Potsdamer Schwimmsport: Landmarke seiner Zunft
Der Potsdamer SV will nationale Spitze im deutschen Schwimmsport sein. Dafür muss er ein vom Bund geförderter Stützpunkt bleiben. Einen Schub für den Schwimmstandort Potsdam erhofft man sich vom neuen Bad, wo attraktive Wettkämpfen stattfinden sollen.
Als Christian Diener nach dem olympischen 200-Meter-Rücken-Finale aus dem Becken stieg, wäre er am liebsten sofort wieder reingesprungen. „Ich war total heiß, wollte gleich noch mal schwimmen“, sagt der 23-Jährige vom Potsdamer SV im OSC. Auch am vergangenen Montag ging es ihm so, als er nach vierwöchiger Urlaubspause wieder ins Training einstieg. „Im Kopf ist alles klar“, erzählt er, „ich will zu den Spielen 2020 in Tokio.“
Der kommende olympische Zyklus wird einhergehen mit Veränderungen. Nach dem schwachen Abschneiden der deutschen Schwimm-Elite in Rio ohne Medaillengewinn – Diener war mit seinem siebten Platz eine der wenigen Positiverscheinungen innerhalb des Deutschen Schwimm-Verbands (DSV) – „muss strukturell etwas passieren“, sagt Jörg Hoffmann, Cheftrainer des Potsdamer Bundes-Nachwuchsstützpunktes. Vor allem müssten die vorhandenen Ressourcen optimiert werden, so Hoffmann: „Es ist genug Geld im deutschen Sport vorhanden, es muss nur besser verteilt werden.“ Potsdam könnte dabei in Zukunft wichtige Landmarke des deutschen Schwimmsports sein. „Unser Ziel ist es, Bundesstützpunkt für den Nachwuchs und somit arbeitsfähig zu bleiben und um mehr Talente nach Potsdam zu holen“, sagt der Coach.
Unliebsames "Urlaubs-Mitbringsel" für Olympia-Siebten Christian Diener
In der kommenden Woche wird sich der DSV auf seiner Verbandstagung das erste Mal nach den Olympischen Spielen treffen und das Abschneiden der deutschen Schwimmer in Rio analysieren. Im November werde der Verband über die neuen Strukturen und Stützpunkte beraten, eine Festlegung erwartet Hoffmann im kommenden Frühjahr. „Daher bin ich derzeit völlig ruhig und man kann die Ergebnisse sachlich und seriös aufarbeiten“, meint der 46-Jährige. „Zumal meine Jungs ohnehin nicht da sind“, fügt er hinzu.
In der Tat ist das Trainingspensum seiner Gruppe in den kommenden Wochen überschaubar. Christian Diener holt bis Ende des Jahres in Hannover seine Bundeswehrlehrgänge nach, die er während der Olympiavorbereitung verpasst hat. Felix Wolf absolviert seine Polizeimeisterausbildung, Carl Louis Schwarz beginnt ein Studium in Wildau, Yannick Lebherz forciert sein Studium. Und Diener muss noch ein „Mitbringsel“ aus dem Urlaub loswerden: Beim Kitesurfen auf der Ostsee strandete er auf einer Sandbank und brach sich den Mittelfuß. „Es verheilt aber gut“, gibt er Entwarnung.
Neues Bad als Arena für Meisterschaften, German Open und Bundesliga
Wie schnell der Genesungsprozess der kränkelnden Schwimmnation Deutschland dauern wird, bleibt abzuwarten. „Trainingsmethodisch wurden einige Veränderungen verpasst“, sagt Hoffmann durchaus selbstkritisch. Mit Diener habe er drei, vier Jahre lang immer wieder anders trainiert, ehe „wir eine Balance gefunden haben“, führt er aus. „Jetzt muss man schauen, wie man es auf andere Athleten übertragen kann.“
Diese nach Potsdam zu holen, ist eine Aufgabe, die sich der PSV als Ziel stellt. „Wir wollen nationale Spitze sein. Das ist unser Anspruch“, formuliert Vereinschef Michael Prenz. Mit dem Status eines Bundesstützpunktes, der neuen Halle am Brauhausberg, die als wettkampftaugliche Arena Veranstaltungsstätte für Meisterschaften, die German Open des DSV und die Bundesliga sein soll, Vorzeige-Athleten mit professioneller Einstellung, einem gesunden Verein sowie einer am Schwimmsport interessierten Sponsorengemeinde habe Potsdam gute und wichtige Voraussetzungen. Treuer Begleiter auf diesem Weg ist die Mittelbrandenburgische Sparkasse, die am gestrigen Dienstag ihren Sponsorenvertrag mit dem PSV um ein weiteres Jahr verlängerte.
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