Zur Zukunft der Potsdamer Biosphäre: Stadtpolitik uneinig vor Entscheidung über Tropenhalle
Bau- und Hauptausschuss stimmen unterschiedlich ab, deutlich wird: Die Rathauskooperation ist uneins – nun ist die Stadtverordnetenversammlung gefragt.
Potsdam - Vor der finalen Abstimmung über den von der Stadtspitze vorangetriebenen Umbau der Biosphäre sind die Mehrheitsverhältnisse instabil – auch bei der Rathauskooperation, die die Politik von Oberbügermeister Mike Schubert (SPD) stützen soll. Das haben Debatten im Bau- und Hauptausschuss am Dienstag- und Mittwochabend gezeigt. Am kommenden Mittwoch folgt nun der Showdown im Stadtparlament.
Schubert will Halle als Bildungsstätte für Klimawandel
Bekanntermaßen will Schubert die finanziell defizitäre Tropenhalle zu einer überregional ausstrahlenden Bildungsstätte für den Klimawandel umbauen, zu einer Biosphäre 2.0. Die dauerhafte Belastung des städtischen Haushalts mit 1,6 Millionen Euro pro Jahr bliebe dabei erhalten. Dennoch warb Schubert im Hauptausschuss für die millionenschwere Investition: Das Ganze sei eine Chance.
Rathauskooperation folgt Schubert nicht geschlossen
Doch die Kooperation folgte ihm nicht in Gänze. Es gab acht Für- und sechs Gegenstimmen, sowie zwei Enthaltungen. Uneinheitlich stimmten SPD und Grüne. Der Sozialdemokrat Pete Heuer sagte, im Vergleich zu einer von ihm präferierten gemäßigt temperierten „Kaltlufthalle“ mit Sport- und Freizeitnutzung für den schnell gewachsenen Stadtteil werde die Biosphäre 2.0 für rund 30 Millionen Euro Mehrkosten im engen kommunalen Haushalt sorgen.
Einen Abend zuvor hatte Heuer im Bauausschuss einen Sieg errungen. Dort war die Biosphären-Vorlage der Verwaltungsspitze auf Heuers Impuls hin seziert worden. Das Ergebnis: Die Vorfestlegung auf den Umbau zu einer Biosphäre 2.0 fiel bei der Mehrheit der Mitglieder durch. Heuers Kalkül: So könnte das auch im Stadtparlament klappen.
Hauptausschuss stimmt für mehr Angebote für Anwohner
Im Hauptausschuss jedoch wurde diese Vorgehensweise knapp abgelehnt. Dort wurde ein SPD-Antrag beschlossen, wonach mehr Angebote für Anwohner des Stadtteils vor und in der erneuerten Biosphäre zu prüfen seien. Anlieger waren nicht anwesend.
In beiden Ausschüssen wurden viele bekannte Argumente einmal mehr artikuliert. So warnte Wolfhard Kirsch (Bürgerbündnis) vor einem „Rumgedoktere an einem toten Pferd“ und empfahl, die Biosphäre „sterben“ zu lassen und „das Grundstück besser zu Geld zu machen“. Grünen-Vertreter Gert Zöller plädierte dafür, die avisierte Planungsphase von zwei Jahren auch dafür zu nutzen, das Konzept für das Haus zu definieren: „Dieser Umbau zu einem Haus für Klimabildung ist mir noch zu unkonkret.“ Gleichzeitig forderte Zöller, dass bei einem Umbau zu einem Haus für Klimabildung dann auch das Gebäude selbst wirkliche Klimaeffizienz aufweisen sollte. Er sprach sich aber auch deutlich gegen einen Abriss aus, „denn das Gebäude hat eine besondere Architektur“.
Heuer wiederum bezeichnete das Verwaltungskonzept als „nicht wirtschaftlich, nicht sozial, nicht ökologisch“. Vor allem an den Zahlen der Verwaltung übte Heuer Kritik: Man habe für Umbau und Betriebskosten beider Varianten Zahlen aus verschiedenen Jahren zur Gegenüberstellung genutzt – gerade die Baukosten hätten sich in der Zwischenzeit verteuert. Zustimmung gab es hier von CDU und FDP.
Stadt: Höhere Baupreise träfen beide Umbauten
Der städtische Bau-Geschäftsstellenleiter Harald Kümmel hatte im Bauausschuss Mühe, Zweifel und Kritik an der Biosphäre 2.0 zu entkräften. Höhere Baupreise würden jede Variante treffen, so Kümmel – auch den Umbau zu einer Kalthalle. Auch mit gestiegenen Energiekosten müsste bei jeder Variante gerechnet werden. Jedoch sei der Unterhalt bei der Kalthalle geringer als beim Biosphäre-2.0-Konzept, räumte Kümmel ein. Rund eine Million fielen bei der Heuer-Variante an, 1,66 Millionen bei dem Vorschlag der Rathausspitze. Bekäme die Stadt noch Fördermittel vom Land, könnte der Zuschuss auf 1,3 Millionen Euro sinken, hieß es auch. Allerdings seien solche Fördermittel aus seiner Sicht nicht zu erwarten, so Heuer.
Gespräche über Fördergeld für Klimabildung
Der Linken-Stadtverordnete Hans-Jürgen Scharfenberg sagte hingegen, mit einer „Trivialnutzung“ allein für Freizeit und Sport werde es in keinem Fall eine Förderung durch das Land geben. Er sei jedoch optimistisch, dass eine Klimabildungsstätte förderfähig sei – und Verwaltungsmann Kümmel ergänzte: Erste positive Gespräche habe es bereits gegeben.
Kümmel machte auch noch einmal auf die touristische Bedeutung des Standortes aufmerksam. Die Tropenhalle, die jüngst mit Sebastian Leifgen einen neuen Geschäftsführer bekommen hat, sei nach Sanssouci, Barberini und Filmpark der Ort mit den vierthöchsten Besucherzahlen in Potsdam. Rund 180 000 Gäste zähle man pro Jahr.
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