Shoppingfrust in Potsdam: Leere Straßen, leere Kassen
Das Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel ist gestört. Doch es ist nicht nur die 2G-Regel, die den Händlern Sorgen bereitet.
Potsdam - Mitten im eigentlich einträglichen Weihnachtsgeschäft belastet die vierte Coronawelle den Potsdamer Einzelhandel. Beziffern lassen sich die Einbußen noch nicht genau, sie dürften aber erheblich sein. Angesichts hoher Infektionszahlen und voller Krankenhäuser kommen viele potenzielle Kunden nicht in vorweihnachtliche Shopping-Stimmung. Die 2G-Regelung sorge für Mehraufwand und verunsichere Kunden, heißt es aus der Branche.
Besonders getroffen sind die Einzelhändler in der Innenstadt. Unter den Händlern sei die Stimmung nicht gut, weiß der Vorsitzende der AG Innenstadt Götz Friederich zu berichten. Es kämen lediglich gezielte Käufer. „Die Laufkundschaft bleibt weg.“ Das setze einigen Händler ziemlich zu. Durch den abgesagten Weihnachtsmarkt fehlten auch die Kunden, die nach einem entspannten Besuch auf dem Weihnachtsmarkt noch das einen oder andere Geschäft aufsuchen.
Auch die 2G-Regelung sei besonders für kleinere Geschäfte belastend: Die Kontrolle an sich sei schon ein zusätzlicher Aufwand. Außerdem müssten immer wieder Kunden weggeschickt werden, weil sie statt des elektronischen Impfzertifikats zum Einscannen nur den gelben Impfausweis mitbringen. Die Langzeitfolgen durch den weggebrochenen Umsatz seien noch nicht absehbar, so Friederich. Es sei erneut staatliche Hilfe gefragt.
Erste Lokale haben wieder geschlossen
Ein ähnliches Bild zeichnet auch Patrick Großmann, Sprecher der Händlervereinigung „ici“. Er schätzt die Umsatzeinbußen auf rund 70 Prozent. Zwar sei der jüngste Samstag ganz gut gelaufen, sonst sei das Geschäft in der Innenstadt aber praktisch tot. Diskussionen um die Impfzertifikate habe er bislang nicht erlebt. „Aber es sind ja kaum Menschen unterwegs.“ Keiner gehe im Moment gerne einkaufen. „Das ist natürlich Gift im Weihnachtsgeschäft.“ Noch schwieriger sei die Situation in der Gastronomie. Es hätten bereits die ersten Lokale wieder geschlossen, weil sich der Aufwand nicht lohne.
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Wie berichtet hatte das Land Brandenburg vor etwa zwei Wochen die Corona-Regeln verschärft. Seitdem haben nur noch Geimpfte und Genesene zu weiten Teilen des Einzelhandels sowie zu Friseuren, Sportanlagen, Schwimmbädern, Museen, Freizeitparks und Zoos zutritt. Es gilt also die 2G-Regel. Ausgenommen sind Geschäfte mit Waren des täglichen Bedarfs.
Jugendliche unter 18 Jahren und Menschen, für die die Ständige Impfkommission eine Impfung nicht empfiehlt, müssen bei 2G-Vorschrift einen aktuellen negativen Test vorlegen sowie durchgehend FFP2-Maske tragen. Gaststätten waren bereits zuvor unter die 2G-Regel gestellt worden.
Kein normales Weihnachtsgeschäft in den Bahnhofspassagen
Etwas besser läuft das Geschäft in den Bahnhofspassagen. Am Montag war beispielsweise im großen Elektronikmarkt an der Langen Brücke reger Betrieb zu beobachten. „Wir sind ja kein reines Einkaufszentrum, sondern ein Verkehrsknoten“, sagt Center-Manager Carsten Paul. Die gute Grundfrequenz helfe den Händlern. Dennoch gebe es auch im zweiten Jahr in Folge kein normales Weihnachtsgeschäft. Im Winter vor einem Jahr konnte die Gastronomie nur Gerichte zum Mitnehmen verkaufen und das Kino war geschlossen.
Der Umsatz dürfte bei vielen Händlern etwas unter dem Niveau vor Corona liegen, nur bei wenigen laufe es besser. Es sei aber noch zu früh, um das genauer zu beziffern. Die 2G-Regelung sei für die Händler eine zusätzliche Herausforderung. Er habe aber den Eindruck, dass das gut umgesetzt werde. „Es ist nicht erfreulich, aber notwendig.“ Er hoffe, dass die Geschäfte „mit einem blauen Auge davonkommen“.
Auch in Potsdams größtem Shopping-Tempel, dem Stern-Center, gilt seit rund zwei Wochen die 2G-Regelung in vielen Geschäften. Da es aber auch viele Händler mit Waren des täglichen Bedarfs gebe, die von der 2G-Regel ausgenommen sind, seien dennoch Kunden unterwegs. Am Wochenende sei zudem zusätzliches Publikum zu einer Impfaktion in das Center gekommen.
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Verkaufsoffener Sonntag in Berlin als Problem
„Der Publikumsverkehr ist aber zurückhaltender als sonst“, sagt Center-Manager Frank Kosterka. Die Impfnachweise würden von den Händlern kontrolliert. Mitunter gebe es aber viel Aufklärungsbedarf. Auch er berichtet von Kunden, die nur einen gelben Impfpass, aber kein nachprüfbares Impfzertifikat vorgewiesen hatten. Der Mehraufwand für die Kontrollen sei erheblich.
Es gebe allerdings noch mehr Probleme. „Der verkaufsoffene Sonntag in Berlin führt natürlich zu Abwanderung von Kunden“, so Kosterka. Dort könne man den Einkauf gleich noch mit einem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt verbinden. In Brandenburg gelten hingegen andere Regeln. „Das wird sich in den Umsätzen bemerkbar machen.“
Ein weiterer Faktor hat auch mit Corona zu tun: Durch die Lieferengpässe infolge der Lockdowns in vielen Ländern fehle es schlicht auch an manchen Produkten, selbst wenn die kaufwillige Kundschaft da sei. Für viele Händler wirke sich das wie eine angezogene Handbremse aus.
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