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Der Verkehrsbetrieb Potsdam plant die Anschaffung von elf neuen Gelenkbussen - mit Dieselantrieb.
© Andreas Klaer

Neue Dieselbusse in Potsdam: Kritik und Zuspruch für Pläne des Verkehrsbetriebs

Die Ankündigung des Verkehrsbetrieb Potsdam (ViP) für die Anschaffung neuer Busse mit Dieselantrieb stößt auf Kritik. Der Vip wehrt sich und bekommt Unterstützung.

Potsdam - Die beabsichtigte Anschaffung von elf Dieselbussen durch den Potsdamer Verkehrsbetrieb (ViP) stößt auf Kritik. Die Potsdamer Grünen sprachen am Mittwoch von einer Investition in Millionenhöhe, die das Stadtklima auf Jahre belasten wird. Das sei nicht nur für Klimaaktivisten und politisch Engagierte, die sich in den letzten Jahren für ein Umdenken und Taten in Sachen Klimaschutz einsetzten, ein Schlag ins Gesicht, teilte der Potsdamer Kreisverband der Grünen mit. „Eine ähnliche Diesel-Debatte haben wir mit dem ViP bereits vor zweieinhalb Jahren geführt“, sagte die Kreisvorsitzende Carolin Herrmann. „Da waren Elektrobusse in unserer Nachbarstadt Berlin noch im Test – heute betreibt die BVG bereits 30 Elektrobusse und will bis 2030 komplett umstellen.“ Das zeige, dass es der ViP-Geschäftsführung allein an Mut fehle, neue Wege zu gehen. „Es wird Zeit, dass sie aus ihrem Winterschlaf erwacht.“

Wie berichtet hat der Verkehrsbetrieb derzeit die Anschaffung von insgesamt elf neuen Niederflurgelenkbussen ausgeschrieben. „Für den Betrieb der angebotenen Fahrzeuge ist ausschließlich Dieselkraftstoff vorgesehen“, heißt es in den Ausschreibungsunterlagen. Mit den neuen Bussen sollen bis 2022 schrittweise ältere Fahrzeuge ersetzt werden. Die Gelenkbusse sollen 18 Meter lang sein und vier Türen haben.

Warten auf ausgereifte Technik

Beim Verkehrsbetrieb rechtfertigt man sich: Bisher getestete Elektro- oder Hybridbusse konnten auf Grund mangelnder Reichweite und fehlender Ladeinfrastruktur nicht im Linienbetrieb eingesetzt werden, so Sprecher Stefan Klotz. Ab 2025 seien gemäß einer EU-Richtlinie bei der Ersatzbeschaffung 45 bis 65 Prozent alternative Antriebe vorgesehen. „Um es klar zu sagen, wenn die Technik für eine Flottenumrüstung ausgereift ist, wird die ViP auch beim Bus elektrisch fahren“, so Klotz. Dennoch müsse man derzeit neben den Klimaaspekten auch die Zuverlässigkeit und die Wirtschaftlichkeit betrachten. „Alternativ angetriebene Busse kosten immerhin das 1,5- bis 2-fache im Vergleich zum Dieselbus.“

Allerdings weist der Verkehrsbetrieb auch darauf hin, dass es mit der Anschaffung der Fahrzeuge allein noch nicht getan ist. „Es muss auch eine bedarfsgerechte Lade- und Werkstattinfrastruktur geschaffen werden“, so Klotz. „Diese ist noch nicht vorhanden und bedarf in der Regel eines größeren zeitlichen Vorlaufs als die Beschaffung der Busse.“

Berlin im Vorteil

Wie berichtet ist man in Berlin schon weiter: 30 E-Busse hat die BVG angeschafft, jeweils zur Hälfte von Mercedes und dem polnischen Hersteller Solaris. Bis 2021 sollen 225 E-Busse in der Stadt im Einsatz sein, bis zum Jahr 2030 soll die gesamte Busflotte der BVG elektrisch fahren. „Generell sind große Verkehrsbetriebe wie Berlin aufgrund der Anzahl der Busse auch im Vorteil bei solchen Testreihen, da dort Werkstattkapazitäten wirtschaftlicher aufgebaut werden können“, so Klotz. Beim deutlich kleineren ViP müsste man entsprechende Kapazitäten dann für nur wenige Fahrzeuge vorhalten. Ohnehin seien zwei Drittel der Potsdamer Fahrgäste mit der Tram unterwegs – und die wird seit 2015 ausschließlich mit Ökostrom angetrieben.

Unterstützung bekommt der ViP vom Stadtverordneten Andreas Menzel (BVB/Freie Wähler). Dieselbusse nach neuestem Emissionsstandard seinen für den ländlichen Raum noch immer das erste Mittel, so der Ex-Grüne. Seine frühere Partei sei bisher nicht mit Haushaltsanträgen zur Steigerung der Zuschüsse an den ViP aufgefallen. „Teure und unwirtschaftliche Forderungen aufstellen, ohne zu sagen, wer sie wie finanzieren soll, ist einfach aber unseriös“, so Menzel. 

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