESKIND–TURM OHNE WETTBEWERB 

Für das geplante Medienzentrum am Studio Babelsberg mit einem mehr als 60 Meter hohen Turm wird es keinen Architekturwettbewerb geben – Grundlage werden vielmehr die schon vorliegenden Entwürfe des US-amerikanischen Stararchitekten Daniel Libeskind sein. Darauf hat sich nach PNN-Informationen die Mehrheit der Stadtverordneten im nicht-öffentlichen Teil des Ausschusses verständigt. 

Allerdings soll es noch mindestens ein auch mit Stadtverordneten abgestimmtes Werkstattverfahren geben – inwiefern dabei noch Änderungsmöglichkeiten an dem Entwurf bestehen, ist offen. Ferner müssten die Stadtverordneten auch eine Änderung des Bebauungsplans vor Ort beschließen. Allerdings gebe es für das Projekt prinzipielles Wohlwollen, hieß es aus Kreisen der SPD. Vorbehalte gegen den geplanten Umfang des riesigen Bauprojekts gibt es dagegen noch bei den Grünen. 

Wie berichtet sollen in dem bis zu 66 Meter hohen und an Filmdosen erinnernden Libeskind-Zentrum von Investor Jan Kretzschmar und Filmpark-Chef Friedhelm Schatz 5000 Arbeitsplätze in der Medienbranche entstehen – für 300 Millionen Euro. Den bis dato öffentlich noch unbekannten Entwurf für den Bau wollen die Planer nach PNN-Informationen öffentlich präsentieren, das Datum dafür ist aber noch ungewiss.

[Was ist los in Potsdam und Brandenburg? Die Potsdamer Neuesten Nachrichten informieren Sie direkt aus der Landeshauptstadt. Mit dem neuen Newsletter Potsdam HEUTE sind Sie besonders nah dran. Hier geht's zur kostenlosen Bestellung.]

STOCKENDE STRASSENBAUPROJEKTE 

Ungewiss ist nach Darstellung aus dem Rathaus, wie es in der Innenstadt mit dem eigentlich schon für dieses Jahr vorgesehenen Ausbau der sanierungsbedürftigen Brandenburger Straße vorangeht. Das Problem: Lieferschwierigkeiten bei den Pflastersteinen, die aus China kommen. Das bestätigte die Leiterin des Bereichs Verkehrsanlagen, Martina Woiwode, den PNN am Rande des Ausschusses. 

Noch sei unklar, ob der schon verschobene Start der Baumaßnahmen für die Einkaufsmeile nun wirklich im März 2022 beginnen könne – denn die Steine lägen eben immer noch in China. Hintergrund seien die weltweiten Lieferengpässe bei bestimmten Baumaterialien, bedingt auch durch Kapazitätsprobleme im Lieferverkehr. Dabei hatte die Verwaltung noch Ende vergangenes Jahr verkündet, dass die Steinlieferung unerwartet günstig ausfalle: Statt kalkulierten 950.000 Euro war nur noch von einem Kaufpreis in Höhe von 580.0000 Euro die Rede. Nun hieß es, bei anhaltenden Schwierigkeiten müsse möglicherweise sogar neu ausgeschrieben werden. 

Der Straßenbelag in der Brandenburger Straße ist nicht in bestem Zustand.
Der Straßenbelag in der Brandenburger Straße ist nicht in bestem Zustand.
© Andreas Klaer

Doch nicht nur Material-, sondern auch Personalmangel macht der Bauverwaltung zu schaffen. So würde die Umsetzung anderer Projekte wie die Sanierung des Schafgrabens in Potsdam-West dadurch verzögert, dass nicht genügend Planer vorhanden seien, selbst bei einem von der Stadt extern beauftragten Büro, so Woiwode. „Hier schlägt der Fachkräftemangel voll durch“, sagte sie. Man finde schlicht keine geeigneten Bewerber. In ihrer Behörde seien von acht Mitarbeitern gerade noch zwei im Dienst. Das dann Projekte wie der Schafgraben auf nächstes Jahr verschoben würden, sei auch für sie frustrierend, machte Woiwode deutlich. 

PLAN FÜR RAW-DIGITALZENTRUM 

Für das umstrittene RAW-Digitalzentrum in der Friedrichs-Engels-Straße soll bis Ende des Jahres der nötige Bebauungsplan stehen. Das gab die Stadtverwaltung im Ausschuss bekannt. Es gebe vom Investor auch noch einen Wunsch für die Veränderung des nötigen städtebaulichen Vertrags, sagte Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos). Investorenvertreter Mirco Nauheimer hatte zuletzt auf PNN-Anfrage keinen aktuellen Status zum Stand des Projekts kommunizieren wollen – ohne nähere Details zu nennen. Anwohner fürchten, dass sich durch das Vorhaben die Mieten in dem Gebiet deutlich erhöhen könnten und sie verdrängt werden. 

NEUER GRIEBNITZSEE-VERSUCH

Dritter Anlauf für einen Uferweg-Bebauungsplan am Griebnitzsee: Der Bauausschuss hat den Aufstellungsbeschluss mit klarer Mehrheit bestätigt. Dagegen stimmten Wieland Niekisch (CDU) und Chaled-Uwe Said (AfD). Viola Holtkamp von der Bauleitplanung sagte, man werde die Erkenntnisse aus früheren Gerichtsverfahren berücksichtigen. So plane man eine Erhebung des Radverkehrs – deren Fehlen hatte das Oberverwaltungsgericht bemängelt.

Zur Startseite