Modellprojekt in Potsdam: Kritik wegen Zeppelinstraße nimmt zu
Die Kritik am Feldversuch zur Einengung der Zeppelinstraße reißt nicht ab. Das Verkehrsaufkommen damit reduzieren zu können sei "Wundschdenken", hieß es vom Verkehrstisch Potsdam.
Potsdam-West - Die Kritik an der Einengung der Fahrbahn in der Zeppelinstraße reißt nicht ab. Nun haben sich der Potsdamer Verkehrstisch und der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) zu Wort gemeldet. „Wir zweifeln mehrheitlich an, dass die vorgesehenen Maßnahmen zielführend sind“, teilte ein Sprecher des Verkehrstischs, ein Bürgerforum von Vereinen und Interessierten, am Mittwoch mit.
Es sei absurd, den Verkehrsraum auf einer ohnehin überlasteten Straße zugunsten des Fahrradverkehrs einzuschränken. Besser wäre eine Fahrradtrasse entlang der Havel – von der Pirschheide bis in die Stadtmitte. Die Erwartung, den Autoverkehr durch restriktive Maßnahmen in nennenswerten Größenordnungen zu reduzieren, erscheine als „reines Wunschdenken“, hieß es in der Stellungnahme des Verkehrstisches. Denn der erhoffte Umstieg auf das Fahrrad sei vielfach nicht möglich oder zumutbar, auch ein Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr sei bei dessen jetziger Struktur nicht zu erwarten.
ADAC: Verengung der Zeppelinstraße "nicht zielführend"
Die Stadtverwaltung will mit der für sechs Monate geplanten Verengung die Abgaswerte in der Straße verringern, beim giftigen Stickstoffdioxid wurden in den vergangenen Jahren mehrfach Grenzwerte verletzt. Das Vorgehen ist seit Jahren umstritten – und der Ärger bei Autofahrern offenbar groß, wie auch viele Äußerungen in sozialen Netzwerken wie Facebook zeigen.
Deutliche Worte findet auch Volker Krane, Verkehrsvorstand beim ADAC. Eine Reduzierung des Auto-Pendlerverkehrs nach Potsdam könne nur erreicht werden, wenn die Nahverkehrsangebote attraktiver würden – etwa über die noch nicht umgesetzte Schaffung einer separaten Busspur zwischen Geltow und Potsdam. Doch in der jetzigen Form sei das Umbauprojekt „nicht zielführend“ – der dauernde Stop-and-Go-Verkehr erhöhe die Emissionswerte sogar, so Krane. Seit Beginn des Versuchs am 1. Juli liegt die Belastung laut Landesumweltamt allerdings leicht unter den Grenzwerten.
Linke will Zeppelinstraße früher öffnen - Stadtparlament lehnt ab
Unterdessen hat eine Mehrheit im Stadtparlament am Mittwoch einen Antrag der Linken abgelehnt, dass der Feldversuch drei Monate nach seinem Beginn eine Evaluation erfährt. Damit hatte die Linke erreichen wollen, dass der Versuch möglicherweise noch vor dem Winter abgebrochen wird. Grünen-Stadtverordnete Saskia Hüneke sagte, so eine Evaluierung sei ohnehin geplant – daher sei der Antrag „durch Verwaltungshandeln erledigt“. Das bestätigte auch der neue Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos). Zudem erinnerte er, dass das Landesumweltministerium für den Versuch eigentlich ein Jahr Laufzeit gefordert habe – die sechs Monate seien daher schon ein Kompromiss.
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