Potsdamer Minsk: Letzte Chance für das Minsk
Linke fordern eine separate Grundstücksvergabe.
Innenstadt - Für das Gebäude des früheren Terrassenrestaurants Minsk wird es am morgigen Mittwoch ernst. Dann steht ein Antrag der Linken und der Fraktion Die Andere auf der Tagesordnung der Stadtverordnetenversammlung. Dieser sieht vor, die kommunalen Stadtwerke als Eigentümer anzuweisen, das Minsk-Grundstück getrennt von den anderen Grundstücken zu verkaufen. Das würde die Chancen für einen Erhalt des Gebäudes erhöhen. Allerdings zeichnet sich dafür bisher keine Mehrheit ab. Sympathie für das Minsk hegen zwar auch die Grünen. Deren Fraktionschef Peter Schüler hatte erklärt, den Erhalt des Minsk als Bauzeugnis der DDR zu einem entscheidungserheblichen Kriterium zu machen. Doch CDU, SPD und Bürgerbündnis erklärten auf Anfrage, sie würden für einen Verkauf an den Meistbietenden stimmen. Bleibt es dabei, dürfte die letzte Chance für das Minsk vorbei sein.
Hintergrund ist das seit dem vergangenen Jahr laufende Verfahren zur Vergabe der Grundstücke am Hang des Brauhausberges. Es geht um das gesamte Areal der alten Schwimmhalle und des Minsk sowie kleinere Flächen oberhalb der Bestandsgebäude. Ein bislang unbekannter Investor hatte wie berichtet rund 27 Millionen Euro für die gesamte rund 17 000 Quadratmeter große Fläche geboten – freilich unter der Voraussetzung, dass das Minsk abgerissen wird. Mit den Einnahmen soll der 40 Millionen Euro teure Bau des neuen Sport- und Freizeitbads blu am Leipziger Dreieck zum Teil gegenfinanziert werden. Für das Areal sieht der Bebauungsplan mehrere Mehrgeschosser mit Wohnungen vor. Der Erhalt des Minsk ist darin optional möglich.
Welche Pläne die insgesamt 31 Bewerber haben, ist weitgehend offen. Bekannt wurde zuletzt, dass der Babelsberger Investors Jan Kretzschmar das Minsk sanieren und in seinen ursprünglichen äußeren Zustand zurückversetzen will. Umliegenden Neubauten sollen sich an der Minsk-Architektur orientieren. Der Vorschlag der Initiative „(re)vive minsk“ um den Architekten Falco Herrmann sieht im Minsk Wohnungen und ein Café vor. Würden die Grundstücke tatsächlich für das Höchstgebot verkauft werden, würde das auf den Bau von hochpreisigen Eigentumswohnungen an einem Nordhang neben einer Bundesstraße mit Blick auf die Rückseite des blu hinauslaufen.
Der wahrscheinliche Abriss des Minsk hatte zuletzt überregional für Aufmerksamkeit gesorgt. 35 namhafte Experten hatten sich in der vergangenen Woche in einem offenen Brief an Stadtverwaltung, Stadtpolitik und Stadtwerke gewandt. Unter dem Titel „Eine Perspektive für das Minsk“ verlangen sie den Erhalt des DDR-Gebäudes. Mit seiner „hochwertigen, beispiellosen Gestaltungsqualität“ sei es „prädestiniert für einen Erhalt und ein städtebauliches Zusammenspiel“ mit der künftigen Bebauung des Brauhausbergs. Und auch die Bürgerinitiative Mitteschön, sonst eher dem architektonischen Erbe des Barock verpflichtet, fordert nicht nur den Erhalt des Minsk, sondern sogar Denkmalschutz.
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